Im Gespräch mit Dr.-Ing. Markus Urner, Geschäftsführer der IWT Wirtschaft und Technik GmbH
Wir leben in einer Welt, die zunehmend an Komplexität gewinnt, und diese Entwicklung beschleunigt sich sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld spürbar. Welche Fähigkeiten sind notwendig, um mit diesem Wandel Schritt halten zu können? Darüber sprach die TRANSFER mit Dr.-Ing. Markus Urner, Geschäftsführer der IWT Wirtschaft und Technik GmbH. Für ihn steht fest: Lebenslanges Lernen ist eine der entscheidenden Schlüsselkompetenzen der Zukunft. Ohne diese Fähigkeit wird es weder der Gesellschaft noch der Wirtschaft gelingen, die aktuellen und künftigen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Herr Dr. Urner, das Leitmotiv der IWT GmbH lautet „Innovation. Vernetzung. Forschung – in der Region & darüber hinaus“. Was waren die Beweggründe für die Wahl dieses Mottos?
Die IWT GmbH wurde aus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg am Campus Friedrichshafen heraus gegründet. Somit war der Bezug zur Forschung im Hochschulbereich von Anfang an gegeben. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Weiterbildung, die als Grundlage für die Förderung talentierter Fachkräfte dient. Denn nur mit deren Hilfe können Innovationen entstehen und zukunftsweisende Entwicklungen vorangetrieben werden. Durch unsere eigene Forschung und Forschung mit unseren Partnern wollen wir Innovationen generieren und Wissen schaffen. Die meisten Innovationen entstehen durch die Kombination verschiedener Ideen, auch branchenübergreifend. Daher ist die Vernetzung ein zentrales Werkzeug für die Umsetzung dieses Kombinationsgedankens und Teil unserer DNA. Diese drei Punkte ergeben zusammen unser Motto, mit einem starken Bezug zur Bodenseeregion, in der wir agieren. Dabei ist der Gedanke zwar auf die Unternehmen, Hochschulen und Kommunen in der Region bezogen, aber unser Netzwerk und unsere Kooperationen gehen darüber hinaus, da wir viele Partner deutschlandweit wie auch im benachbarten Ausland haben. Unser Motto bildet diese Kombination ab und stellt unsere Idee des Wissenstransfers als eine der Hauptaufgaben des IWT dar, die Idee, dass dieses Netzwerk in Zukunft weiterwachsen und für jeden Beteiligten einen Mehrwert generieren soll.
Welche Rolle werden diese Themenfelder Ihrer Meinung nach in Zukunft spielen?
Innovationen sind der Treibstoff für die Wirtschaft mit ihren Industrieunternehmen. Gibt es wenig Treibstoff, kann der Motor nur langsamer laufen, somit werden die Chancen, am Markt mitzufahren oder besser vorwegzufahren, geringer. Eine starke Vernetzung der Unternehmen untereinander und zu den Forschungseinrichtungen fördert durch gegenseitigen Austausch und Wissenstransfer die Entwicklung von Innovationen. Dieser Aspekt wird in Zukunft immer wichtiger werden, um gegen die weltweiten Randbedingungen zu bestehen. Die Basis hierfür ist sowohl die Grundlagen- als auch die industrienahe Forschung an den Forschungseinrichtungen. Das Zusammenspiel ist entscheidend, um effektiv Innovationen hervorzubringen und unseren Standort zu stärken. Ich halte es deshalb für überaus wichtig, nicht jedes dieser Themenfelder einzeln zu betrachten, sondern im Zusammenspiel. Die IWT GmbH hat sich dieser Aufgabe verschrieben und verschiedene Ansatzpunkte entwickelt, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, diese Idee zu verwurzeln und voranzutreiben.
Zu den IWT-Schwerpunkten gehört die Weiterbildung: Welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden von Unternehmen zukünftig verstärkt nachgefragt werden?
Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen in einer sich stetig verändernden, digitalisierten Welt, in der technologische Innovationen und gesellschaftliche Entwicklungen eine bedeutende Rolle spielen. Daher suchen sie verstärkt nach Fachkräften, die über eine Mischung aus technischen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten verfügen. Zukünftig werden Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung und der Datenverarbeitung von zentraler Bedeutung sein, da Unternehmen datengetriebene Entscheidungen treffen und fortschrittliche Technologien, wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Automatisierung, in ihrem Alltagsgeschäft anwenden. Mitarbeiter mit Fähigkeiten in Programmierung, Datenanalyse und Cybersicherheit sind besonders gefragt, da der Schutz von Daten und digitalen Infrastrukturen immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Parallel dazu steigt die Nachfrage nach Soft Skills, die das erfolgreiche Navigieren in dynamischen und kollaborativen Umgebungen ermöglichen. Fähigkeiten wie kreatives Problemlösen, kritisches Denken und emotionale Intelligenz werden immer wichtiger, da diese die Entwicklung von innovativen Ansätzen und effiziente Teamarbeit ermöglichen.
Darüber hinaus legen Unternehmen vermehrt Wert auf Resilienz, Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen, da sich die Arbeitsanforderungen durch technologische Fortschritte und gesellschaftliche Trends schnell ändern. Nachhaltigkeit und ethisches Handeln rücken ebenfalls stärker in den Fokus, insbesondere im Hinblick auf Umwelt- und Sozialverantwortung, wodurch Fachkräfte, die diese Werte verkörpern und in Geschäftsentscheidungen einfließen lassen können, einen klaren Wettbewerbsvorteil haben.
Mit welchen Angeboten kann die IWT Unternehmen in diesem Bereich gezielt unterstützen?
Die Veränderung der Maschinenbaubranche im Zuge der Automatisierung und Digitalisierung erfordert vollständig neue – über das eigene Arbeitsfeld hinausgehende – Fähigkeiten, Kompetenzen und Wissen. Dabei kommt es darauf an, auf komplexe Veränderungen innerhalb des eigenen Tätigkeitsfeldes zu reagieren, sich mit anderen Disziplinen zu verständigen und disziplinübergreifende Arbeiten koordinieren zu können. Darauf zielt unsere Anpassungsweiterbildung für Maschinenbauer ab, die den Ingenieuren das benötigte Wissen und Können vermittelt, um die künftig relevant werdenden Kompetenzbereiche zu beherrschen. Dabei stehen auf dem Lehrplan auch Kenntnisse hinsichtlich neuer Technologien, wie Robotik, künstliche Intelligenz, Visualisierung mit AR/VR sowie Sensorik und Aktorik. Die Fähigkeiten, neue Managementansätze zu beherrschen, disziplinübergreifend in heterogenen Teams zu kommunizieren und zu arbeiten, erweitern den Fokus. Die Anpassungsweiterbildung ist über das Qualifizierungschancengesetz förderfähig, somit erhalten Unternehmen Zuschüsse für die Teilnahmegebühr. Alle Module aus der Weiterbildung können auch einzeln und als Inhouse-Schulung angeboten werden. Die Module umfassen unter anderem Projekt- und Innovationsmanagement, Softwareentwicklung, Systems Engineering, Industrie 4.0, Data Analysis, künstliche Intelligenz, additive Fertigung, Robotik und Computer Vision.
Zudem bieten wir Robot-Operating-Systems-Trainings, kurz ROS, an. Die Teilnehmenden erlernen die Grundlagen des Open-Source-Robotik-Frameworks – ROS2-Software, die mit ROS2-Tools entwickelt wurde. ROS2 wird immer häufiger für Anwendungen wie Robotermanipulatoren, Serviceroboter, Drohnen und autonome Autos eingesetzt. In unserem dreitägigen Training werden den Teilnehmenden mit Grundkenntnissen über ROS2 die Fähigkeiten und Kompetenzen vermittelt, die sie dazu befähigen, ROS2-basierte Softwarelösungen zu konfigurieren und zu nutzen.
Darüber hinaus bieten wir im Rahmen unserer regelmäßigen Peer Group „Personalentwicklung & regionale Implementierung“ eine umfassende Wissens- und Austauschplattform, die sich gezielt an Fach- und Führungskräfte richtet. Diese ermöglicht es den Teilnehmenden, sich intensiv über aktuelle und zukunftsorientierte Themen im Bereich der Personalentwicklung auszutauschen und voneinander zu lernen. Ein zentrales Thema ist dabei das lebenslange Lernen, das in einer zunehmend dynamischen Arbeitswelt von entscheidender Bedeutung ist. Hier erörtern wir gemeinsam, wie Unternehmen Lernkulturen schaffen und fördern können, um ihre Mitarbeiter kontinuierlich weiterzubilden und auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Zukunft der Ausbildung, bei dem wir uns mit den neuesten Trends und Innovationen im Ausbildungssektor beschäftigen. Dabei gehen wir auf digitale Lernformate, hybride Ausbildungskonzepte und die wachsende Bedeutung von Soft Skills in der Berufsausbildung ein. Darüber hinaus behandeln wir die Herausforderungen und Chancen der generationsübergreifenden Kommunikation. In einer Belegschaft, die zunehmend von mehreren Generationen geprägt ist – von den Babyboomern bis hin zur Generation Z – ist es entscheidend, effektive Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die ein produktives Miteinander und gegenseitiges Verständnis fördern.
Unsere Peer Group bietet somit eine wertvolle Gelegenheit, praxisnahe Ansätze zu diesen Themen zu diskutieren, Best Practices zu teilen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die sowohl auf regionale Besonderheiten als auch auf globale Entwicklungen eingehen.
Kontakt
Dr.-Ing. Markus Urner (Interviewpartner)
Geschäftsführer
IWT Wirtschaft und Technik GmbH (Friedrichshafen)
www.iwt-bodensee.de