Im Gespräch mit Dr. Siegfried Jaschinski, Partner von Augur Capital, und Rainer Gehrung, Geschäftsführer der SCMT Steinbeis Center of Management and Technology GmbH
Auch die mittelständischen Unternehmen, die das Herzstück der deutschen Wirtschaft sind, werden von der aktuellen Pandemie mit voller Wucht getroffen: Kontaktverbote, Geschäftsschließungen und Reisebeschränkungen haben Umsatzeinbußen, schmelzende Liquiditätspolster und unsichere Geschäftsaussichten zur Folge. Gerade in dieser Zeit ist die Stärkung des Eigenkapitals überlebensnotwendig. Welche Möglichkeiten der Socius Mittelstandsfonds den Unternehmen hierfür anbietet und warum Innovationen auch und vor allem in Krisenzeiten nicht fehlen dürfen, darüber hat die TRANSFER mit dem Steinbeis-Experten Rainer Gehrung und Dr. Siegfried Jaschinski, Partner von Augur Capital, gesprochen.
Herr Gehrung, mit der Pandemie ist eine Situation entstanden, die es so noch nicht gab und bei der die große Gefahr besteht, dass daraus eine fundamentale Krise insbesondere für die den wirtschaftlichen Erfolg der Vergangenheit prägenden mittelständischen Unternehmen resultiert. Wenn Sie die Situation im Lösungsmodus betrachten, welche realistischen Chancen sehen Sie für diese Unternehmen, gestärkt aus der Situation hervorzugehen?
Rainer Gehrung: Wenn man davon ausgeht, dass bis ins Jahr 2021 hinein eine schwere globale Rezession zu einem Rückgang der Nachfrage und damit zu einer allgemeinen Kapazitätsreduzierung führen wird, sollen und können sich die mittelständischen Unternehmen, die im technologischen Wettbewerb vorne liegen, Vorteile erarbeiten. Während große Konzerne mit großen Marktanteilen sich vornehmlich dem Kapazitätsabbau widmen müssen, haben unsere wendigen mittelständischen Unternehmen die Chance, sich auf den technologischen Wettbewerb zu konzentrieren. Dazu können die Steinbeis-Unternehmen mit vielfältigen Innovationen sowie der Socius Mittelstandsfonds als Joint Venture der SCMT Steinbeis Center of Management and Technology GmbH und von Augur Capital mit Eigenkapital zur Realisierung verhelfen. Der Socius Mittelstandsfonds geht in der Regel Minderheitsbeteiligungen ein. Das heißt, wir „übernehmen“ keine Unternehmen, sondern stehen ihnen nach Bedarf unterstützend mit Know-how, auch aus dem Steinbeis-Netzwerk, zur Seite. Mit dem Socius Mittelstandsfonds helfen wir Unternehmen durch eine echte Beteiligung das Eigenkapital zu stärken und damit auch bei den Gesprächen mit Banken neue Optionen zu erhalten. Damit können diese Unternehmen wieder schnell beziehungsweise schneller wachsen.
Herr Dr. Jaschinski, die erfolgreichen mittelständischen Unternehmen haben nach der Finanz- und Wirtschaftskrise vor gut zehn Jahren ihre Eigenkapitalquote erhöht und sich auf den Weg der (digitalen) Transformation gemacht. Sind sie damit aus Ihrer Sicht für die aktuelle Situation gut gerüstet und in ihrer Konstitution und ihrem Wandel für die Bewältigung der mit der aktuellen Situation verbundenen Herausforderungen reif genug?
Siegfried Jaschinski: Sicherlich helfen eine höhere Eigenkapitalquote und die digitale Transformation. Aber ein Einbruch an Aufträgen und Umsätzen, wie er jetzt bevorsteht, wird in den meisten Fällen ohne Zuführung von Eigenkapital und einer beschleunigten Transformation nicht einfach zu überstehen sein. Es geht nicht nur um eine Beschleunigung der Digitalisierung, sondern auch darum, mit innovativen Technologien neue Geschäftsfelder zu erschließen, da im Unterschied zur Finanzmarktkrise aktuell von einer längeren schweren Rezession auszugehen ist.
Was bedarf es Ihrer Meinung nach noch, um aus der aktuellen Situation gestärkt herauszukommen?
Siegfried Jaschinski: Wir haben es mit einer globalen Krise zu tun, in der technologischer Vorsprung für das Überleben von mittelständischen Unternehmen entscheidend sein dürfte. Vergleichbar ist die Krise 1992/93, als durch den Zusammenbruch des europäischen Währungssystems von heute auf morgen die italienische Lira und die spanische Peseta um 40% abgewertet wurden. Mittelständische Unternehmen konnten sich durch Produktionsverlagerung in die sich gerade öffnenden Länder des ehemaligen Ostblocks und durch Expansion, beispielsweise nach Asien, im Markt behaupten. Heute müssen Kosten durch Automatisierung und Digitalisierung gesenkt werden und Produkte technologisch wettbewerbsfähiger in den Markt gebracht werden. Das heißt, „Geld“ ist ein Element, um Voraussetzungen für Wachstum zu schaffen. Darüber hinaus braucht es aber auch die inhaltliche Unterstützung. Der Socius Mittelstandsfonds sieht sich deshalb als Kapitalgeber von Unternehmern an Unternehmer.
Ihr positiver, optimistischer Ausblick: Wie sieht eine auch in der Zukunft den Erfolg und die unternehmerische Kultur prägende mittelständische Wirtschaft aus?
Rainer Gehrung: Es besteht die Chance, dass in den derzeit schrumpfenden Märkten der Vorteil der Technologie und Innovation fördernden Infrastruktur in Deutschland, wie sie die Steinbeis-Unternehmen bieten, von unseren initiativen- und forschungsaffinen mittelständischen Familienunternehmen genutzt werden kann, um Marktanteile zu gewinnen. Zumal es ja scheint, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern vergleichsweise gut aus der Corona-Krise herauskommen und damit einen Vorsprung haben könnte. Das betrifft vor allem die mittelständischen Unternehmen, die durch ihre kurzen internen Entscheidungswege hier einen Vorteil gegenüber größeren, tendenziell „langsameren“ Unternehmen ausspielen können. Der Socius Mittelstandsfonds kann hier den Nachteil der geringeren Kapitalisierung des Mittelstands ausgleichen und die Unternehmen mit Impulsen aus dem Steinbeis-Netzwerk unterstützen.
Kontakt
Rainer Gehrung (Autor)
Geschäftsführer
SCMT Steinbeis Center of Management and Technology GmbH (Filderstadt)
www.scmt.com
Dr. Siegfried Jaschinski (Autor)
Partner von Augur Capital
(Grevenmacher/Luxemburg)
www.socius-mittelstandsfonds.com