Das Ferdinand-Steinbeis-Institut will zur Akzeptanz neuer Technologien in der Gesellschaft beitragen
„Lassen Sie uns über Technologie* reden“ lautete die Aufforderung des Ferdinand-Steinbeis-Instituts (FSTI) an die Leser des Steinbeis Transfer-Magazins 2/2019. Unter dem Motto #techourfuture plädieren die Steinbeis-Experten seit November 2018 im Rahmen des vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg geförderten Projekts Technologie*Begreifen für mehr Offenheit gegenüber zukünftigen technologischen Entwicklungen. Wie das funktionieren kann, hat das FSTI am 16. November 2019 bei seiner ersten #techourfuture-Veranstaltung zum Thema „Zukunft Autonomes Fliegen – Über Land und Leute“ im Technik Museum in Sinsheim getestet.
Das Ziel des #techourfuture-Projektes ist es, in der Bevölkerung mehr Technologiebewusstsein zu schaffen, damit sich die Menschen über zukünftige Entwicklungen eine informierte Meinung bilden können. Dabei möchten die Steinbeis- Experten die Menschen nicht davon überzeugen, neue Technologien und daraus resultierende Produkte per se gut zu finden, sondern vielmehr dazu auffordern, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und sie nicht voreilig zum Beispiel aufgrund einer einseitigen Berichterstattung abzulehnen. Bei #techourfuture geht es dabei um die Vermittlung von Wissen, die über die reine Technologiekompetenz hinausgeht und dazu anregt, eigene Ideen zur Beschaffenheit und Nutzung neuer Technologien zu entwickeln und somit die Zukunft aktiv mitzugestalten. In themenspezifischen Technologieforen testet das FSTI-Team experimentelle Formate, um für die Gesellschaft neue technologische Entwicklungen allgemein verständlich, aber sachgerecht aufzubereiten.
Für das FSTI als Forschungsinstitut steht neben der Vermittlung von Wissen, dem Erleben neuer Technologien und dem Gestalten eigener Zukunftsvisionen auch die wissenschaftliche Analyse von Technologieakzeptanz im Vordergrund. Die bisherigen Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass sich Vorbehalte gegenüber neuen Technologien, insbesondere mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung und Autonomisierung, häufig mit der Sorge vor einem wahrgenommenen „Kontrollverlust“ erklären lassen.
Dem Aufruf mehr über Technologie zu reden sind am 16. November 2019 rund 50 Mitbürger verschiedener Altersklassen und Berufsgruppen ins Technik Museum Sinsheim zur ersten #techourfuture- Veranstaltung zum Thema „Zukunft Autonomes Fliegen – Über Land und Leute“ gefolgt. Vor Ort konnten die Teilnehmer brandaktuelle technologische Entwicklungen, wie den mit Helium gefüllten Flugträger h-aero® oder die Emqopter-Lieferdrohne, live erleben und sogar steuern. Im Rahmen einer Technologie-Tour mit verschiedenen Tech-Stops hatten sie die Möglichkeit, die gegenwärtigen und zukünftigen Einsatzgebiete von autonomen Flugobjekten kennenzulernen und mit Experten der jeweiligen Fachgebiete technische Grundlagen, Chancen und Risiken zu diskutieren. Am Nachmittag konnte das Publikum im Rahmen eines Workshops selbst kreativ werden und eigene Einsatzszenarien und Zukunftsvisionen für das autonome Fliegen erarbeiten. Die Ergebnisse wurden im Anschluss im Rahmen einer kleinen Filmpräsentation vorgestellt und von den anwesenden Experten diskutiert. Mit anschaulichen Beispielen und interessanten Fragen rund um das autonome Fliegen führte Moderator Mirko Drotschmann alias MrWissen2go durch den Tag.
Die Rückmeldungen bestätigen das FSTI-Team: Insbesondere die inhaltliche Aufbereitung der technologischen Themen, der Austausch mit den Experten sowie die Möglichkeit eigene Ideen und Visionen einzubringen wurden in der abschließenden Befragung der Teilnehmenden sehr hoch bewertet. Rund 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass die Veranstaltung ihr Verständnis von den Einsatzmöglichkeiten der Technologie erweitert hat. Die überwiegende Mehrheit bestätigte auch, die behandelte Technologie nun besser zu begreifen und zu überblicken. Den Vorschlag der Teilnehmenden, mehr Zeit für die Interaktion mit den #techourfuture-Experten einzuplanen, setzt das FSTI-Team direkt in der zweiten #techourfuture-Veranstaltung am 26. Juni 2020 auf dem Campus der Hochschule Pforzheim um. Das Event setzt sich mit den Zukunftstechnologien aus dem Bereich der Medizintechnik auseinander und will zeigen, welchen Einfluss Technologie* auf unsere Gesundheit hat und wie sich unsere medizinische Versorgung in Zukunft verändern wird.
DIE ONLINE-ANMELDUNG ZUR ZWEITEN #TECHOURFUTURE-VERANSTALTUNG SOWIE WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE HIER
WAS BEDEUTET TECHNOLOGIE*?
Zukunftstechnologien entstehen meist nicht nur auf der Grundlage einer Einzeltechnologie, sondern durch das Zusammenspiel verschiedener Technologien, wie zum Beispiel Leichtbaumaterialien, KI-Steuerungstechnik und Energieeffizienztechnologien im Falle des autonomen Fliegens. Der Begriff Technologie* steht daher für die beliebige Kombination einer Vielzahl von Technologien, durch die neue Anwendungen und damit verbundene gesellschaftliche und geschäftliche Modelle entstehen können.
#TECHOURFUTURE 16.11.2019 | TECHNIK MUSEUM SINSHEIM TECH-TOUR „AUTONOMES FLIEGEN“
Tech-Stop „Personenbeförderung“ | Prof. Dr. Michael Decker, Karlsruher Institut für Technologie
Und wenn wir einfach zur Arbeit fliegen? Fliegende Autos sind nicht nur schon lange in Science-Fiction-Filmen zu sehen, sie könnten auch das Stauproblem auf der Straße lösen! Ist das technisch überhaupt möglich? Und wie würde das unser Leben in der Stadt oder auch auf dem Land verändern? Und was sind eigentlich die Nutzungsszenarien? Private Flugautos? Oder doch eher Flugtaxis? Antworten auf diese Fragen und mehr gab es am Tech-Stop „Personenbeförderung“.
Tech-Stop „Lieferung“ | Marvin Bihl, Emqopter GmbH
Der Tech-Stop „Lieferung“ wurde von dem jungen Unternehmen Emqopter präsentiert, das sich mit der Herstellung und Entwicklung autonomer Technologien für unbemannte Flugroboter beschäftigt. Hierzu gehörte auch die Lieferdrohne von Emqopter, die erste ihrer Art im deutschen Luftraum, mit der ein autonomer, flexibler und effektiver Transport von Kleinteilen gewährleistet wird. Am Tech-Stop „Lieferung” konnten die Teilnehmenden nicht nur mehr über die komplexe Technik hinter einer Lieferdrohne erfahren, mit der Kollisionen verhindert oder geeignete Landeplätze gefunden werden, sondern auch die Lieferdrohne selbst hautnah erleben.
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Tech-Stop „Sicherheit und Regulierung“ | Simon Kennert, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg
Wer kontrolliert eigentlich den autonomen Drohnenverkehr und wo dürfen autonome Flugobjekte überhaupt fliegen? Dazu muss man sich mit den Grundsätzen der Regulierung und der Risikobewertung auseinandersetzen. Hierfür informierte der Tech-Stop „Sicherheit und Regulierung“ über den rechtlichen Rahmen für den Betrieb von unbemannten Flugobjekten.
Tech-Stop „Erdbeobachtung” | Dr. Csaba Singer, Hybrid-Airplane Technologies GmbH
Klima- und Umweltschutz durch autonome Flugobjekte? Wie die Bewältigung umwelttechnischer Probleme mit einem auch an sich nachhaltigen Flugkonzept aussehen kann, konnten die Teilnehmenden am Tech-Stop „Erdbeobachtung“ erfahren. Dr. Csaba Singer erläuterte, wie der h-aero® die Vorteile eines Hubschraubers, eines Flugzeugs und eines Ballons kombiniert und dadurch anders als ein Flugzeug senkrecht starten, auf der Stelle drehen und schweben kann. Darüber hinaus stand das h-aero® Team allen Fragen zu den vielfältigen Nutzungsszenarien von der nachhaltigen Wetterbeobachtung bis zur frühzeitigen Erkennung von Waldbränden Rede und Antwort.
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Tech-Stop „Allgemeiner Luftverkehr“ | Vincenz Frenzel, Institut für Flugmechanik und Flugregelung der Universität Stuttgart
Von Stuttgart nach Atlanta ohne Pilot? Am Tech-Stop „Allgemeine Luftfahrt“ konnten die Teilnehmenden alles über die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Automatisierung im allgemeinen Luftverkehr erfahren. Dabei wurden zunächst die Gründe für die Automatisierung und die sich ergebenden Möglichkeiten näher betrachtet. Zusätzlich erläuterte Vincenz Frenzel den Unterschied zwischen autonomem und hochautomatisiertem Fliegen. Ein kurzer Videoausschnitt half als Einblick in die derzeitigen Entwicklungen zum automatischen Landen mit Flugzeugen der allgemeinen Luftfahrt.
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Tech-Stop „Militärische Nutzung“ | Dr. Olaf Theiler, Planungsamt der Bundeswehr
Das „dritte Auge“ der Truppe – die militärische Nutzung von Drohnen und unbemannten Flugkörpern: Der Einsatz von Drohnen im Militär wird von vielen Ängsten und Missverständnissen begleitet. Das liegt auch an der Komplexität des Themas und der Vielfalt möglicher Nutzungen. Drohnen sind für die Bundeswehr ein absolut notwendiges Schutzinstrument, bieten anderen, nicht durch das Völkerrecht und Grundgesetz gebundenen Akteuren, jedoch auch ein völlig neues Offensivpotenzial. Der Tech-Stop „Militärische Nutzung“ umfasste drei Themenblöcke: Olaf Theiler verdeutlichte die Komplexität des Themas von der gelenkten Aufklärungsdrohne zum Angriff „automatisierter“ Drohnenschwärme. Er zeigte außerdem die aktuelle Nutzung in der Bundeswehr und anderen Armeen bei Aufklärung, Frühwarnung und Luftunterstützung und gab last but not least einen Überblick über die Zukunftsperspektiven. Auch an diesem Tech-Stop wurden die Möglichkeiten der konzertierten Nutzung von autonomen Flugobjekten anhand von Videoausschnitten veranschaulicht.
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Kontakt
Dr. Marlene Gottwald (Autorin)
Senior Research Fellow
Ferdinand-Steinbeis-Institut (FSTI) (Stuttgart)
www.steinbeis-fsti.de
Prof. Dr.-Ing. Dr. H.C. Norbert Höptner (Autor)
Research Fellow
Ferdinand-Steinbeis-Institut (Stuttgart)
www.steinbeis-fsti.de