Ein integriertes Technologiemanagement erzeugt Energie aus Abfällen
Wie kann die Widerstandsfähigkeit von Megastädten gestärkt werden? Und wie lässt sich der CO2-Fußabdruck auf nachhaltige Weise reduzieren? Eine Antwort auf diese beiden Fragen gibt der Einsatz neuester Technologien zur Umsetzung integrierter Abfall-Energie-Systeme. Für den Technologietransfer in aufstrebende Länder und das Management grüner Projekte werden vom Steinbeis-Transfer-Institut Steinbeis Global Institute Tübingen (SGIT) in Kooperation mit der Export-Akademie Baden-Württemberg Exzellenzzentren für grüne Technologien in diesen Ländern etabliert. Sie umfassen weitere grüne Technologien zur Wasseraufbereitung, in der Gesundheit, Weiterbildung, Landwirtschaft sowie grüne Produkte und Dienstleistungen und deren Herstellungsprozesse. Das Beispiel der Energieerzeugung aus Abfällen in Kombination mit dem Managementkonzept Green IMLead® zeigt, wie Steinbeis-Experten dort erfolgreich Technologietransferprojekte begleiten.
Durch die intelligente Kombination und das Management von Technologien können Abfälle effizient sortiert werden. Auf diese Weise ist es möglich, bis zu 99% der Abfallströme kommunaler, industrieller und landwirtschaftlicher Abfälle wiederzuverwerten. Der Prozess der Abfallsammlung, -sortierung und -vorbehandlung beinhaltet auch die Segmentierung des Abfalls in organische (zum Beispiel Lebensmittelabfälle, Energiepflanzen, Dung etc.) und anorganische (zum Beispiel Metall, Glas, Verunreinigungen etc.) Fraktionen. Anorganische Teile werden re- und upcycelt und die Biomasse wird zu Biogas vergoren, mit der Möglichkeit Biomethan zu produzieren oder Biogas zur Wärme oder Stromerzeugung zu nutzen. In einem weiteren Schritt kann die vergorene Biomasse ohne Rückstände von Kunststoffen, Pharmazeutika und anderen gefährlichen Inhaltsstoffen zu Biodünger veredelt werden. Um ein stabiles Kreislaufkonzept in Ländern wie Indien, Südafrika oder Uganda zu etablieren, ist es erforderlich Kommunen einzubinden, da diese die Abfallsammlung und Energieversorgung verantworten. Um die Ressourcen der Inputs (feste und organische Abfälle, Abwasser) und der Outputs (wieder- und aufbereitete Produkte, Wärme, Energie, Biomethan) zu managen, müssen bestehende Technologien an regionale Rahmenbedingungen angepasst sowie Fach- und Führungskräfte gewonnen und ausgebildet werden.
Aktuell werden vom Steinbeis-Transfer-Institut Steinbeis Global Institute Tübingen in Kooperation mit der Export-Akademie Baden-Württemberg Exzellenzzentren für grüne Technologien (Centres of Excellence for Green Technologies) in ausgewählten Zielregionen aufgebaut. In Indien ist dieses Zentrum beim Steinbeis Centre for Technology Transfer India in Hyderabad angesiedelt. Dort werden gemeinsam Beratungsprojekte für grüne Technologien sowie Aus- und Weiterbildungsprogramme durchgeführt. Weitere Kooperationspartner gibt es unter anderem in Namibia, Russland, Südafrika, der Ukraine, Uganda und Vietnam.
Green IMLead®-Konzept bringt Technologie und Management zusammen
Als methodischer Rahmen für das Management von integrierten Abfalltechnologien wird vom Tübinger Steinbeis-Team das Konzept Green IMLead® – Integrated Management & Leadership – eingesetzt, das die verschiedenen Perspektiven von Technologie und Management verbindet. Im Mittelpunkt steht der Manager/Projektleiter, der konkrete grüne Projekte leitet. Mit seinen „grünen“ Führungskompetenzen führt er Einzelpersonen wie eigenes Personal, Lieferanten und Kunden. Externe (Markt und Umwelt) und interne Informationen (Daten aus Prozessen, Produktdaten, Daten aus der Infrastruktur) müssen ebenfalls verwaltet werden. Heutzutage ist die Datenverwaltung mit digitalen Lösungen, künstlicher Intelligenz und Industrie 4.0-Anwendungen verknüpft. „Innovationen in neuen Technologien und Geschäftsmodellen sind die Hauptgrundlage, um den aktuellen und zukünftigen Marktanforderungen gerecht zu werden“, so Steinbeis-Experte Professor Dr. Bertram Lohmüller. Zur Verwaltung integrierter Abfallwirtschaftssysteme sind geeignete Produktions- und Geschäftsprozesse erforderlich. Da solche integrierten Systeme in schnelleren Lebenszyklen verbessert und weiterentwickelt werden, sind auch Agilität und Change-Management-Kompetenzen wichtig. Schließlich müssen alle Aktivitäten finanziert und alle Bereiche in einer integrierten Weise miteinander verbunden werden, was sich in der Kompetenz von Managern und Wissenschaftlern für integriertes Handeln und Denken widerspiegelt.
Führung, Informations- und Innovationsmanagement bestimmen den Erfolg
Beim Aufbau der Exzellenzzentren untersuchte das Projektteam, welche Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Transfer von Technologien für Energieerzeugung aus Abfällen ausschlaggebend sind. Dabei hat sich gezeigt, dass die wichtigsten Schlüsselfaktoren Führung, Informations- und Innovationsmanagement sind. Als weitere Erfolgsfaktoren wurden die soziale und regionale Integration und Qualifikation von Menschen, die in der Lage sind komplexe technologische Prozesse zu steuern, identifiziert. Deshalb wird in den Exzellenzzentren für grüne Technologien zukünftig ein Schwerpunkt auf die Entwicklung frugaler Innovationen und die Umsetzung von Aus- und Weiterbildungsangeboten gelegt.
Kontakt
Prof. Dr. Bertram Lohmüller (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transfer-Institut Steinbeis Global Institute Tübingen (Tübingen)
Prof. Dr. Rolf Pfeiffer (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transfer-Institut Steinbeis Global Institute Tübingen (Tübingen)