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„Die virtuelle Zusammenarbeit ermöglicht einen breiteren Austausch von Ideen und Erfahrungen und verbessert die Lernerfahrung wie auch den konkreten Transfer in Projekte“

Digitalisierung und Fachkräftemangel beschäftigen Unternehmen wie Bildungsanbieter. Dr.-Ing. Walter Beck zeigt an der Steinbeis Hochschule, wie beide Trends erfolgreich angegangen werden können.

Wofür Ferdinand von Steinbeis im 19. Jahrhundert den Grundstein gelegt hat, verbindet im deutschen Berufsbildungssystem bis heute das Beste aus zwei Welten: Die duale Ausbildung kombiniert theoretisches Lernen in der Schule mit praktischem Lernen im Betrieb. Die Steinbeis Hochschule hat dieses Konzept erfolgreich auf einem akademischen Level weiterentwickelt und einen projektbasierten Praxisbezug zum integralen Bestandteil ihrer Bachelor- und Masterprogramme gemacht. Dr.-Ing. Walter Beck war 1998 wesentlich an der Gründung der Hochschule beteiligt und hat die Entwicklung dieses Konzepts seither maßgeblich mitgeprägt. Wo sieht er heute die Herausforderungen für Unternehmen, um auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft erfolgreich zu sein?

Herr Dr. Beck, das Credo unseres 2011 verstorbenen Kuratoriumsvorsitzenden Professor Dr. Max Syrbe lautete „Menschliche Leistung ist proportional zum Produkt aus Fähigkeit und Motivation“. Was ist aus Ihrer Sicht und mit Ihrer langjährigen Erfahrung in der Bildung von Menschen und Unternehmen nötig, damit aus dem Produkt tatsächlich Leistung wird? Und würden Sie dieses Ergebnis als Kompetenz ansehen?

Lassen Sie mich vorab definieren, was ich unter Fähigkeit und Motivation verstehe: Fähigkeiten beziehen sich auf die Kompetenzen, Kenntnisse und Erfahrungen, die eine Person in einem bestimmten Bereich hat. Je höher die Fähigkeiten einer Person sind, desto besser kann sie eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Das allein reicht allerdings nicht aus, um eine hohe Leistung zu erzielen. Motivation hingegen bezieht sich auf den Antrieb, die Energie und den Enthusiasmus einer Person, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Eine hohe Motivation führt dazu, dass eine Person hart arbeitet, Hindernisse überwindet und ihr Bestes gibt, um ihre Ziele zu erreichen.

Nun zu Ihrer Frage. Basierend auf meiner Erfahrung in der Bildung von Menschen und Unternehmen sind mehrere Faktoren erforderlich, damit aus dem Produkt aus Fähigkeit und Motivation tatsächlich Leistung entsteht. Dies sind erstens klar definierte Ziele: Es ist wichtig, dass sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen klare, messbare Ziele haben, auf die sie hinarbeiten können. Diese Ziele sollten herausfordernd, aber dennoch realistisch sein und eine gewisse Motivation und Anstrengung erfordern.

Als zweiten notwendigen Faktor sehe ich die kontinuierliche Weiterentwicklung sowohl der Fähigkeiten als auch der Motivation. Das erfordert einen bewussten, anhaltenden Lernprozess, sei es durch projektbasierte Bildung, Training oder selbstgesteuertes Lernen, unabhängig von Ort und Zeit.

Drittens bedarf es Feedback und Reflexion: Regelmäßiges Feedback, sei es von Vorgesetzten, Kollegen oder Mentoren, ist entscheidend, um die eigene Leistung zu verbessern. Darüber hinaus ist es wichtig, Zeit für Reflexion und Selbstbewertung zu haben, um Stärken und Schwächen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung zu ergreifen.

Aus meiner Sicht extrem wichtig ist die effektive Zielsetzung und das Selbstmanagement. Die Fähigkeit, Ziele zu setzen und diese in kleine, handhabbare Etappenziele zu unterteilen, ist entscheidend, um die Leistung voranzutreiben. Zudem ist ein effektives Selbst- und Zeitmanagement beispielsweise durch die LöhnMethode notwendig, um die erforderlichen Ressourcen und Prioritäten zu identifizieren und zu planen. Sowohl Fähigkeit als auch Motivation müssen mit Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen verbunden sein, um kontinuierlich an den gesteckten Zielen zu arbeiten, auch wenn es Hindernisse oder Rückschläge gibt. Es erfordert Engagement und den Willen, sich trotz Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen.

Ob ich dieses Ergebnis nun als Kompetenz ansehe? Ich halte es eher für eine Kombination von Fähigkeiten und Eigenschaften, die zur Entwicklung und Aufrechterhaltung einer effektiven Leistung beitragen. Man könnte es als eine Art metabildende Kompetenz bezeichnen, die die Grundlage für andere spezifische Kompetenzen bildet.

Kompetenzen lassen sich je nach Ausprägung unterscheiden, Fach-, Sozial- und Führungskompetenzen sind nur drei Beispiele davon. Gibt es Ihres Erachtens eine Kompetenz, die als unabdingbare Grundlage vorhanden sein sollte, um erfolgreich weitere Kompetenzen darauf aufbauend entwickeln zu können?

Ja, eine wichtige zwingend notwendige Grundlagenkompetenz ist aus meiner Sicht die Lernbereitschaft. Diese Kompetenz beinhaltet die Fähigkeit und den Wunsch, neues Wissen und neue Fähigkeiten zu erwerben und kontinuierlich zu lernen. Ohne diese Grundlage wird es schwierig sein, sich andere Kompetenzen anzueignen und sich in verschiedenen Bereichen weiterzuentwickeln. Lernbereitschaft ermöglicht es einer Person, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und sich den Anforderungen anzupassen. Außerdem ist es wichtig, eine positive Einstellung zum Lernen zu haben und bereit zu sein, aus Fehlern zu lernen.

Ferdinand von Steinbeis hat im 19. Jahrhundert den damals revolutionären Ansatz einer dualen Ausbildung zentral in der Schule und dezentral im Betrieb forciert. Heute scheint die Dualität auf mehreren Ebenen selbstverständlich, die Wissensvermittlung findet in Betrieb und Schule oder Hochschule parallel statt. Wie wird die Digitalisierung Ihrer Meinung nach diese Dualität verändern und weiterentwickeln?

Die Digitalisierung verändert in rasantem Tempo verschiedene Aspekte unseres Lebens, so auch die Bildung. Duale und berufsintegrierte Studiengänge, die akademisches Lernen mit praktischer Berufserfahrung verbinden, sowie die Ausbildung in Betrieben sind von den Auswirkungen der Digitalisierung nicht ausgenommen.

Die Digitalisierung ermöglicht dualen Studiengängen eine erhöhte Zugänglichkeit und Flexibilität. Dank des technologischen Fortschritts können Studierende heute online auf Bildungsressourcen und -materialien zugreifen und so in ihrem Tempo und nach ihren Bedürfnissen lernen. Diese Flexibilität ermöglicht es den Studierenden, ihre akademische Arbeit besser mit ihren beruflichen Verpflichtungen zu vereinbaren.

Darüber hinaus bietet die Digitalisierung erweiterte Möglichkeiten für das Fernstudium, früher auf einen realen Hochschulort bezogen, heute auf eine Unabhängigkeit von Raum und Zeit, wie auch zur virtuellen Zusammenarbeit, also für eine Art „Fernlehre“. Schulen wie auch Hochschulen können digitale Plattformen nutzen, um Studierende mit Fachleuten aus der Industrie, Mentoren und Kommilitonen an verschiedenen Standorten zusammenzubringen. An der Steinbeis Hochschule bieten wir hierzu beispielsweise den E-Campus an. Die virtuelle Zusammenarbeit ermöglicht einen breiteren Austausch von Ideen und Erfahrungen und verbessert die Lernerfahrung wie auch den konkreten Transfer in Projekte mit garantiertem Mehrwert.

Die Digitalisierung ermöglicht außerdem die Integration von neuen Technologien in „hybrid-duale“ Studien- und Ausbildungsgänge. Die Lernenden können praktische Erfahrungen mit Spitzentechnologien wie künstliche Intelligenz, Datenanalyse und virtuelle Realität sammeln. Dieser Umgang mit digitalen Werkzeugen und Technologien vermittelt den Studierenden relevante Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind.

Die Digitalisierung bringt allerdings auch Herausforderungen für duale Studien- und Ausbildungsgänge mit sich. Eine Sorge ist die potenzielle Verdrängung bestimmter Berufsrollen durch Automatisierung und KI-Fortschritte. Mit der Einführung digitaler Lösungen in der Industrie könnten einige traditionelle Berufe obsolet werden oder neue Qualifikationen erfordern – dies gilt auch für Schulen und Hochschulen selbst. Hochschulen müssen ihre Lehrformen und Lehrpläne anpassen und mit eigener digitaler und virtueller Kompetenz die Lernenden mit digitalen Fähigkeiten ausstatten, damit diese auf dem sich weiterentwickelnden Arbeitsmarkt erfolgreich sind.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass die praktische Komponente der dualen Studien- und Ausbildungsgänge auch im digitalen Zeitalter relevant bleibt. Da immer mehr Aufgaben automatisiert oder digitalisiert werden, ist es wichtig, dass duale Studien- und Ausbildungsgänge sinnvolle Arbeitserfahrungen bieten, die mit den Anforderungen der Industrie übereinstimmen. Dazu können Partnerschaften mit Unternehmen gehören, die sich der digitalen Transformation verschrieben haben und den Studierenden die Möglichkeit bieten, sich an Digitalisierungsprojekten zu beteiligen.

Generell müssen sowohl Schulen, Hochschulen als auch Unternehmen ihre Bildungspläne und Partnerschaften kontinuierlich weiterentwickeln, um sicherzustellen, dass die Lernenden gut auf die Zukunft der Arbeit vorbereitet sind.

Fehlende Fach- und Führungskräfte, aber auch Nachwuchsunternehmerinnen und -unternehmer sind eines der Hauptprobleme der deutschen Unternehmen, sowohl quantitativ als auch zunehmend qualitativ. Lediglich den Mangel zu verwalten, löst das eigentliche Problem nicht, doch qualifiziert werden können nur die verfügbaren Köpfe, die bekanntlich weniger werden. Wie kann aus Ihrer Sicht aus dem weniger mehr werden? Was müssen Unternehmen und Hochschulen hier noch mehr oder gar grundsätzlich anderes tun?

Aus meiner Sicht können Unternehmen und Hochschulen verschiedene proaktive Maßnahmen ergreifen. Erstens müssen wir Partnerschaften stärken: Unternehmen und Hochschulen können eng zusammenarbeiten, um Programme zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Branche abgestimmt sind. So stellen sie sicher, dass die Lehrpläne relevant und aktuell sind und den Studierenden die auf dem Arbeitsmarkt benötigten Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln. Bestes Beispiel ist hier sicherlich das Projekt-Kompetenz-Studium der Steinbeis Hochschule mit garantiertem Mehrwert.

Zweitens bedarf es Feedback und Reflexion beispielsweise durch Mentorenprogramme: Wenn darin Fachleute aus der Industrie und Hochschule die Studierenden anleiten und unterstützen, kann das deren Qualifikation erheblich verbessern. Mentoren können wertvolle Einblicke, Ratschläge und Vernetzungsmöglichkeiten bieten, die den Studierenden bei ihrer beruflichen Entwicklung helfen. Wir bilden dies beispielsweise durch unsere Projektbetreuung im Rahmen des Projekt-Kompetenz-Studiums ab.

Drittens müssen Hochschulen wie auch Unternehmen digitale Lern- und Lehrplattformen nutzen, um die Zugänglichkeit und Flexibilität für Studierende zu verbessern. Online-Kurse, Webinare und virtuelle Workshops können die traditionelle Ausbildung im Vorlesungssaal ergänzen und es den Studierenden ermöglichen, zusätzliche Fähigkeiten in ihrem eigenen Tempo zu erwerben.

Finanzielle Hürden hindern Studierende oft daran, eine Hochschulausbildung zu absolvieren. Daher ist für mich ein weiterer wichtiger Aspekt das Angebot von Stipendien und finanzieller Unterstützung. Unsere Studierenden im Rahmen des Projekt-Kompetenz-Studiums erhalten beispielsweise von ihren Partnerunternehmen ein Gehalt, das den Lebensunterhalt während der Studienzeit sichert.

Die Schaffung eines integrativen Umfelds, das die Vielfalt fördert, ist eine weitere wesentliche Voraussetzung für die Qualifizierung von mehr Studierenden. Unternehmen und Hochschulen sollten die Vielfalt in ihren Einstellungsverfahren, Stipendienprogrammen und Unterstützungsdiensten für Studierende aktiv fördern, um Chancengleichheit für alle zu gewährleisten. Dazu gehören auch internationale Kooperationen, um Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland zu gewinnen.

Darüber hinaus ist lebenslanges Lernen unerlässlich, Themen wie Upskilling werden in Zukunft starke Bildungstreiber sein.

Und last but not least ist die Zusammenarbeit mit Experten notwendig: Die Einladung von Gastdozenten oder die Einrichtung von Beiräten, die sich aus Fachleuten zusammensetzen, können wertvolle Einblicke in aktuelle Branchentrends und -anforderungen vermitteln. Diese Zusammenarbeit hilft den Hochschulen, ihre Programme auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zuzuschneiden.

Durch die Umsetzung dieser Strategien können Unternehmen und Hochschulen dazu beitragen, mehr Studierende zu qualifizieren und sie mit den notwendigen Fähigkeiten und Kenntnissen für einen erfolgreichen Start auf dem Arbeitsmarkt auszustatten – so kann aus weniger mehr werden.

Die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, lassen sich nur mit interdisziplinären Ansätzen lösen, die weit über das Fachwissen einzelner Disziplinen hinausgehen. Die Konvergenz der Technologien mit der Digitalisierung als Beschleuniger bietet Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Was raten Sie speziell mittelständischen Unternehmen, um die Chancen zu nutzen?

Aufgrund der Konvergenz der Technologien und der sich ständig verändernden globalen Wirtschaft reicht es nicht mehr aus, technologische Entwicklungen in der eigenen Branche zu verfolgen, vielmehr müssen Technologietrends branchenübergreifend betrachtet werden, um Chancen und Risiken für das eigene Unternehmen zu erkennen. Insbesondere für mittelständische Unternehmen ist das eine enorme Herausforderung, da über die eigenen Branchenkompetenzen hinaus kaum Wissen in anderen Disziplinen vorhanden ist.

Auch das Personal und insbesondere die Fachkräfte fehlen, um sich um neue Technologien zu kümmern. Die Gefahr ist dann groß, den möglichen Nutzen neuer disruptiver Technologien erst spät – im Zweifel zu spät – zu erkennen. Gerade Hidden Champions, die sich durch Spezialisierung eine weltweite Führungsposition in einem bestimmten Technologie- oder Produktfeld aufgebaut haben, laufen Gefahr diese Position durch eine einseitige Ausrichtung zukünftig zu verlieren.

Um die Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen, rate ich mittelständischen Unternehmen sich offen für neue Ideen und Technologien zu zeigen und durchaus auch ihr eigenes Geschäftsmodell in Frage zu stellen. Dazu ist der Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unternehmen notwendig sowie die Bereitschaft der Mitarbeitenden Neues anzunehmen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Regelmäßige Weiterbildung der Mitarbeitenden in digitalen Fähigkeiten und Technologien kann dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Erfahrene Mitarbeitende können durch das schon erwähnte, gezielte Upskilling in neuen Technologien dazu befähigt werden, ihre langjährigen Erfahrungen im Kerngeschäft einzusetzen, um die Chancen dieser neuen Technologien gezielt für das Unternehmen zu nutzen.

Wenn möglich sollten interdisziplinäre Teams gebildet werden aus Mitarbeitenden, die verschiedene Fachgebiete abdecken, wie beispielsweise Technologien und Betriebswirtschaft. Die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen bringt unterschiedliche Sichtweisen zusammen und ermöglicht dadurch neue innovative Lösungen.

Die Einbeziehung junger Talente in entsprechende Projekte ist ein weiteres entscheidendes Kriterium, um die Chancen, die sich durch die technologische Konvergenz bieten, maximal zu nutzen: Sie helfen dabei, den Blickwinkel zu öffnen und gleichzeitig gezielt neue Technologiekompetenzen im Unternehmen aufzubauen. Hier bieten wir über unsere berufsintegrierten Projekt-Kompetenz-Studiengänge passgenaue Ansätze für mittelständische Unternehmen.

Auch Partnerschaften und Kooperationen mit industrienahen Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie auch Start-ups und anderen Unternehmen mit komplementären Fähigkeiten können genutzt werden, um neue Technologien zu erschließen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz steht noch ganz am Anfang, was sicher ist, ist aber das enorme Potenzial, das in ihr steckt. Wagen Sie eine Einschätzung, welchen Einfluss KI in der zukünftigen Kompetenzbildung von Menschen und Unternehmen haben wird?

Künstliche Intelligenz hat zweifellos das Potenzial, die Kompetenzbildung von Menschen und Unternehmen in vielerlei Hinsicht zu beeinflussen. Sie wird aller Voraussicht nach die Bildungslandschaft grundlegend verändern, indem sie die Effizienz, Personalisierung und den Zugang zur Bildung verbessert. Schon heute sind entscheidende Veränderungen absehbar. KI kann dazu beitragen, Bildungsinhalte und -methoden zu personalisieren und damit besser auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten von Lernenden abzustimmen. Indem sie das Lernverhalten analysiert, kann KI personalisierte Lehrpläne erstellen und Empfehlungen für zusätzliche Ressourcen oder Übungen geben. Basierend auf individuellen Interessen, Fähigkeiten und beruflichen Zielen kann KI auch zu passenden Bildungspfaden und -programmen beraten.

Darüber hinaus lässt sich KI dazu nutzen, um Aufgaben im Bildungsbereich zu automatisieren, wie beispielsweise die Erstellung von Lerninhalten, die Bewertung von Tests und Prüfungen. Dadurch können Lehrende mehr Zeit für die Vermittlung von Praxiswissen und interaktive, kreative Lernaktivitäten mit den Lernenden – egal ob Schüler, Studierende oder Mitarbeitende – einsetzen.

Im Bereich beruflicher Weiterbildung und Umschulung kann KI dabei helfen, die Kompetenzen von Arbeitskräften schneller an sich ändernde Marktanforderungen anzupassen. Mit KI-gesteuerten Online-Schulungen und Simulationen können Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf neue Aufgaben und Technologien vorbereiten.

Durch automatisierte Übersetzungsangebote kann KI den Zugang zu Wissen und Bildung weltweit erleichtern. Ich bin davon überzeugt, dass wir zukünftig Vorträge, die in fremden Sprachen gehalten werden, durch den Einsatz von KI simultan übersetzt in unserer Muttersprache hören können.

Bei aller Euphorie über die Chancen und Potenziale müssen aber auch ethische Aspekte erwähnt werden. Fragen in diesem Zusammenhang sind unter anderem: Welche Daten zum Lernverhalten werden von wem eingesehen und analysiert? Wie wird sichergestellt, dass automatisiert erstellte Lerninhalte diskriminierungsfrei sind? Wie kommt die KI zu einer bestimmten Beurteilung oder einer Empfehlung für einen Lerninhalt? Diesen Fragestellungen müssen wir uns als Anbieter von Bildungsangeboten annehmen und entsprechend transparente Lösungen erarbeiten.

Interviewpartner

Dr.-Ing. Walter Beck
Steinbeis-Unternehmer an der School of Management and Technology der Steinbeis Hochschule (Filderstadt)
Geschäftsführer der SCMT Steinbeis Center of Management and Technology GmbH (Filderstadt)

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