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„Wahre Innovation kommt von denen, die den Status quo herausfordern“

Vier Jahrzehnte liegen zwischen den Unternehmensgründungen von Ulrich Dietz auf der einen, und Dr. Mitja Echim und Professor Dr. Christof Büskens auf der anderen Seite. Was sie eint: die Leidenschaft für das Digitale und ihre Wurzeln im Steinbeis-Verbund.

Der Begriff der „Existenzgründung“ hat mehrere Interpretationsebenen: Neben dem Aspekt eines unternehmerischen (Neu-)Starts spielt die persönliche Tragweite eine entscheidende Rolle. Denn die Gründung eines Unternehmens, der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit sind ein Wagnis für Gründerinnen und Gründer. Das galt zu Zeiten Ferdinand von Steinbeis‘ ebenso wie in den Anfangszeiten des heutigen Steinbeis-Verbunds in den 1980er-Jahren und das trifft heute zu, auch wenn vor allem im anglo-amerikanischen Raum das Scheitern einer Unternehmensidee zuallererst als persönliche Weiterentwicklung gesehen wird. Ulrich Dietz hat die Entscheidung für die Selbstständigkeit vor rund vier Jahrzehnten getroffen und tauscht seine Erfahrungen im Gespräch mit Dr. Mitja Echim und Professor Dr. Christof Büskens aus. Die beiden Bremer Wissenschaftler haben 2022 im Steinbeis-Verbund das Unternehmen TOPAS Industriemathematik gegründet.

Herr Dietz, Leidenschaft für digitale Technologien – das ist bei allem technischen Wandel, was Sie seit 1987 antreibt: Damals haben Sie den Schritt aus dem 1985 gegründeten Steinbeis-Transferzentrum Informationstechnologie herausgewagt und die heutige GFT Technologies SE gegründet. Inwiefern war Ihre Steinbeis-Erfahrung dabei für Sie eine „Starthilfe“?

Dietz: Die Zeit bei Steinbeis war eine hervorragende Grundlage für unser eigenes unternehmerisches Tun. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Professor Löhn hat mir viele Einblicke in zielgerichtetes Management gegeben. Die Zeit bei Steinbeis war quasi wie eine zusätzliche Ausbildung: Ein praxisorientierter MBA an einer Business School.

Wenn Sie den Blick zurück auf rund 40 Jahre Unternehmertum werfen: Wo liegen aus Ihrer Sicht die wesentlichen Herausforderungen und Hürden, die es bis heute gilt, als junger Start-up-Gründer zu bewältigen?

Dietz: Die wesentlichen Herausforderungen für Start-up-Gründer sind heute der Zugang zu Kapital, der steigende Wettbewerb durch Globalisierung, sich ständig ändernde Technologielandschaften und die Navigation durch regulatorische und bürokratische Hürden. Gleichzeitig ist es entscheidend, sein Geschäftsmodell zu hinterfragen und das richtige Team aufzubauen. Trotz dieser Hindernisse ist die unternehmerische Reise aber immens lohnend, wenn man mit Leidenschaft und Ausdauer dabeibleibt. Seit der Gründung 1987 musste sich GFT mehrmals neu erfinden und das bestehende Geschäftsmodell hinterfragen. Die ständige Anpassung und Veränderung des Geschäftsmodells und die damit einhergehende Anpassung des Unternehmens sind Basis für nachhaltigen Geschäftserfolg.

Herr Dr. Echim, Herr Professor Büskens: Unternehmertum an sich ist für Sie nichts Neues, auch Sie haben langjährige Erfahrung in Steinbeis-Unternehmen und teilen Herrn Dietz‘ Leidenschaft für digitale Technologien. Im Jahr 2022 haben Sie sich dann zur Gründung der TOPAS Industriemathematik Innovation gGmbH entschieden. Was sind für Sie nun die neuen Herausforderungen als Gesellschafter und geschäftsführender Gesellschafter?

Büskens: In meiner Position als Gesellschafter von TOPAS stehe ich vor der Herausforderung mehrere Hüte auf einem – meinem – Kopf zu tragen. Ein zentraler Punkt ist die Vereinbarkeit meiner Rolle bei TOPAS mit meiner Tätigkeit als Professor an der Universität Bremen. Daraus definiert sich eine neue Verantwortung für unsere Mitarbeitenden, die mir besonders wichtig sind, da sie das Herzstück unseres Unternehmens darstellen. Mit dem Land Bremen als Investor wird eine neue, sehr spannende, externe Sichtweise an uns herangetragen, die ebenfalls gepaart werden will mit den spezifischen Anforderungen meiner universitären Arbeit. Das wissenschaftliche Arbeitszeitvertragsgesetz bringt für TOPAS seine eigenen Herausforderungen mit und beeinflusst unsere Arbeitsweise. Und natürlich hat die Gründung von TOPAS unsere inhaltliche Ausrichtung verändert. Dies erfordert von uns, unsere Strategien anzupassen und weiterzuentwickeln. Es ist eine spannende Reise, und ich freue mich darauf, sie gemeinsam mit meinem Team fortzusetzen.

Echim: Mit der Gründung von TOPAS Industriemathematik kam eine immense Verantwortung auf mich zu, besonders für unsere Mitarbeitenden. Das Risikomanagement, speziell bei so konkreten Projekten wie autonomen Shuttle-Bussen im öffentlichen Straßenverkehr, verlangt ständige Aufmerksamkeit. Täglich stehen Entscheidungen an, von groß bis klein, die unser Unternehmen prägen. Ein bedeutender Wandel für mich war der Übergang von der Universität Bremen in die volle Unternehmertätigkeit. Mit dieser Rolle steigen die Erwartungen und die Art, wie man von außen wahrgenommen wird. Es ist eine spannende und fordernde Zeit.

Dualität spielt bei Steinbeis eine bedeutende Rolle – in Ihrem Fall im Zusammenspiel des forschenden Schaffens von Wissen und der wirtschaftlich anerkannten Anwendung. Von Ferdinand von Steinbeis stammt die Aussage, die höhere Industrie sei „das mit der Wissenschaft vermählte Handwerk“ und bedinge Wissen und Können gleichermaßen. Teilen Sie übertragen auf die heutige Zeit diese Sichtweise? Ist TOPAS ein Ergebnis dieser „Vermählung“?

Büskens: Die Dualität, wie sie Ferdinand von Steinbeis beschreibt, ist heute relevanter denn je. Allein wenn wir an die Industriemathematik denken, illustriert bereits der Name die Vermählung von Mathematik als wissenschaftliche Disziplin mit der Industrie als praktische Anwendung. Diese Dualität wird speziell auf die Mathematik bezogen noch deutlicher durch das Zitat einer Enquete-Kommission der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften: „Heutige Hochtechnologie ist im Wesentlichen mathematische Technologie“. In der heutigen Zeit sehen wir, insbesondere auf die Mathematik bezogen, allerdings auch die Notwendigkeit einer Erweiterung dieser Dualität auf die sogenannte Quadrupel Helix, da für uns neben der Wissenschaft und Industrie auch die Gesellschaft und Politik eine entscheidende Rolle spielen. Wir erweitern also die Partnerschaft von Wissen und Handwerk. TOPAS ist ein lebendiges Beispiel einer „Vermählung“, bei der Wissenschaft und Anwendung Hand in Hand gehen.

Herr Dietz, wie beurteilen Sie als erfahrener Unternehmer, der immer den Kontakt zur Wissenschaft gehalten hat, das Zitat von Ferdinand von Steinbeis in seiner heutigen Relevanz?

Dietz: Dieses Zitat ist auch heute noch zutreffend. Die Verschmelzung von Wissenschaft und praktischer Anwendung ist der Schlüssel für Innovationen. Wissen allein reicht nicht aus, Ideen müssen handwerklich umgesetzt werden, um echten Wert zu schaffen. Nehmen wir die Entwicklung der Elektromobilität. Während die Wissenschaft die Grundlagenforschung zu Batterietechnologien und Energieübertragung liefert, benötigt es das handwerkliche Geschick von Ingenieuren und Technikern, um praktikable, sichere und effiziente Elektroautos für den Massenmarkt zu produzieren. Wissen und Können sind unerlässlich und müssen Hand in Hand gehen.

Als Sie, Herr Dietz, GFT ins Leben gerufen haben, waren PCs noch weit davon entfernt, Massenprodukte zu sein. Heute denken Sie wie auch Dr. Echim und Professor Büskens in den Kategorien digitaler Zwillinge, autonomer Systeme, künstlicher Intelligenz und Clouds. Was sind aus Ihrer Expertensicht die Grenzen, die die Entwicklung in der Digitalisierung und Virtualisierung momentan bestimmen?

Dietz: Als GFT gegründet wurde, befand sich die digitale Welt noch in ihren Anfängen – insbesondere im Vergleich zu dem, was uns jetzt umgibt. Die heutige Landschaft, geprägt von Technologien wie KI und Cloud-Computing, stellt uns vor komplexere Herausforderungen. Trotz unserer Fortschritte sind wir bei der vollen Ausschöpfung dieser Technologien noch lange nicht am Ziel. Zunehmende Datenmengen erhöhen den Druck auf Datenschutz und Sicherheit. Gleichzeitig eröffnen neue Technologien wie generative KI nicht nur neue Wege, sondern werfen auch neue ethische Fragen auf, die zuvor undenkbar waren. Trotz der rasanten technologischen Fortschritte mangelt es einigen Branchen, ganz zu schweigen von unseren Behörden, noch an einem robusten technologischen Fundament. Der steigende Bedarf an Experten in den neuartigen Technologiefeldern ist branchenübergreifend evident. Zudem stellt die kontinuierliche Anpassung von Regulierungen an das Tempo technologischer Neuerungen eine stetige Herausforderung dar.

Büskens: Die Digitalisierung und Virtualisierung sind sicherlich treibende Kräfte in verschiedenen Bereichen heutiger Technologie. Eine erschreckende und zugleich signifikante Grenze, die die digitale Entwicklung momentan bremst, ist das in Deutschland weitestgehend unzureichende, wenn nicht gar mangelhafte Wissen über und in Mathematik und insbesondere über dessen Nutzen. Es handelt sich um ein generationenübergreifendes Problem, das innerfamiliär weitergegeben wird. Es gibt signifikante Lücken in der mathematischen Ausbildung, die sich insbesondere übertragen auf beispielsweise alle anderen MINT-Fächer. Daraus ergibt sich der zu beobachtende eklatante Fachkräftemangel und insbesondere, dass wir in Deutschland in den nächsten 20 Jahren kein Pendant zum Silicon Valley entwickeln werden. Viele Menschen sind sich des enormen Potenzials und Nutzens der Mathematik nicht bewusst, und das hemmt unser Fortschreiten in vielen Bereichen. Nehmen Sie als Beispiel die Tatsache, dass Computerprozessoren aufgrund ihrer Taktung nicht mehr wesentlich schneller werden können, verknüpfen Sie dies mit komplexen, industrierelevanten Simulationsrechnungen, die enorme Rechenzeiten benötigen. Als Ergebnis wird klar, dass neue, effiziente mathematische Methoden und Algorithmen unabdingbar sind. Die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen einer extrem breiten Palette digitaler, industriemathematischer Anwendungen auf der einen Seite und unseren limitierten personellen Möglichkeiten der Umsetzung auf der anderen Seite, führt zu einem weiter fortschreitenden Fachkräftemangel in den nächsten Jahren.

Als eine weitere Grenze sehe ich auch die Tendenz zur massiven Unterschätzung von digitaler Komplexität in der Industrie, man denke nur an Versprechen von Personen wie Elon Musk zum autonomen Fahren seit 2013. Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu einer wachsenden Demoralisierung zwischen Wissenschaft und Industrie kommt, die beide Bereiche daran hindert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Mit TOPAS wird es zwar nicht gelingen diese Grenzen aufzuheben, aber sicherlich sie ein gutes Stück weiter aufzuweichen.

Echim: In der aktuellen Phase der Digitalisierung und Virtualisierung gibt es mehrere Grenzen, die uns herausfordern. Zuallererst ist der enorme Energieverbrauch, den digitale Technologien verursachen, ein zentrales Thema. Dies hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Auswirkungen, die wir beachten müssen. Dabei sind effizientere Algorithmen unerlässlich, um den Energieverbrauch zu reduzieren und optimale Ergebnisse zu erzielen. Ein weiteres Hemmnis sind die regulatorischen Rahmenbedingungen, insbesondere in der EU im Vergleich zu den USA oder Asien. Ein konkretes Beispiel sind die Schwierigkeiten, die beim Aufsetzen von Reallaboren oder beim Demonstrieren autonomer Systeme auftreten. Während in anderen Regionen oft mehr Flexibilität besteht, sind wir in Europa durch umfangreichere Regulierungen eingeschränkt. Allerdings bringt dieser regulatorische Ansatz auch Vorteile mit sich, insbesondere hinsichtlich der Sicherheit. Dies ist gerade in sensiblen Bereichen wie dem autonomen Fahren von großer Bedeutung. Ein weiteres Thema ist das Know-how im Bereich der Digitalisierung. Bei vielen Entscheidungsträgern besteht noch Nachholbedarf. Man stößt gelegentlich auf die Einstellung: „Das haben wir immer schon so gemacht.“ Doch im Zeitalter der Digitalisierung ist es wichtig, offen für Neues zu sein und sich kontinuierlich weiterzubilden.

Sie ahnen es: Wenn wir über Grenzen sprechen, interessieren uns umso mehr Ihre Visionen und konkreten Pläne dessen, was Sie in den kommenden Jahren anstreben. Können Sie uns einen Blick in die Themenwelten von morgen geben, in denen Ihre Unternehmen heute arbeiten?

Dietz: In den kommenden Jahren sehen wir drei Hauptbereiche, in denen GFT aktiv ist: künstliche Intelligenz, Blockchain-Technologie und nachhaltige digitale Lösungen. All das basierend auf Cloud-Technologien, die Anwendungen quasi auf jedem Endgerät verfügbar machen.

Die Anwendungen von KI reichen weit über das hinaus, was wir uns vor einigen Jahren vorstellen konnten. Ein gutes Beispiel ist der Finanzsektor, in dem KI genutzt wird, um Anlagestrategien zu optimieren, Betrugsaktivitäten in Echtzeit zu erkennen und den Kundenservice zu verbessern. Generative KI bietet faszinierende Möglichkeiten und Herausforderungen. Sie hat das Potenzial, nicht nur Daten zu analysieren, sondern auch neue Inhalte zu kreieren, sei es in Form von Kunst, Musik oder – für uns sehr spannend – Programmier-Code.

Bei Blockchain denken viele sofort an Kryptowährungen. Allerdings sind wir bei GFT davon überzeugt, dass der wahre Wert dieser Technologie in anderen Bereichen liegt. Hierbei denken wir insbesondere an das Lieferkettenmanagement, die Urheberrechtsverwaltung und sichere, transparente Transaktionen. Die Möglichkeit von Blockchain, transparente und nicht veränderbare Aufzeichnungen zu erstellen, kann die Art und Weise, wie Geschäfte abgewickelt werden, grundlegend verändern.

Abschließend möchte ich das Thema nachhaltige digitale Lösungen ansprechen. Wir sind gefordert, Technologien nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive zu betrachten, sondern auch ihren sozialen und ökologischen Wert zu erkennen. Unser Ziel ist es, ressourcenschonende Lösungen zu entwickeln, die Emissionen minimieren und gleichzeitig der Gesellschaft zugutekommen. Ein Paradebeispiel hierfür ist unsere GreenCoding-Initiative.

Büskens: Woran wir bei TOPAS arbeiten, beschreibt vielleicht unser großes Zukunftsprojekt „#MOIN – Modellregion Industriemathematik“ am besten. Mit diesem Vorhaben verfolgen wir eine zentrale Vision: Das Image der Mathematik entscheidend zu verbessern, in der Gesellschaft, bei jungen Menschen, in der Politik und insbesondere in der Industrie. Wir möchten die zentrale Rolle hervorheben, die Mathematikerinnen und Mathematiker in der modernen, technologiegetriebenen Welt spielen. Schon die ehemalige Bildungs- und Forschungsministerin Johanna Wanka hat festgestellt: „Eine digitale Gesellschaft funktioniert nur mit Mathematik“. Unser eigener Leitsatz „Universelles Wissen für intelligente Systeme“ spiegelt unsere Überzeugung wider, dass die Industriemathematik den Schlüssel zu digitalen Innovationen darstellt. Bei unserer Arbeit ist es uns ein besonderes Anliegen, den konkreten Nutzen der Mathematik sichtbar zu machen. In Deutschland wurde die Mathematik zu lange in ein Schattendasein gedrängt, obwohl sie oft als Hidden Champion in vielen unserer technologischen Fortschritte agiert. Tatsächlich zielen wir darauf ab, neben den komplexen, hoch hängenden „Früchten“, auch die „low hanging fruits“ für die Industrie zu erkennen und nutzbar zu machen. Durch das Erschließen dieser unmittelbaren Möglichkeiten durch TOPAS können wir oft schon nach kürzester Zeit Erfolge erzielen und setzen gleichzeitig die langfristige Vision unserer „Modellregion Industriemathematik“ um.

Echim: Unser Hauptaugenmerk bei TOPAS Industriemathematik liegt insbesondere auf autonomen Systemen und den zentralen Themen Energie und Umwelt. Bei der Entwicklung hin zu vollständig autonomen Systemen gibt es zahlreiche Herausforderungen und Entscheidungen. Dabei nehmen wir gezielt Abbiegungen, um zwischendurch Assistenzsysteme zu implementieren. Diese schrittweise Herangehensweise ermöglicht uns, kontinuierliche Fortschritte zu machen und praktische Lösungen für unsere Kunden bereitzustellen. Unser Ziel ist es, DER Ansprechpartner für autonome Systeme und intelligente Algorithmen zu werden – zunächst im Nordwesten von Deutschland und schließlich in ganz Europa. Die industriemathematischen Fragestellungen, die sich bei autonomen Systemen ergeben, sind sowohl spannend als auch komplex. Mit unserer Expertise möchten wir sicherstellen, dass diese Systeme sicher, effizient und nachhaltig funktionieren.

Herr Dietz, Sie ermutigen und fördern Menschen trotz der zunehmenden Bürokratie und der immer stärkeren Einschränkungen der unternehmerischen Freiheit ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Was hat Sie die ganzen Jahre angetrieben, das Sie heute Professor Büskens und Dr. Echim mit auf ihren Weg geben können?

Dietz: Mein Antrieb war stets die Überzeugung, dass wahre Innovation von denen kommt, die den Status quo herausfordern. Das erfordert ein feines Gespür für Trends und das Erkennen von Verbindungen. Trotz bürokratischer Hürden in Deutschland ist es essenziell, seine Vision zu realisieren. Mein Rat: Bleibt eurer Vision treu und vertraut auf eure Expertise, um innovative Lösungen zu schaffen. Nutzt die unendlichen Möglichkeiten eines globalisierten Marktes und die Verfügbarkeit von dezentralem Know-how. Ein motiviertes und engagiertes Team und die Fähigkeit, aus Herausforderungen zu lernen, sind unerlässlich. Und natürlich: Machen, machen, machen! Die Reise des Unternehmertums mag nicht immer einfach sein, aber sie ist bereichernd und nie langweilig.

Herr Professor Büskens, Herr Dr. Echim, wie wirkt der Rat von Herrn Dietz – eigentlich seine Erfolgsformel – auf Sie als unternehmerische Industriemathematiker, die sich auf den Weg gemacht haben, um tatsächlich den Status quo herauszufordern? 

Büskens: Es ist ein faszinierender Weg, Innovation durch Herausforderung eines gewohnten Zustandes zu erwirken. Dazu müssen oftmals die Gegenüber aus ihrer Komfortzone geholt werden. Das kann beschwerlich sein, wie etwa bei unseren gemeinnützigen Aktivitäten zur besseren Wahrnehmung des Nutzens der (Industrie-)Mathematik. Es ist aber auch extrem bereichernd – nicht monetär zu verstehen, so weit sind wir noch nicht – wenn wir es auf das Unternehmertum beziehen.

Das Schöne an unserer Arbeit: Durch das Kombinieren unseres universellen Wissens, der Industriemathematik, mit dem unserer Industriepartner entsteht Innovation, beim Partner aber eben auch bei uns. Wir haben einen entschlossenen Traum, den wir gemeinsam mit Steinbeis angehen und der intensiv begleitet wird durch ein Team mit vielen „fleißigen Händen“. Damit definieren sich hervorragende Voraussetzungen für unsere Entwicklung, äquivalent zu den Ausführungen von Herrn Dietz, und vielleicht gelingt es uns in einigen Jahren ein Unternehmen aufzubauen, das so erfolgreich ist, wie GFT Technologies SE.


„Wer sich der höheren Industrie widmen will, verliere nie aus dem Auge, dass sie das mit der Wissenschaft vermählte Handwerk ist und Wissen und Können gleichzeitig bedingt; er darf sich der Handarbeit nicht schämen, aber auch kein Fremdling bleiben im Heiligtume der Wissenschaft, was jedoch dieses letztere betrifft, so halte er sich vorzugsweise an das für sein Fach Notwendige.“ Ferdinand von Steinbeis

 

 

Interviewpartner

Ulrich Dietz
Vorsitzender des Verwaltungsrats GFT Technologies SE (Stuttgart)

Dr. Mitja Echim
Geschäftsführender Gesellschafter der TOPAS Industriemathematik Innovation gGmbH (Bremen)

Prof. Dr. Christof Büskens
Gesellschafter der TOPAS Industriemathematik Innovation gGmbH (Bremen)

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