RegioBioMatch: Bewusstsein trifft auf Genuss

Das Ferdinand-Steinbeis-Institut entwickelt einen digitalen Matching-Dienst, der dafür sorgt, dass Bioerzeugnisse aus der Region auch regional verzehrt werden

Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit prägen zunehmend die politische Diskussion und rücken damit auch Regierungsvorgaben zur Steigerung des Bioanbaus in den Fokus: Bis 2030 sollen mehr Betriebe auf biologischen Anbau umstellen. Doch ohne eine sichergestellte entsprechende Nachfrage auf Seiten der Verbraucher bleibt dieses Ziel schwer erreichbar. Zwar besteht der politische Wille, bis 2030 die Anteile an Bioerzeugnissen in den baden-württembergischen Landeskantinen auf 40 % zu erhöhen. Dennoch zögern Erzeuger oft auf biologischen Anbau umzusteigen, solange die Nachfrage nicht klar erkennbar ist. Hier will eine Online-Plattform Abhilfe schaffen, die sich auf bio-regionales Essen in der Außer-Haus-Verpflegung konzentriert. Das Team am Ferdinand-Steinbeis-Institut hat die Plattform entwickelt und will mit ihr Transparenz und Effizienz in den Bestellprozess bringen.

Bio-regionales Essen kombiniert die Prinzipien der biologischen Landwirtschaft mit dem Fokus auf regionale Produkte. Dies bedeutet, dass die Zutaten für Mahlzeiten aus biologischem Anbau stammen und möglichst aus der Region bezogen werden. Durch den Verzicht auf lange Transportwege und den Einsatz von umweltschonenden Anbaumethoden wird die Umweltbelastung reduziert.

Optimierung im Bestellprozess für Großküchen

Der digitale Dienst „regiobiomatch.de“ bietet für Großküchen- und Kantinenverpflegung nicht nur Menüvorschläge, sondern integriert auch einen Algorithmus, der die Verfügbarkeit und Lieferbarkeit von Bioprodukten prüft. „Dieser Prozess ermöglicht es, den Bedarf der Kantinen und Mensen genau zu ermitteln. Wenn auf der Plattform vermehrt nach Bioprodukten gefragt wird, erhalten Erzeuger klare Signale und können in ihrem Anbauplan entsprechend reagieren“, erklärt Projektkoordinatorin Karoline Frank den Mehrwert der Plattform.

Der digitale Dienst ist als Bindeglied zwischen der politischen Motivation zum gesteigerten Bioanbau und der Nachfrage seitens der Außer-Haus-Versorgung (AHV) gedacht. Durch die transparente und effiziente Gestaltung des Bestellprozesses werden Bedürfnisse und Wünsche deutlich sichtbar. Alexander Neff, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ergänzt: „Das schafft Vertrauen bei den Erzeugern. Sie werden ermutigt, auf biologischen Anbau umzusteigen und können ihr Angebot entsprechend der Nachfrage anpassen“.

Die Plattform ermöglicht es den Nutzern denkbar einfach Bio-Menüvorschläge erstellen zu lassen. Im Hintergrund überprüft ein Algorithmus automatisch, ob die benötigten bio-regionalen Zutaten verfügbar sind und in der gewünschten Menge geliefert werden können. Das ermöglicht eine optimale Planung und Umsetzung von Speiseplänen, die sowohl den Anforderungen der Gäste als auch den Prinzipien der Nachhaltigkeit entsprechen.

Mit der Nutzung dieses digitalen Dienstes können Betriebe in der AHV nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, sondern auch ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern. Durch die Möglichkeit schnell und einfach auf bio-regionale Zutaten zuzugreifen, können sie ihren Gästen ein attraktives Angebot bieten und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen.

Wie funktioniert das digitale Matching?

Es gilt, die Informationen zum Angebot und zur Nachfrage nach bio-regionalen Produkten zusammenzubringen, zu „matchen“. Zum einen das Angebot der Erzeuger und Veredler und zum anderen die Menüplanung der Großküchen und Kantinen. Der Matching-Algorithmus schlägt eine Auswahl an Speisen vor, die auf dem Angebot der regionalen Bio-Erzeuger und Veredler basiert. Die Rezeptdatenbank beinhaltet daher die eigenen Rezepte, aber auch Vorschläge aus der Online-Gemeinschaft von RegioBioMatch. Der digitale Dienst gestaltet einen direkten wie indirekten Kommunikationsweg zwischen Erzeugern und Großküchen, aber auch mit Veredlern und Logistikern. Die kleinteilige Bio-Erzeugerstruktur kann sich so vernetzen und in Zusammenarbeit mit Verarbeitern und Lieferanten den Mengenbedarf der Kantinen decken. Die Großküchen können wiederum ihre Wünsche der Verarbeitungsform mit den Beteiligten absprechen.

Das überzeugende Fazit: Bio-regionales Essen wird unterstützt durch innovative Technologien. Denn die Nachfrage nach bio-regionalem Essen in der Außer-Haus-Verpflegung erfährt eine immer größere Nachfrage, angetrieben von einem wachsenden Umweltbewusstsein und einem gesteigerten Interesse an gesunder Ernährung. Die Einführung innovativer digitaler Plattformen wie RegioBioMatch, die die Integration bio-regionaler Zutaten erleichtern, zeigt, wie Technologie dazu beitragen kann nachhaltige Praktiken in der AHV zu fördern. Es ist ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft, in der Genuss und Umweltschutz Hand in Hand gehen.

Die momentanen Grenzen der Digitalisierung

Der digitale Dienst bietet die technische Lösung, die den gesamten Prozess effizient abwickelt und eine hohe Transparenz sicherstellt. Was der Dienst nicht übernehmen kann, sind rechtliche oder vertragliche Verpflichtungen zwischen den beteiligten Akteuren der Wertschöpfungskette in der AHV. Diese Verbindlichkeiten und Verpflichtungen, einschließlich der Ausarbeitung und Einhaltung von Verträgen, müssen die Beteiligten aktuell noch außerhalb des digitalen Dienstes regeln. Das Team am Ferdinand-Steinbeis-Institut plant daran in weiteren Projekten zu forschen und zu arbeiten.


Das Projekt „RegioBioMatch“ ist eine Fördermaßnahme der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Kontakt

Karoline Frank (Autorin)
Direktion Heilbronn
Ferdinand-Steinbeis-Institut (Heilbronn)
https://ferdinand-steinbeis-institut.de

Alexander Neff (Autor)
Research Fellow
Ferdinand-Steinbeis-Institut (Stuttgart)
https://ferdinand-steinbeis-institut.de

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