Freuen sich über die erfolgreiche Unternehmensübergabe: Sibylle und Harald Dill, Timucin und Tuba Okullu (v.l.n.r.)

DIE UNTERNEHMENSNACHFOLGE IN KMU ERFOLGREICH MEISTERN

Steinbeis-Berater gestaltet einen gelungenen Nachfolgeprozess mit

Gerade für inhabergeführte KMU stellt das Unternehmen die wesentliche Ertrags- und Vermögensquelle für den Inhaber dar. Wenn man ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat, will man das auch nach dem eigenen Ausscheiden in guten Händen wissen. Sofern kein Familiennachfolger bereit steht, muss ein externer Interessent für die Unternehmensnachfolge begeistert werden. Die Suche gestaltet sich aber nicht immer einfach und bedarf nicht selten einer professionellen Unterstützung. Hier setzt das Team des Steinbeis-Transferzentrums Sanierung und Finanzierung mit seinem Expertenwissen an. Erfolgreich hat es den Mittelständler Dill Werkzeug- und Formenbau aus Karlsbad im Nachfolgeprozess begleitet.

1991 von Harald Dill gegründet, fertigt das Unternehmen sowohl einfache als auch komplexe, anspruchsvolle Werkzeuge und Formen für die Kunststoff-Spritzguss-Industrie und zur Herstellung von Press-, Druckguss- und Pulverspritz­guss-Teilen. Harald Dill hat das Steinbeis-Transferzentrum Sanierung und Finanzierung beauftragt, ihn bei der Umsetzung seiner Unternehmensnachfolge zu begleiten. Dabei nutzte er das ESF-Förderprogramm „Coaching für kleinere und mittlere Unternehmen“, mit dem ein Unternehmen einen Zuschuss von bis zu 6.000 Euro erhalten kann.

ERFOLGSFAKTOR 1: RECHTZEITIGE VORBEREITUNG

Bei kleineren, inhabergeführten Unternehmen besteht oft eine enge Verbindung zwischen dem Unternehmen und dem Privatbereich des Unternehmers – zum Beispiel durch die an das Unternehmen vermieteten Immobilien, die Gestaltung der Geschäftsführergehälter etc. Es erfordert oft einige Zeit, um diese Verbindungen im Hinblick auf den Unternehmensverkauf neu zu gestalten und das Unternehmen auch bilanziell fit für einen Verkauf zu machen. Bei diesen Unternehmen ist es sinnvoll, drei bis fünf Jahre vor dem geplanten Unternehmensverkauf mit den Vorbereitungen zu starten. Das hat auch den Vorteil, dass man vorbereitet ist, wenn ein potenzieller Käufer sich für das Unternehmen interessiert. Und man kommt nicht unter Zeitdruck, weil man das Unternehmen unbedingt im nächsten halben Jahr verkaufen muss.

Harald Dill war zum Beginn der Zusammenarbeit 59 Jahre alt und sein Ziel war es, das Unternehmen innerhalb von drei Jahren an einen qualifizierten Nachfolger zu übergeben. Somit stand ausreichend Zeit zur Verfügung einen geeigneten Interessenten zu finden. Zudem hatte Harald Dill seit jeher die Strategie verfolgt, möglichst viele Aufgaben auf seine Mitarbeiter zu delegieren. Das macht es für einen Nachfolger wesentlich einfacher, die Unternehmensnachfolge anzutreten.

ERFOLGSFAKTOR 2: KONZEPT, STRATEGIE, PROZESSE

Im ersten Schritt ist es wichtig, mit dem Verkäufer die Ziele der Unternehmensnachfolge festzulegen. Geht es darum, den höchstmöglichen Kaufpreis zu erzielen oder sind auch noch andere Aspekte relevant? Diese können zum Beispiel sein der Erhalt des Unternehmens­namens, die Sicherung des aktuellen Standorts, eine Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter, die maximale Dauer bis zum Abschluss des Kaufvertrags, die Fortsetzung des Mietverhältnisses (insbesondere, wenn die Immobilie im Eigentum des bisherigen Eigentümers oder dessen Familie bleibt), ein Beratungsvertrag oder die Weiterbeschäftigung des verkaufenden Unternehmers für eine definierte Zeit und vieles mehr. Erst nach Festlegung der Ziele kann die Strategie für die Unternehmensnachfolge erarbeitet werden. Dabei erfolgt die Unternehmensplanung für die nächsten Jahre, die Unternehmensbewertung, die Identifikation potenzieller Käufer, die Klärung rechtlicher und steuerlicher Rahmenbedingungen sowie die Erstellung eines Unternehmensexposés. Dann erfolgt die direkte Ansprache potenzieller Interessenten und/oder die Nutzung entsprechender Vermittlungsbörsen. Dabei empfiehlt es sich, potenzielle Interessenten im ersten Schritt durch externe Berater anonym anzusprechen und erst nach Abschluss einer Vertraulichkeitserklärung den Namen und das erstellte Unternehmensexposé an den Interessenten zu übergeben. Anschließend folgt mit den interessierten Käufern in der Regel die Due-Diligence, bei der der potenzielle Käufer das Unternehmen im Detail auf Herz und Nieren prüft. Danach stehen die Vertragsverhandlungen, der Abschluss des Unternehmenskaufvertrags und dessen Vollzug an. Sofern der Käufer ein bestehendes Unternehmen ist, erfolgt die sogenannte „Post-Merger-Integration“. Dabei geht es darum, das gekaufte Unternehmen in das bestehende Unternehmen oder die Unternehmensgruppe des Käufers zu integrieren, um so für den Käufer den bestmöglichen Nutzen aus dem gekauften Unternehmen zu erzielen. Wichtig ist dabei, die übernommenen Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden: Sie machen heute meist den entscheidenden Wert eines Unternehmens aus.

ERFOLGSFAKTOR 3: EXTERNE UNTERSTÜTZUNG

Die Unternehmensnachfolge stellt für einen Unternehmer einen tiefen Einschnitt in seine Unternehmertätigkeit dar. Die meisten Unternehmer verkaufen ein Unternehmen genau einmal in ihrem Leben und sind mit der Vielzahl der Aufgaben, die bei einem Unternehmensverkauf anfallen, überfordert. Zudem besteht oft eine hohe emotionale Bindung zum Unternehmen, gerade bei den Unternehmern, die das Unternehmen selbst aufgebaut haben. Daher kann ein Berater eine neutrale, objektive Sicht auf das Unternehmen sicherstellen und zu einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge beitragen. Zudem hat er das entsprechende Fachwissen und die Erfahrung, um den Prozess optimal zu gestalten. Das trifft nicht zuletzt auf die Ermittlung eines realistischen Unternehmenswertes zu. Letztendlich orientiert sich der Unternehmenswert immer an dem zukünftig erzielbaren Ertrag, den ein Käufer mit dem Unternehmen realisieren kann. Unterschiedliche Käuferschichten sind dabei durchaus bereit, unterschiedliche Preise zu zahlen. So wird in der Regel ein strategischer Käufer, für den das Unternehmen eine optimale Ergänzung zu seinem bestehenden Unternehmen darstellt, einen höheren Preis zahlen, als ein Existenzgründer, der sich mit dem Erwerb des Unternehmens selbstständig machen will.

ERGEBNIS: ERFOLGREICHE NACHFOLGE

Nach Klärung der Ziele der Unternehmensnachfolge erstellten Harald Dill, der Steuerberater des Unternehmens und Thomas Täge vom Steinbeis-Transferzentrum Sanierung und Finanzierung gemeinsam eine Unternehmensbewertung und ein Exposé für Interessenten. Danach sprach der Steinbeis-Experte Interessenten aus seiner „Interessentenkartei“ anonymisiert an und stellte ein anonymisiertes Inserat in einer der Nachfolgebörsen ein. Darüber wurde auch Timucin Okullu auf das Unternehmen aufmerksam, der als Entwicklungs- und Vertriebsingenieur bei einem großen Automobilzulieferer beschäftigt war. Nach einer intensiven Verhandlungsphase inklusive Due-Diligence wurden sich Harald Dill und Timucin Okullu einig und schlossen unter Einbeziehung einer spezialisierten Rechtsanwaltsgesellschaft den Unternehmenskaufvertrag ab. Während des Prozesses musste Timucin Okullu noch die Finanzierung durch seine Hausbank sicherstellen, die sich im Vorfeld und vor Ort ein Bild vom Unternehmen gemacht hatte. Auch hier war das erstellte Exposé über das Unternehmen sehr nützlich, da es alle für die Kreditentscheidung notwendigen Informationen enthielt und eine schnelle Entscheidung ermöglichte. Nach dem Übergabestichtag haben Harald Dill und Timucin Okullu die wichtigsten Kunden des Unternehmens gemeinsam besucht und so einen reibungslosen Unternehmensübergang sichergestellt. Die Mitarbeiter wurden frühzeitig über die geplante Nachfolge informiert und hatten so die Gelegenheit, den neuen Inhaber schon früh kennen zu lernen. Harald Dill ist heute noch als Berater für das Unternehmen tätig, so dass Timucin Okullu von seiner Erfahrung profitiert. Der gesamte Prozess der Unternehmensnachfolge hat lediglich neun Monate gedauert. Da es aber insbesondere für technisch orientierte KMU zunehmend schwieriger wird, einen qualifizierten Nachfolger zu finden, kann eine erfolgreiche Unternehmensübergabe auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Kontakt

Thomas Täge (Autor)
Projektleiter
Steinbeis-Transferzentrum Sanierung und Finanzierung (Ötigheim)