Steinbeis-Experten setzen in der Krisenbewältigung auf Resilienz
Die Auswirkungen der momentanen wirtschaftlichen Situation bedeuten für Unternehmen und Beschäftigte einen außergewöhnlichen Stresstest. Es braucht ein wirksames Krisenmanagement aus Soforthilfen zur Überlebenssicherung und parallel dem Wiederaufbau des unternehmerischen Handels und der notwendigen Kompetenz. Ohne ergebnisorientierte, nachhaltige Maßnahmen im Hinblick auf die Unternehmensführung verpuffen Soforthilfen wirkungslos. Das Team um Steinbeis-Expertin Dr. Sabine Horst, unterstützt von Alexander Hobbach, Programmmanager Mindful Leadership der Daimler AG, und Prof. Dr. Arnd Gottschalk, Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt und Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-Transferzentrum Personal & Organisation, hat einen auf die Besonderheiten der Corona-Pandemie angepassten Beratungsansatz entwickelt mit dem Ziel die Marktfähigkeit von KMU zu stabilisieren.
Auf Menschen in Organisationen und Unternehmen, die von den durch Corona ausgelösten Entwicklungen betroffen sind, stürzt vieles gleichzeitig ein. Diese Komplexität gepaart mit dem Gefühl von Ohnmacht durch Abhängigkeit von übergeordneten Entscheidungen wirkt wie eine massive Bedrohung. Routinen, Erfahrungen und Wissen aus der Vergangenheit sind nur begrenzt oder gar nicht anwendbar. Für den erfolgreichen Macher, den Pragmatiker, der sonst Selbstkontrolle und Überblick hat, eine echte Herausforderung. In der Wahrnehmung einer Bedrohung haben Menschen und Organisationen keinen oder nur eingeschränkten Zugriff auf essenzielle Ressourcen und Kompetenzen. Sowohl Menschen als auch Unternehmen reagieren in dieser Situation mit einer Art Tunnelblick und schalten auf Autopilot mit begrenzten Handlungsmöglichkeiten, was im unternehmerischen Kontext ein Risiko darstellt. Das Grundbedürfnis nach Sicherheit und Orientierung wird gerne mit schnellen Hilfsangeboten gestillt. Diese können eine gute Ersthilfe sein, sind meist aber nicht nachhaltig.
Die Kompetenzen der Organisation und aller Beschäftigten müssen also zunächst wieder vollumfänglich aktiviert, Blockaden gelöst werden. Denn diese Kompetenzen sind für den Blick in die Zukunft und die Entwicklung kreativer Lösungsfindungen, ob nun für das Arbeiten aus dem Homeoffice oder zum Entwickeln neuer Geschäftsmodelle, die wichtigste Ressource. Nur so kann nachhaltig das Ziel „Marktfähigkeit“ erreicht werden. Das bestätigen auch die Ergebnisse einer Stimmungsumfrage unter Geschäftsführern und Führungskräften, die das Experten-Team zu Beginn der Corona-Pandemie durchgeführt hat. Die dort genannten Herausforderungen: An erster Stelle steht Führung von Mitarbeitenden und Teams, gefolgt von Selbstführung und -fürsorge sowie organisatorisch-strategischen Herausforderungen.
Beratungsansatz für Unternehmen in der Krise
Mithilfe dieser Umfrage hat ein Forschungsteam aus sieben BWL-Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt unter Leitung von Prof. Dr. Arnd Gottschalk, der Steinbeis-Expertin Dr. Sabine Horst und Alexander Hobbach, Daimler AG, die besonderen Herausforderungen der aktuellen Situation und die Bedarfe von KMU ermittelt. Basierend darauf haben die Steinbeis-Experten ein Beratungskonzept entwickelt, das Betroffene systematisch Schritt für Schritt durch einen Prozess hin zu einer nachhaltigen Zukunftsorientierung und Entwicklung einer resilienten Organisation führt. Die Experten unterstützen hierfür bei der Implementierung entsprechender Methoden und Instrumente in drei Schritten:
- Lösung von Blockaden, wahrnehmen, Räume schaffen
- Unternehmenscheck zur Identifizierung von Handlungsfeldern und Ressourcen
- Anwendung und Implementierung von Methoden zur Prozessgestaltung
Erster Schritt: Effizienz und Resilienz
Nach einem Sprint braucht der Höchstleistungssportler die Erholungsphase. Auch wenn Firefighting eine Kernkompetenz und wichtiger Erfolgsfaktor vieler KMU ist, so braucht es für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft nach schnellen Aktionen Entschleunigung. Denn nur mit Ruhe und Achtsamkeit sind Effizienz und Fokus möglich. Beides ist unerlässlich in der Zeit einer sogenannten schrittweisen Normalität, die maximale Flexibilität fordert. Denn die Auswirkungen der Krise werden über lange Zeit die Rahmenbedingungen unseres gesamtwirtschaftlichen Handelns bestimmen.
Dies erfordert Resilienz, die Fähigkeit, sich schnell neuen Gegebenheiten anzupassen und immer wieder neue Herausforderungen zu bewältigen. Aktuell bedeutet dies, die Widerstandsfähigkeit, den „Stresstest Corona“ zu bestehen – und vielleicht sogar gestärkt hieraus hervorzugehen. In einer hochinstabilen Phase, wie einer Krise, ist erfolgsentscheidend, sich der vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten bewusst zu sein, die für eine Zukunftsgestaltung zur Verfügung stehen. Also sein Umfeld achtsam wahrzunehmen und ergänzend zu Wissen und Erfahrung ein gutes Gespür zu entwickeln.
Resilienzfaktoren für Einzelne sowie Organisationen sind gut erforscht und beinhalten Aspekte wie Optimismus, Akzeptanz, Achtsamkeit, Vergangenes loslassen, Zukunftsorientierung, Veränderungsbereitschaft, Netzwerke etc. Diese Faktoren dienen als hilfreiche Checkliste zur Beantwortung der Fragen: Auf welche Resilienzfaktoren können Sie mit Ihrem Unternehmen zurückgreifen? Und welche sind ergänzend notwendig? Das Projektteam betrachtet Resilienz auf drei Ebenen – Individuum, Team und Organisation – und berücksichtigt hierbei praxisorientiert die von KMU in der Umfrage genannten Herausforderungen.
Zweiter Schritt: Handlungsfelder und Ressourcen identifizieren
In dieser Phase begleiten die Experten das Unternehmen mit wirksamen Tools, mit dem Ziel, die Situation des Unternehmens einzuschätzen. Hierfür nutzen sie unter anderem einen Mindful Check. Dieser eignet sich gut dafür, die größten Baustellen zu identifizieren, Risiken und Chancen einzuschätzen. Mit den dadurch erreichten Ergebnissen können die Unternehmer Mitarbeitende, Führungskräfte und sich selbst stabilisieren, um die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Als nächstes werden Vision, Ziele und Ressourcen festgelegt. Wichtig dabei ist, neue kreative Ideen und Szenarien für künftigen Geschäftserfolg zu entwickeln und die Vergangenheit loszulassen. Danach sollen die Unternehmen definieren, was sie zur Umsetzung brauchen und sich ihrer Ressourcen, Stärken und Potenziale bewusst werden.
Dritter Schritt: Methoden zur Prozessgestaltung
In dieser Phase erarbeiten, planen und strukturieren die Unternehmen wirkungsvolle Maßnahmen (nach Prinzipien der Salutogenese: sinnvoll, verstehbar und handhabbar) und identifizieren die für deren Umsetzung benötigten Partner. Als nächstes werden die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt. Dabei ist es wichtig, die erzielten Erfolge zu präsentieren und regelmäßige Reflexionen, Feedbacks und kontinuierliche Verbesserung in die Businessabläufe zu integrieren. Auch in dieser Phase werden die Unternehmen von den Steinbeis-Experten Dr. Sabine Horst und Prof. Dr. Arnd Gottschalk begleitet. Bei Erfüllung entsprechender Voraussetzungen stehen auch Förderprogramme zur Verfügung.
Kontakt
Dr. Sabine Horst (Autorin)
Steinbeis-Unternehmerin
Steinbeis-Beratungszentrum Kompetenzen. Kommunikation. Kulturen. (Stuttgart)
Prof. Dr. Arnd Gottschalk (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum Personal & Organisation (Baunatal)
Fakultät Wirtschaftswissenschaften
Fachgebiete Führung, Organisation, Innovation
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (Würzburg)