Technologietransfer in Tunesien: Ein Katalysator für Innovation und Wirtschaftswachstum

Eine Fachkonferenz war Startschuss für das Steinbeis Transfer & Innovation Hub Tunisia und diskutierte aktuelle Herausforderungen in Tunesien

Den Erfahrungsaustausch fördern und Synergien zwischen den Akteuren schaffen wie auch nutzen, um den Technologietransfer in Tunesien voranzubringen: Das waren die Ziele einer Technologietransfer-Konferenz im Januar in Tunis mit über 200 Teilnehmern. Organisiert wurde die hochrangige Veranstaltung vom Nationalen Erasmus+ Büro Tunesien, dem Expertenausschuss für Hochschulreformen (HERE), dem tunesischen Ministerium für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung und von der Delegation der Europäischen Union in Tunesien (DUE) in Zusammenarbeit mit der Nationalen Agentur für die Förderung der wissenschaftlichen Forschung (ANPR). Die Konferenz brachte die wichtigsten Akteure aus dem Hochschulbereich, den Forschungsinstitutionen und Technologietransfereinrichtungen zusammen. Moderiert wurde das Event von Fatma M’Selmi Baklouti, die seit Jahresbeginn den Steinbeis Transfer & Innovation Hub Tunisia verantwortet.

Trotz erheblicher Investitionen in die Hochschulbildung und die wissenschaftliche Forschung kämpft Tunesien damit sein Innovationspotenzial auszuschöpfen. Das Land, das im Global Innovation Index 2024 auf Platz 81 von 133 Ländern liegt, sieht sich mit anhaltenden Hindernissen konfrontiert: Dazu gehören unter anderem wenig Synergien zwischen Hochschulen und Industrie, ein Mangel an privatwirtschaftlicher Finanzierung von F&E und eine mangelhafte Strategie zur Verwertung von Forschungsergebnissen.

Die Konferenz kombinierte strategische Präsentationen und Analysen am ersten Tag mit Workshops am zweiten Tag, die praktische Empfehlungen erarbeiteten. Die beiden deutschen Steinbeis-Experten Frank Graage und Ralf Lauterwasser spielten eine zentrale Rolle auf der Konferenz, indem sie ihr Fachwissen über internationale Best Practices und auf den tunesischen Kontext zugeschnittene Strategien weitergaben. In ihren Beiträgen analysierten sie eingehend die strukturellen Hindernisse und stellten erfolgreiche Technologietransfermodelle vor.

Herausforderung Technologietransfer

Das Eröffnungspanel hob die zentralen Auswirkungen des Technologietransfers auf die wirtschaftliche und sozioökonomische Entwicklung hervor und betonte die Notwendigkeit einer besseren Integration von Forschungsergebnissen in die Industrie. Eine vergleichende Analyse internationaler Modelle veranschaulichte die wichtigsten Erfolgsfaktoren und zeigte Strategien auf, die an den tunesischen Kontext angepasst werden könnten. Eine Podiumsdiskussion gab einen umfassenden Überblick über die tunesische Technologietransferlandschaft und zeigte sowohl die Stärken als auch die Grenzen der bestehenden Mechanismen auf. Die Diskussionen machten die aktuellen Herausforderungen deutlich, wie die mangelnde Koordination zwischen den Akteuren, regulatorische Hürden und eine unzureichende Kultur der offenen Innovation. Die Teilnehmer unterstrichen die Dringlichkeit, die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Industrie zu strukturieren und wirksame Anreize zu schaffen, um Investitionen des Privatsektors in Forschung und Entwicklung zu fördern.

Ein abschließendes Panel konzentrierte sich auf internationale Fallstudien, die Einblicke in Best Practices in den Bereichen Governance und Finanzierung boten. Das deutsche Modell, bei dem der Technologietransfer um Industriecluster und Innovationszentren herum strukturiert ist, verdeutlichte die wesentliche Rolle von Anreizmaßnahmen und Kooperationsplattformen für Forscher und Industrie. Auch die Strategien der USA wurden erörtert. Dabei betonten die Diskutanten die Bedeutung des Schutzes geistigen Eigentums und die entscheidende Rolle von Inkubatoren und Beschleunigern bei der Förderung forschungsbasierter Innovationen bis hin zur Marktreife.

Ein strukturierter Fahrplan für wirksame Maßnahmen

„Die Konferenz trug wesentlich dazu bei, Stärken und Schwächen des tunesischen Technologietransfermodells zu ermitteln und gleichzeitig Wege für Reformen aufzuzeigen, die auf die lokalen Besonderheiten zugeschnitten sind“, betont Steinbeis-Unternehmerin Fatma M’Selmi Baklouti.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Events war die Notwendigkeit einen strukturierten Monitoring- und Bewertungsrahmen zu schaffen. Ein nationaler Lenkungsausschuss in Verbindung mit einem regelmäßigen Austauschformat zwischen den Akteuren des Technologietransfers würde die Kontinuität und Wirksamkeit der vorgeschlagenen Initiativen gewährleisten.

Die Konferenz bestätigte erneut die entscheidende Rolle des Technologietransfers bei der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit tunesischer Unternehmen und der Förderung des Wirtschaftswachstums.

„Die Umsetzung der vorgeschlagenen Empfehlungen könnte Tunesien zu einem regionalen Innovationszentrum machen, in dem die wissenschaftliche Forschung zu einem echten Katalysator für wirtschaftlichen Wandel und industrielles Wachstum wird“, sind sich Frank Graage und Ralf Lauterwasser einig. Bei der Umsetzung der Roadmap wird sich der im Januar gegründete Steinbeis Transfer & Innovation Hub Tunisia als Franchise-Partner engagieren und die Expertise des Steinbeis-Verbunds in konkrete Projekte in Tunesien einbinden.

Kontakt

Fatma M’Selmi Baklouti (Autorin)
Steinbeis-Unternehmerin
Steinbeis Transfer & Innovation Hub Tunisia (Soliman/Tunesien)

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