Ein Würzburger Steinbeis-Team verknüpft erfolgreich Mensch und Technik
Bei allen Potenzialen, die die digitale Transformation mit sich bringt, wird es am Ende darum gehen, Kluges zu entwickeln und dabei den Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Mit dieser Herausforderung beschäftigen sich zwei kooperierende Steinbeis-Forschungszentren in Würzburg. Das zentrenübergreifende Team um Sebastian Gläser, Prof. Erich Schöls und Dr. Markus Thies fokussiert in seinen Digitalprojekten konsequent den Mehrwert für den Menschen.
Die Digitalisierung ist eine gute Sache: Sie hat uns das Internet gebracht, das Smartphone zu einem unersetzlichen Begleiter in unserem Lebens- und Berufsalltag gemacht, neue Bezahlsysteme ermöglicht und schickt sich nun an, als „künstliche Intelligenz“ unsere Industrielandschaft neu aufzustellen und die Automobile der Zukunft autonom zu steuern. Die Potenziale scheinen riesig zu sein und betreffen nahezu alle Bereiche der Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Die Digitalisierung beschleunigt Prozesse, macht Unsichtbares sichtbar und gestaltet unsere globale Nachrichtenlandschaft sehr transparent. Die Digitalisierung ist eine gefährliche Sache: Sie bestimmt unseren Tagesablauf, verdichtet unsere persönlichen Zeitfenster und verschüttet uns unter gigantischen Daten- und Informationslawinen. Getrieben von der technologischen Machbarkeit werden permanent neue Applikationen und Produkte in die Märkte getragen, deren Sinn und Nutzen sich meist auch nach längerem Gebrauch nicht wirklich erschließen. Am Ende könnte die Digitalisierung Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz kosten, weil sie durch Roboter und „künstliche Intelligenz“ ersetzt werden.
Zugegeben etwas verkürzt, aber durchaus so ambivalent wird die digitale Transformation auch in der Öffentlichkeit diskutiert. Die Menschen sind gleichermaßen fasziniert von den Möglichkeiten und haben doch Angst vor der disruptiven Kraft der Digitalität. Wir wollen Teil einer modernen, künftigen Welt sein und beschäftigen uns trotzdem mit Fragen zum „digital detoxing“, weil wir unter der störenden und bisweilen sinnbefreiten „Digitaldoktrin“ immer häufiger leiden. Es ist eine Binsenweisheit, dass sich diese Entwicklung unverändert dynamisch fortsetzen und dabei großen Einfluss auf alle Teile unserer Lebenswelt nehmen wird. Interessant aber ist die Frage, was sich als Erfolgsmodell durchsetzen kann und was als digitaler Irrtum in die Geschichte eingehen wird.
DAS DIGITALE MIT DEM ANALOGEN ERFOLGREICH VERBINDEN
Die vergangenen Jahre haben uns gelehrt, dass Technologie allein nicht zwingend zu Erfolgen führt. „Man muss bei einer ganzheitlichen Betrachtung die Digitalisierung von ihrer Technik trennen und sie in einen humanistischen Kontext stellen. Digitale Entwicklungen haben sich demnach am Menschen zu orientieren und werden auch nur innerhalb dieser Beziehung dauerhafte Mehrwerte bieten können“, davon ist der Steinbeis-Experte Sebastian Gläser überzeugt. Das von ihm mit geleitete Steinbeis- Forschungszentrum Design und Systeme stellt diese Erkenntnis in den Mittelpunkt aller seiner Studien und Inventionen. Seit inzwischen 15 Jahren arbeiten hier Informations- und Mediendesigner mit Informatikern zusammen und erarbeiten Digitalkonzepte, Prototypen und Lösungen für ganz unterschiedliche Bereiche der Industrie, Medizin und Kultur. „Die Frage nach dem Sinn einer Arbeit und ihrer responsiven Kraft auf ihren Wirkungskreis steht dabei immer im Zentrum aller unserer Überlegungen. Wir suchen ganz bewusst den transdisziplinären Austausch zwischen Design und Informatik, um in einer vernünftigen Balance die Vorteile digitaler Potenziale mit den Erwartungen der analogen Welt zu verbinden“, so Prof. Erich Schöls, einer der Leiter des Steinbeis-Forschungszentrums.
Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Projekt Coperion Showcase – eine Online- Plattform mit interaktivem „Produkt- Viewer“. In diesem Projekt hat das Steinbeis-Unternehmen ein Vertriebstool für die Coperion GmbH entwickelt, um neben einer umfassenden Produktinformation auch den Austausch unter den Kollegen zu optimieren. Zentrales Feature ist ein webbasierter 3D-Viewer, der die Erkundung der Komponenten im Detail ermöglicht und ein freies Kommentieren direkt am 3D-Model erlaubt. Mit dem webGL-basierten System können die 3D-Inhalte in Echtzeit browserunabhängig und ohne Plugins dargestellt und bedient werden. Weiterhin ergänzt Text-to-Speech eine akustische Präsentation der Produkte. Entwickelt wurde auch ein Online-Präsentationstool, mit dem individuelle Produktvorstellungen erzeugt, abgespeichert und an Kunden verschickt werden können. Ebenso integriert ist ein AR-Viewer, mit dem Komponenten zu Simulationszwecken virtuell im Raum platziert werden können.
Ein weiteres spannendes Projekt hat das Steinbeis-Unternehmen für die BES zeyko Küchenmanufaktur GmbH umgesetzt: Mit einem modernen, sehr zeit gerechten Küchensystem startet zeyko ein neues Kapitel seiner Unternehmensgeschichte. Das Steinbeis-Team entwickelte hierfür einen Konfigurator, der die Küche mittels „Augmented Reality“ beliebig im Raum verorten und so die Entscheidung erleichtern kann. Die modulare und flexible Kocheinheit kann individuell geplant, konfiguriert und über die App bestellt werden und entspricht damit der zur Gewohnheit gewordenen Online-Philosophie junger Menschen.
Anfang dieses Jahres wurde das Steinbeis- Forschungszentrum strategisch durch eine zweite Einrichtung erweitert: Zusammen mit Dr. Markus Thies wurde das Steinbeis-Forschungszentrum Explorative Digitalisierungslösungen gegründet. Als ausgewiesener KI- und Blockchain-Experte sorgt Markus Thies für den systemischen Ausbau beider Steinbeis-Unternehmen mit dem Ziel, visionäre Ansätze und mutige Ideen in produktreife Systemlösungen zu überführen.
Kontakt
Sebastian Gläser (Autor)
Leiter
Steinbeis-Forschungszentrum Design und Systeme (Würzburg)
www.designandsystems.de
Prof. Erich Schöls
Leiter
Steinbeis-Forschungszentrum Design und Systeme (Würzburg)
www.designandsystems.de
Dr. Markus Andreas Thies
Leiter
Steinbeis-Forschungszentrum Explorative Digitalisierungslösungen (Würzburg)