Die Rolle des Standorts für den Unternehmenserfolg
Was sind die Erfolgsfaktoren von Unternehmen? Diese Frage beschäftigte schon Generationen von Wissenschaftlern und Unternehmern, gewinnt aber in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen wie Digitalisierung und Internationalisierung weiter an Bedeutung. Auch das Team um Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw am Steinbeis-Transferzentrum Projektierung und Evaluierung von Netzwerken in Stralsund hat sich im Rahmen des Projektes „Standort- und Mittelstandsoffensive Mecklenburg-Vorpommern“ intensiv mit dem Thema beschäftigt und insbesondere den Mittelstand des Landes sowie die Bedeutung der jeweiligen Region für das Wirtschaftswachstum im Blick gehabt. Ihre Erkenntnisse lassen sich auch für andere Regionen und Unternehmen verallgemeinern.
Die Wirtschaftsstruktur ist vielfältig und die Rahmenbedingungen für Unternehmen verändern sich permanent und immer schneller. Zum einen zeichnet sich die heutige Wissensgesellschaft durch Schnelllebigkeit in fast allen Bereichen aus und zum anderen gleicht kein Unternehmen dem anderen. Sowohl kleine und mittlere Unternehmen als auch Großunternehmen sind mit Megatrends wie Globalisierung, Urbanisierung, Digitalisierung und Individualisierung konfrontiert (Horx 2011). Sollen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden, müssen die Entscheidungsträger sich den vielfältigen und unterschiedlichen Herausforderungen stellen und sie meistern.
DEN MITTELSTAND STÄRKEN
Vor besonderen Herausforderungen stehen Unternehmen in strukturschwachen und ländlichen Regionen. Hier ist eine zielorientierte und strategiegeleitete Standort- und Mittelstandsoffensive von Politik und Regionalakteuren notwendig, denn Deutschland ist Mittelstandsland. Bereits seit Jahrzehnten ist die Bundesregierung bestrebt, den Mittelstand in den Regionen zu unterstützen und zu stärken. Aufbauend auf der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ soll im Jahr 2020 ein gesamtdeutsches Fördersystem für strukturschwache Regionen geschaffen werden. Dabei sollen bundesweit Programme zur Innovationsförderung, Digitalisierung, Fachkräfteentwicklung oder zum Ausbau der regionalen Infrastruktur und besondere Förderkonditionen angeboten werden, mit denen die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen gezielt unterstützt wird.
UNTERNEHMEN SIND GEFORDERT
Die externe und interne Umwelt von Unternehmen unterliegt einem ständigen Wandel, den die Unternehmensführung gestalten muss. Das bedeutet, dass die Organisationsstrukturen an die sich verändernde Unternehmenssituation angepasst beziehungsweise reorganisiert werden müssen, um sich wettbewerbs- und zukunftsfähig aufzustellen. Change-Management beziehungsweise Veränderungsmanagement ist angesagt, um systematische, zielgerichtete und strategiegeleitete Gestaltungsmaßnahmen umzusetzen.
Seit Jahrzehnten beschäftigen sich vor dem Hintergrund der Megatrends und der zahlreichen Herausforderungen Wissenschaftler und Praktiker intensiv mit der Frage: Was sind die Erfolgsfaktoren von Unternehmen? Patentrezepte für die erfolgreiche Gründung und eine stabile Unternehmensentwicklung gibt es nicht! Um zu überleben und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Entscheidungsträger in Unternehmen die Prozesse kontinuierlich einem an die Unternehmensentwicklung angepassten Controlling unterziehen. „In unserer schnelllebigen Welt werden Frühaufklärung und Risikomanagement für die Entwicklung und die Überlebensstrategien von Unternehmen immer entscheidender“, fasst der Steinbeis-Experte Norbert Zdrowomyslaw zusammen. Zwar kann die Politik Instrumente und Maßnahmen gegen die Abwanderung aus den strukturschwachen und ländlichen Regionen und zur Unterstützung der Arbeitskräftesicherung ergreifen, aber für die Arbeitgeberattraktivität und die Personalfindung, Personalbindung, Ausbildung und Qualifizierung sowie den Prozess der Nachfolgeregelung können nur die Entscheidungsträger in den Unternehmen und Organisationen selbst sorgen.
INNOVATIONS- UND WETTBEWERBSVORTEILE DURCH KOOPERATIVE STRATEGIEN
Standorte und Unternehmen stehen mehr oder weniger in einem nationalen und globalen Wettbewerb. Im Fokus der „Nationalen Industriestrategie 2030“ steht vor allem das Miteinander des industriellen Mittelstands und der Großunternehmen mit Blick auf nachhaltige Wertschöpfungsketten: „Ziel der Strategie ist es, Schlüsseltechnologien und Basisinnovationen zu stärken. Weitere Akzente sind leistungsfähige Netzwerk- und Clusterstrukturen, der beschleunigte Transfer von Forschungsergebnissen in mittelständische Unternehmen und Start-ups sowie die technologische Förderung von Innovationen.“ Dies bedeutet jedoch nicht, dass strukturschwache und ländlich geprägte Regionen sowie kleine und mittlere Betriebe kooperative Strategien ausblenden sollten – im Gegenteil. Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft sind insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen äußerst wichtig. Angesichts der Tatsache, dass jede Stadt und Region grundsätzlich um Infrastrukturinvestitionen, Investoren, Unternehmensansiedlungen sowie Arbeitsplätze und touristische Attraktionen konkurriert, sind gerade industriell schwach ausgestattete Regionen, die kaum mit Hidden Champions besetzt sind, auf starke Netzwerke und stabile Kooperationen angewiesen (Simon 2012). Gerade deshalb gilt das Motto: Gemeinsam sind wir stärker.
Die Bekanntheit, das Image und die Standortattraktivität einer Region sind für die Stabilität und das Wachstum von Branchen und Unternehmen sehr wichtig. Regionen sind komplex zu vermarktende Leistungspakete, die stark von der Austauschbarkeit der harten Standortfaktoren geprägt sind. Weiche Standortfaktoren wie Kultur, Innovationsmilieu, Kreativszene und Unternehmergeist sowie Einzigartigkeiten und Besonderheiten einer Stadt oder Region spielen immer häufiger eine wichtige Rolle, wenn es um die Wahrnehmung der Stakeholder geht im Hinblick auf die Standortattraktivität und die Wettbewerbsfähigkeit einer Region und der dort ansässigen Unternehmen. Nicht jede Region kann mit ihren Hidden Champions und attraktiven Arbeitgebern werben. Jede Stadt oder Region weist andere Einzigartigkeiten und Besonderheiten, sogenannte Alleinstellungsmerkmale, auf. Ein Land wie Mecklenburg-Vorpommern muss seine Vermarktungsstrategie auf anderen HSK („Hat Sonst Keiner“) aufbauen, um bei Anspruchsgruppen zu punkten (Zdrowomyslaw und Autorenteam 2019).
Kontakt
Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw (Autor)
Projektleiter
Steinbeis-Transferzentrum Projektierung und Evaluierung von Netzwerken (Stralsund)
Daniel Wedell
Wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsprojekt „Standort- und Mittelstandsoffensive Mecklenburg-Vorpommern“
Steinbeis-Transferzentrum Projektierung und Evaluierung von Netzwerken (Stralsund)
Maurice Michalik
Wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsprojekt „Standort- und Mittelstandsoffensive Mecklenburg-Vorpommern“
Steinbeis-Transferzentrum Projektierung und Evaluierung von Netzwerken (Stralsund)
Lisa Vothknecht
Wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsprojekt „Standort- und Mittelstandsoffensive Mecklenburg-Vorpommern“
Steinbeis-Transferzentrum Projektierung und Evaluierung von Netzwerken (Stralsund)
Literatur
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Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Wertschätzung – Stärkung – Entlastung.
Eckpunkte der Mittelstandsstrategie, in: Schlaglichter der Wirtschaftspolitik September 2019, S. 12-19 -
Horx, Matthias: Das Megatrend-Prinzip: Wie die Welt von morgen entsteht, 2011
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Simon, Hermann: Die heimlichen Gewinner (Hidden Champions) – Aufbruch nach Globalia: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer, Frankfurt/Main u.a. 2012
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Zdrowomyslaw, Norbert und Autorenteam: Die 161 HSK Mecklenburg-Vorpommerns mit Entdeckerrouten. Attraktiver Wirtschafts-, Lebens- und Urlaubsstandort, Greifswald 2019