Im Gespräch mit Steinbeis-Unternehmer Dr. Mitja Echim
Worauf kommt es beim Unternehmertum der Zukunft an? Und welche spezifische Bedeutung hat die Mathematik in diesem Kontext, um sinnstiftende Lösungen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln? Die TRANSFER war dazu im Gespräch mit Dr. Mitja Echim, Geschäftsführer der TOPAS Industriemathematik Transfer GmbH im Steinbeis-Verbund. Eines sei schon jetzt vorweggenommen: Ohne mathematische Modelle und Algorithmen wird es kaum möglich sein, die richtigen Lösungen für die vielfältigen gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu finden.
Herr Dr. Echim, wie definieren Sie „zukunftsorientiertes Unternehmertum“?
Zukunftsorientiertes Unternehmertum bedeutet für mich, Entscheidungen nicht nur im Hinblick auf kurzfristige Erfolge, sondern mit einem klaren Fokus auf langfristigen Mehrwert zu treffen. Dies erfordert, technologische Innovationen und unternehmerische Verantwortung zu vereinen, um sowohl die aktuellen Bedürfnisse als auch die Herausforderungen der Zukunft zu adressieren. Wichtig ist dabei, stets verantwortungsvoll zu handeln und sich bewusst zu sein, dass unternehmerische Entscheidungen weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft haben können.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Fokus auf Innovationen, die einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten können. Unternehmen müssen sich intensiv mit Zukunftsthemen auseinandersetzen und eine Kultur schaffen, die Raum für Kreativität und nachhaltige Lösungen bietet. Projekte sollten dabei nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil eines größeren Zusammenhangs, der langfristigen Nutzen stiftet: für die Wirtschaft, die Gesellschaft und unsere Umwelt.
Welche zentralen Herausforderungen sehen Sie in diesem Zusammenhang?
Eine der größten Herausforderungen, der wir uns stellen müssen, ist der „Kampf um kluge Köpfe“. Das erleben wir jetzt schon in unserem Arbeitsalltag: Wir sind auf hoch spezialisierte Fachexpertinnen und -experten angewiesen, doch der Nachwuchs aus den Universitäten wird immer weniger, während mathematisch ausgebildete Fachkräfte sich zunehmend ihren Arbeitgeber aussuchen können. Neben verschiedenen Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Arbeitsplatzes setzen wir bei TOPAS vor allem auf eine gemeinsam getragene Vision und zukunftsgerichtete Werte. Wir möchten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermitteln, dass ihre Arbeit in unseren Projekten nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch sinnstiftend ist und zur Lösung größerer gesellschaftlicher Herausforderungen beiträgt.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie aktuell, um die Zukunft Ihres Unternehmens nachhaltig zu sichern?
Ein zentrales Element unserer Arbeit ist die kontinuierliche Strategiearbeit, die wir mithilfe des OKR-Modells – kurz für Objectives and Key Results – realisieren. In jährlichen Workshops setzen wir uns konkrete Ziele, die wir quartalsweise überprüfen und konkretisieren. Zusätzlich tauschen wir uns in zweiwöchentlichen Meetings über den Fortschritt der strategischen Arbeit aus, die parallel zum Tagesgeschäft läuft. Diese Vorgehensweise erlaubt uns, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und unsere Ausrichtung kontinuierlich zu schärfen.
Eine weitere wichtige Maßnahme ist unsere technologische Fokussierung auf zwei Zukunftsfelder mit großem Potenzial: Zum einen entwickeln wir intelligente Algorithmen für automatisierte beziehungsweise autonome Systeme, die insbesondere im Kontext des demografischen Wandels und der Fachkräfteproblematik von Bedeutung sind. Zum anderen konzentrieren wir uns auf intelligente Algorithmen für Energieanwendungen, die eine Schlüsselrolle in der Energietransformation spielen.
Wie kann Ihr Dienstleistungsangebot Unternehmen dabei helfen, sich zukunftsorientiert und nachhaltig aufzustellen?
Unser Fokus liegt derzeit auf kleineren Unternehmen, da diese oft nicht über die personellen Ressourcen oder das notwendige Know-how verfügen, um ihre Produkte und Dienstleistungen durch den Einsatz mathematischer Modelle und intelligenter Algorithmen zukunftssicher zu gestalten. Ein gutes Beispiel dafür sind Unternehmen, die erfolgreich robotische Systeme anbieten, die bisher ferngesteuert werden. Der nächste logische Schritt für diese Unternehmen ist die Einführung von Autonomiefeatures, um im Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
An dieser Stelle kommen wir ins Spiel: Durch eine Mischung aus Softwarelösungen und maßgeschneiderten Beratungsdienstleistungen bieten wir diesen Firmen eine Partnerschaft auf Augenhöhe an. Wir begleiten sie durch ihren Transformationsprozess und helfen ihnen, ihre Produkte zukunftsorientiert und nachhaltig zu gestalten.
Welche Visionen und Pläne verfolgen Sie für die kommenden Jahre?
Unsere Vision ist eine Zukunft, in der die Industriemathematik eine zentrale Rolle bei der Entwicklung intelligenter Systeme und innovativer Lösungen spielt. Mathematische Modelle und Algorithmen sollen nicht nur technologische Fortschritte vorantreiben, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen leisten. Damit gestalten wir die Technologien von morgen und schaffen nachhaltigen Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft.
Ein zentrales Ziel in den kommenden Jahren ist der Technologietransfer, denn es ist essenziell, nachhaltig die existierenden Ideen aus der Forschung in die Praxis zu bringen und diese in möglichst kurzen Zeiträumen umzusetzen. Dabei setzen wir insbesondere auf die Förderung von Unternehmertum und die Unterstützung von Spin-offs, die auf unseren Entwicklungen basieren.
Auch die wirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit des KI-Standortes Bremen stehen im Fokus unserer Arbeit. Durch gezielte Maßnahmen im Technologietransfer und die Förderung zukunftsorientierter Lösungen möchten wir mindestens 100 kluge Köpfe für die Industriemathematik in Bremen aufbauen.
Kontakt
Dr.-Ing. Mitja Echim (Interviewpartner)
Geschäftsführer
TOPAS Industriemathematik Transfer GmbH (Bremen)
www.topas.tech