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Digitale Prozesse brauchen Agilität in der Entwicklung

Steinbeis-Team bringt Methoden und Prozesse zur Entwicklung digitaler Produkt- und Geschäftsmodellinnovationen in den Mittelstand

Im Zeitalter der Digitalisierung sind Entwicklungsteams gefragt: Von ihnen wird erwartet, dass sie komplexe Probleme mit unklaren und sich schnell ändernden Anforderungen lösen, um Produkte mit hohem Innovationspotenzial zu entwickeln – denn das ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Wenn dabei agile Ansätze in den unternehmerischen Denk- und Handlungsweisen zum Einsatz kommen, unterstützt das die iterative, inkrementelle und kundenorientierte Vorgehensweise durch die erhöhte Transparenz und Flexibilität im Handlungssystem. Wichtig dabei ist, dass diese Ansätze an die individuellen Bedürfnisse, Rahmenbedingungen und Ziele adaptiert werden, um den Entwicklungsteams einen Mehrwert zu bieten. Der Ansatz des ASD – Agile Systems Design hat genau diese Anforderungen bei der Planung und Einführung von agilen Entwicklungsprozessen im Blick. Für die Anwendung agiler Prozesselemente in den frühen Entwicklungsphasen von Innovationsprojekten und der damit verbundenen Agilität der Entwicklungsteams bedarf es einer prozessorientierten Unterstützung: Sie liefert das ASD-Innovation Coaching Framework, das in einer kooperativen Promotion am KIT und an der Hochschule Karlsruhe entstand. Patrick Brecht, Doktorand an der Hochschule Karlsruhe, hat die Grundlagen des ASD-Innovation Coaching Frameworks nun im Rahmen von Workshops des Steinbeis-Transferzentrums Innovation Engineering & Entrepreneurship // i2e an das Team des Mittelständlers Bürkert Fluid Control Systems vermittelt.

Bürkert ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Ingelfingen, in dem sich alles um präzises Messen, Steuern und Regeln von Flüssigkeiten und Gasen in industriellen Anwendungen dreht. Das weltweit tätige Unternehmen hat sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Komponenten und Systemen in der Fluidtechnik spezialisiert. Das Ziel des Projektes mit Steinbeis bestand darin, verschiedene Innovationsmethoden aufzuzeigen, um die Entwicklung von digitalen Produkt- und Geschäftsmodellinnovationen basierend auf den Kernkompetenzen von Bürkert voranzutreiben. Die Workshopreihe fand im unternehmenseigenen Bürkert Innovation Center in Karlsruhe statt, das rund 40 Mitarbeitende beschäftigt. Die Workshops umfassten vier Themenkreise:

  • die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und Services,
  • Methoden und Prozesse der Produktentwicklung,
  • agile Ansätze und Kreativitätsmethoden sowie
  • agiles Projektmanagement interaktiv angewendet mit lego4scrum.

Ziel der Workshopreihe war, dass die Teilnehmenden die vorgestellten Methoden zukünftig eigenständig bei der Entwicklung von Innovationen einsetzen können.

ASD-Innovation Coaching Framework

Das ASD-Innovation Coaching Framework (Quelle: Niever 2023)

Der ASD – Agile Systems Design Ansatz stellt eine Vorgehensweise in der Planung und Umsetzung agiler Entwicklungsprozesse dar. Das darauf basierende ASD-Innovation Coaching Framework stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt der Produktentwicklung und befähigt ihn, ein angemessenes Maß an Agilität in seiner Arbeitsweise zu realisieren. Damit werden Entwicklungsteams bei der Bewältigung komplexer Probleme unterstützt und agile Ansätze mit echtem Nutzwert in die Vorgehensweisen der Teams integriert und individuell an die spezifischen Bedürfnisse, Rahmenbedingungen und Ziele angepasst.

ASD-Innovation-Coaching-Aktivitäten und -Verantwortlichkeiten (Quelle: Niever 2023)

 

„Empirische Studien haben wissenschaftlich aufgezeigt, wie Coaching-Aktivitäten Entwicklungsteams in den frühen Phasen der Produktentwicklung unterstützen können“, erläutert Patrick Brecht, der die Workshops mit dem Bürkert-Team durchgeführt hat. Die Studien zeigten, dass Problemlösungskompetenzen gestärkt, die erfolgreiche Zusammenarbeit gefördert und Methoden situations- und bedarfsgerecht angewendet wurden. „Das ASD-Innovation Coaching Framework setzt dabei an drei zentralen Bestandteilen an: der umfassenden Definition von ASD-Innovation Coaching mit konkreten Aktivitäten und Verantwortlichkeiten, einem Ausbildungskonzept zur Vermittlung eines entsprechenden Kompetenzprofils und einem Vorgehensmodell zur Befähigung der situations- und bedarfsgerechten Anwendung von ASD-Innovation Coaching“, ergänzt Dr.-Ing. Manuel Niever, der das Framework im Rahmen seiner Promotion entwickelt hat. Gleichzeitig werden die Effektivität und Kreativität der Entwicklungsteams gesteigert.

Kontakt

Prof. Dr. Carsten H. Hahn (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum Innovation Engineering & Entrepreneurship // i2e (Karlsruhe)
Splitting-Professor für Innovation, Entrepreneurship und ERP Hochschule Karlsruhe, Institutsleiter IDEV – Institute of Digital Economy and Venturing, Senior Direktor SAP

Dr.-Ing. Manuel Niever (Autor)
Head of Digital Transformation
esentri AG (Ettlingen)

Patrick Brecht (Autor)
Gruppenleiter [x]Lab das Gründungsnetzwerk, stellv. Institutsleiter IDEV – Institute of Digital Economy and Venturing und Doktorand Digitale Geschäftsmodelle
Hochschule Karlsruhe

Daniel Schmidt (Autor)
Project Manager Bürkert Fluid Control Systems
Christian Bürkert GmbH & Co. KG (Ingelfingen)

Josua Printz (Autor)
Corporate Development Bürkert Fluid Control Systems
Christian Bürkert GmbH & Co. KG (Ingelfingen)

 

Quellen:
[1] Vgl. Niever, M. (2023). Innovation Coaching zur Förderung der Agilität in Prozessen des ASD – Agile Systems Design. Dissertation. In A. Albers & S. Matthiesen (Hrsg.), Forschungsberichte des IPEK – Institut für Produktentwicklung. Systeme, Methoden, Prozesse (Bd. 168). Karlsruhe: Karlsruher Institut für Technologie (KIT). DOI: 10.5445/IR/1000160035
Das ASD-Innovation Coaching Framework wurde im Rahmen der kooperativen Promotion von Dr.-Ing. Manuel Niever zwischen dem IPEK – Institut für Produktentwicklung unter Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers am Karlsruher Institute für Technologie (KIT) und dem IDEV – Institute of Digital Economy and Venturing der Hochschule Karlsruhe unter Leitung von Prof. Dr. Carsten H. Hahn entwickelt.
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