Stolze Projektpartner: Bernhard Traube (SCHERZBERG-INTEC), Cornelius Mauch (BOLZ INTEC) und Meinrad Zeh (MZW Werkzeugbau)

Ein Fass mit Boden

Steinbeis-Team unterstützt in der Weiterentwicklung eines Edelstahlfasses

„Wir wollten Fässer noch perfekter machen“ – so schildert Cornelius Mauch, Geschäftsführer der BOLZ INTEC GmbH, sein erfolgreiches Innovationsvorhaben. Von der Bedeutung von Fässern zur Lagerung und Veredelung von Flüssigkeiten und anderen Stoffen überzeugt, widmete sich der Unternehmer aus Argenbühl-Eisenharz im Westallgäu als Erfinder vor allem den Optimierungspotenzialen, anstatt sich mit dem aktuellen technologischen Stand zufriedenzugeben. In einem Kooperationsprojekt von weiteren Unternehmen aus dem Westallgäu sowie der Bodenseeregion und dem Steinbeis-Transferzentrum Infothek aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis setzte Cornelius Mauch seine Idee eines innovativen Fasses aus Edelstahl schließlich um.

In Cornelius Mauchs innovativem Unternehmen fertigen circa 30 Mitarbeiter aus neun Nationen dünnwandige, runde Behälter aus Edelstahl. Neben Fässern, Trichtern in symmetrischer und asymmetrischer Ausführung sowie Druckbehältern werden kundenspezifische Sonderanfertigungen in der firmeneigenen Produktionsstätte konstruiert und hergestellt. Zu den Stammkunden von BOLZ INTEC zählen neben der Chemie- und Kosmetik- auch die Biotechnologieindustrie sowie weltweit führende Pharmaunternehmen.

Neben dem intrinsischen Innovationsdrang des Unternehmens waren auch Impulse durch diese Kunden maßgeblich für die Entwicklung des Best-Cost-Edelstahlfasses, das seit einem halben Jahr erfolgreich vermarktet wird, verantwortlich: Strenge gesetzliche Vorschriften und spezifische Ansprüche innerhalb der Branchen in puncto Hygiene führen zu hohen Anforderungen an Lagerungsbehälter. Die Wettbewerbssituation in den Absatzbranchen von BOLZ INTEC und die überwiegend von mittleren Unternehmen und Multi National Corporations geprägte Kundenstruktur führen jedoch zu einer besonders großen Nachfrage nach möglichst günstigen Produkten. „Außerdem kommt hinzu, dass die Preise von Edelstahl auf dem Rohstoffmarkt vergleichsweise hoch sind“, erläutert Cornelius Mauch und fügt hinzu: „Diese Faktoren zu harmonisieren, war eine Herausforderung – schnell war uns klar, dass sich dieses komplexe Vorhaben kooperativ besser realisieren lässt“.

Ohne zu zögern, ging Cornelius Mauch auch dieses Projekt direkt an: Gemeinsam mit einigen Führungskräften führte er eine Bestandsanalyse durch, um festzustellen, bei welchen Prozessen externe Expertise und Unterstützung von Nöten war. Außerdem spielten strategische Überlegungen in puncto Schutz und Förderung bereits zu diesem Zeitpunkt eine wesentliche Rolle, wie sich der Patent-Experte und Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Infothek, Wolfgang Müller, erinnert: „Das Innovationsvorhaben von BOLZ INTEC war von Anfang an sehr gut durchdacht und strukturiert, so dass wir von Steinbeis im Rahmen unserer WIPANO-Beratung umgehend ins Detail gehen konnten – das habe ich auch schon anders erlebt“. Als „vorausschauend und zielführend“ bezeichnet Wolfgang Müller auch den Entschluss zur Anmeldung eines Patents, das vor etwa zwei Monaten erteilt wurde.

Während der grundsätzliche Kooperationsbedarf für Cornelius Mauch und sein Team unmittelbar feststand, war es ungleich komplexer, die konkreten Themenfelder und Prozesse zu ermitteln, deren Auslagerung sinnvoll war. In diesem Kontext übernahm Steinbeis eine wesentliche Rolle. Wolfgang Müller konnte als externer Akteur mit viel Erfahrung aus einer objektiveren Perspektive analysieren, welche Prozesse ausgelagert werden sollten und an wen.

Schnell war ein geeigneter Partner gefunden, mit dem die weiteren Schritte geplant und abgestimmt wurden: Die Wahl fiel auf die mit den Präferenzen der Zielbranchen vertraute SCHERZBERG-INTEC GmbH aus Überlingen am Bodensee. Das von Bernhard Traube geleitete Unternehmen verfügt als industrienahes technisches Dienstleistungsunternehmen über zahlreiche Kompetenzen im Bereich Engineering und übernahm im Projekt die Steuerung und Kontrolle der technologischen Umsetzung sowie die Produkttests des neuen Fasses. „Wir haben die Kooperation sowohl auf der inhaltlichen als auch auf der persönlichen Ebene als sehr positiv wahrgenommen – Vertrauen zwischen uns war von Anfang an vorhanden. Durch den stetigen Austausch und den jeweils etwas anderen Blickwinkel haben sowohl BOLZ INTEC als auch wir wesentlich profitiert“, fasst Bernhard Traube rückblickend zusammen. Nach intensiven Gesprächen zwischen den nun drei kooperativ organisierten Akteuren wurde der Einbezug eines weiteren Unternehmens beschlossen, um die Produktion des Fasses zeitlich zu optimieren. Da die Produktion in der Betriebsstätte von BOLZ INTEC erfolgen sollte und die Komplexität des Vorhabens einen stetigen Koordinationsbedarf mit sich brachte, sollte der neue Kooperationspartner in räumlicher Nähe angesiedelt sein. Die einvernehmliche Wahl fiel schließlich auf die MZW Werkzeugbau GmbH, die von Meinrad Zeh geleitet wird und ebenfalls in Argenbühl ansässig ist. „Die MZW Werkzeugbau GmbH trägt durch die Entwicklung und Fertigung von Werkzeugen und Produktionsvorrichtungen wesentlich zum Erfolg unserer gemeinsamen Innovation bei“, beschreibt Cornelius Mauch die Rollenverteilung und präzisiert den wesentlichen Vorteil der geografischen Nähe der beiden Unternehmen: „Wir und MZW haben uns schon einige Male in der jeweiligen Betriebsstätte besucht, um Fragen zu klären und Optimierungspotenziale zu identifizieren. Das geht persönlich an den Maschinen einfach besser als per Telefon, Skype oder E-Mail und verhindert Missverständnisse“. Die Arbeitsschritte, die zur Fertigstellung des geplanten Fasses nötig sind, wurden von den vier beteiligten Akteuren so optimiert, dass die Fertigungszeit erheblich verringert wird, was eine Preisersparnis von einem Drittel unter Wahrung der Qualitätsansprüche der beteiligten Unternehmen bewirkt.

Das Resultat der Kooperation und dessen Kundennutzen überzeugen: Das als gleichermaßen hochwertige und günstige Lösung aus Edelstahl konzipierte Produkt ist als Deckel- oder Spundfass erhältlich und überzeugt durch Stabilität, Qualität und eine exzellente Verarbeitung. Dies ermöglicht die mehrfache Füllung des Fasses mit gleichwertigen Stoffen, ohne dass aufgrund von Materialreaktionen am Behälter Kontaminationen des Inhaltes entstehen. „Das Produkt wird auch Kunststofffässer nutzende Kunden überzeugen“, ist sich Cornelius Mauch sicher. Aufgrund des im Vergleich zu regulären Spundfässern deutlich geringeren Preises ist das sogenannte „Best-Cost-Drum“ auch sehr gut für die Einmalnutzung geeignet. Dies kann sinnvoll sein, wenn sich nach langen Transporten eine Rückführung nach der Auslieferung wirtschaftlich nicht lohnt – in diesem Fall können die Fässer einfach recycelt werden. Darüber hinaus findet die Innovation auch in der Lagerhaltung Anwendung, beispielsweise in der Chemieindustrie zur Lagerung von Ethanol. Aufgrund der Nachfrage ist die Markteinführung weiterer Variationen neben den momentan erhältlichen 100l- und 200l-Fässern bereits geplant.

Drei Unternehmen, ein Steinbeis-Partner – vier Akteure, ein Ziel: Innovation. Der Innovationsprozess war auch in diesem Projekt sehr komplex und divers. Doch neben zahlreichen spezifischen Erfolgsfaktoren hat sich Kooperation als sehr hilfreich erwiesen. Keiner der involvierten Akteure wäre ohne den Einbezug externen Wissens in der Lage gewesen, Erfolg mit dem entsprechenden Produkt zu generieren. Eine zentrale Ressource von Kooperation ist immer Vertrauen. Vertrauen entsteht nicht zwischen Maschinen, Stoffen oder Algorithmen, sondern nur zwischen Menschen. Das Potenzial des gemeinsamen Projekts ist weit größer als das gemeinsam entwickelte Produkt. Denn das durch den stetigen Austausch bereits erlangte oder zukünftig ableitbare Wissen kann sich in die Denkweise aller beteiligten Akteure einprägen und in kommende Projekte, sei es singulär oder kooperativ mit anderen Akteuren, einfließen. Neben der materiellen Innovation, die aus dem kooperativen Projekt entstanden ist, umfasst die tatsächliche kognitive Innovation weit mehr: Und sie ist definitiv ein Gewinn und kein Fass ohne Boden!

Kontakt

Marcel Reiner
Steinbeis-Transferzentrum Infothek (Villingen-Schwenningen)
www.steinbeis-infothek.de

Cornelius Mauch
BOLZ INTEC GmbH (Eisenharz-Argenbühl)