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„Nachhaltiges Handeln verstehen wir als unternehmerische und sozioökologische Verantwortung für die Zukunft“

Im Gespräch mit Dr. Philipp Liedl, Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-Beratungszentrum Technologische Transformation

Beschleunigte Innovationszyklen, die rasant sinkende Halbwertszeit von Wissen sowie die aufeinanderfolgenden Krisen stellen Innovationssysteme vor neue Herausforderungen. Wie gelingt es allen Beteiligten, insbesondere den kleinen und mittelständischen Unternehmen, den stetig wandelnden Anforderungen nicht nur gerecht zu werden, sondern auch davon zu profitieren und so ihre Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit zu sichern? Mit diesen Fragen wandte sich die TRANSFER an den Steinbeis-Experten Dr. Philipp Liedl. Sein Rat: Nachhaltigkeit einbeziehen, frühzeitig Veränderungen erkennen sowie richtige Partner finden und last, but not least: Mitarbeiter (weiter)bilden und fördern.

Nachhaltiges Beratungskonzept

 

Herr Dr. Liedl, die Geschwindigkeit von Innovationszyklen nimmt dramatisch zu, was bedeutet das für Innovationssysteme: national, regional, aber auch für die der Unternehmen?

Insgesamt erfordert die Beschleunigung der Innovationszyklen eine erhöhte Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit, Chancen schnell erkennen und nutzen zu können. Die Einschätzung längerfristiger Auswirkungen der getroffenen unternehmerischen Entscheidungen werden zunehmend schwieriger, wenn nicht gar unmöglich.

National betrachtet werden die Politik und die entsprechenden Institutionen flexiblere und agilere Strategien zur Förderung von Innovationen entwickeln müssen. Dies könnte durch flexiblere Themenstellungen innerhalb von Förderprogrammen gelingen, wie auch durch die Unterstützung von Start-ups und die Schaffung günstiger gesetzlicher Rahmenbedingungen zur Beschleunigung der Umsetzung von Innovationsprozessen. In diesem Zusammenhang ist nicht nur die Förderung der Entwicklung neuer Innovationen wichtig, sondern auch deren Verbreitung durch geeignete Investitionsförderprogramme, gerade für mittelständische Unternehmen.

Auf regionaler Ebene erfordert eine beschleunigte Innovationsdynamik die stärkere Kooperation von Unternehmen untereinander und mit Forschungseinrichtungen zur Stärkung von Innovationsclustern. Wenn Regionen eine flexible Infrastruktur für den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit schaffen, können sie sich als attraktiver Standort für Hightech-Unternehmen und Start-ups positionieren und damit von den schnellen Innovationszyklen profitieren.

Unternehmen müssen ihre Innovationsprozesse optimieren und sich auf schnellere Markteinführungen und Anpassungen einstellen, um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein. Unternehmen, die es lernen sich schnell an veränderte Marktbedingungen anzupassen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Wie können Unternehmen auf diese Entwicklungen reagieren?

Unternehmen sind gefordert, agilere Innovationsstrategien zu verfolgen und ihre Innovationsprozesse zu beschleunigen. Dies kann die gezielte Einführung von Innovationskulturen, die Zusammenarbeit mit Start-ups und eine verstärkte Nutzung digitaler Technologien beinhalten. Die Investition in Forschung und Entwicklung sowie die Nutzung von Technologietransfer sind entscheidend für die Erhaltung und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit. Kooperationen mit anderen Unternehmen können insbesondere den mittelständischen Unternehmen helfen, um Zugang zu komplementären Technologie- und Wissensfeldern zu erlangen, ohne das damit verbundene Know-how im eigenen Unternehmen langwierig selbst erarbeiten zu müssen.

Und natürlich spielt der Faktor Mensch eine wichtige Rolle: Unternehmen sollten in talentierte und vielseitige Mitarbeiter investieren, die bereit sind sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu helfen Schulungen der Belegschaft zu neuen Technologien und Methoden. Auch die Nutzung von berufsintegrierten Studienangeboten zur Rekrutierung und Bindung junger Nachwuchskräfte sowie Upskilling-Angebote für erfahrene Mitarbeitende helfen Unternehmen dabei agiler auf Veränderungen zu reagieren.

Durch ein kontinuierliches und branchenübergreifendes Technologiemonitoring können frühzeitig Chancen und Risiken für das eigene Unternehmen erkannt werden. Auch die Leistung der eigenen Innovationsprozesse sollte überwacht und bei Bedarf angepasst werden. Insbesondere die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen und eine offene Unternehmenskultur helfen bei der Bewältigung der erforderlichen Change-Prozesse.

Mit welchen Angeboten unterstützt Ihr Steinbeis-Beratungszentrum die Unternehmen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen?

Für die Unternehmen bieten wir ein vielfältiges Angebot, das auf unterschiedlichen Ebenen wirkt und aus verschiedensten Ausgangslagen heraus in Anspruch genommen werden kann. So unterstützen wir Unternehmen bei der Identifikation von branchenübergreifenden Technologietrends, die relevant für deren Produkte sind und Chancen wie auch Risiken bergen können. Mit unserem breiten branchenübergreifenden Überblick stellen wir unser Wissen über entsprechende Technologien zur Verfügung und erfassen gleichzeitig aber auch die problemspezifisch notwendige Tiefe.

Gemeinsam mit den Unternehmen entwickeln wir maßgeschneiderte Technologiekonzepte, sei es im Bereich der Digitalisierung oder für spezifische Fertigungsprozesse beziehungsweise Anwendungen. Da wir die Dynamik sowie die Zeit- und Ressourcenaufwände komplexer Technologieprojekte kennen, können wir den passgenauen Technologiebedarf abhängig von der Unternehmenssituation ermitteln.

Wir unterstützen Unternehmen darüber hinaus bei der Identifikation potenzieller Kooperationspartner und im Aufbau vertrauensvoller Technologiepartnerschaften mit anderen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Abhängig vom Bedarf begleiten wir Unternehmen von der Konzeptionierung über die Antragstellung bei F&E- oder Investitionsprojekten bis hin zur Umsetzung des Projekts.

Sie setzen dabei auf einen strukturierten und gesamtheitlichen Beratungsansatz, wie genau gehen Sie dabei vor? Und welche Rolle spielt dabei die Nachhaltigkeit?

In unserem Beratungsansatz verknüpfen wir unser Wissen zu branchenübergreifenden Technologietrends mit der Fähigkeit passende Entwicklungspartner zu identifizieren. Ziel ist es, eine deutlich klarere Entscheidungsgrundlage bei unseren Kunden zu schaffen und deren technologische Positionierung und damit verbunden den Geschäftserfolg nachhaltig zu verbessern. Dies gelingt uns durch eine fundierte ganzheitliche Analyse von Technologie- und Nachhaltigkeitstrends. Daraus leiten wir gemeinsam mit dem Kunden kurzfristig wie auch langfristig erreichbare Technologieentwicklungsziele ab.

Abhängig von den kundenseitig vorhandenen Umsetzungsmöglichkeiten und dem Wissen aus den erforderlichen Domänen bauen wir mit dem Kunden gezielt Partnerschaften mit anderen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen auf. Viele Projekte und Partnerschaften scheitern bereits in der Anbahnung, da die Akteure aus verschiedenen Domänen unterschiedliche Sprachen sprechen. Wir sehen uns daher insbesondere auch in der Rolle des Übersetzers zwischen den unterschiedlichen Domänensprachen und des Vermittlers zwischen den entsprechenden Wissensbereichen.

Für die Umsetzung des Technologieprojekts identifizieren wir die dafür geeigneten Formate. Dabei bauen wir auf unsere Erfahrungen mit einer Vielzahl völlig unterschiedlicher Projektkonstellationen, die es uns ermöglicht, eine strukturelle Vorstellung über die optimale Kombination von Partnerschaften zu entwickeln. Wir unterstützen unsere Kunden bei Bedarf in der Antragstellung und später während der Durchführung im Projektmanagement. Ziel ist die Umsetzung erfolgreicher Technologie- und F&E-Projekte, die einen direkten Nutzen haben, und die Vermeidung von Fehlinvestitionen von vornherein.

Nachhaltiges Handeln verstehen wir in diesem Zusammenhang als unternehmerische und sozioökologische Verantwortung für die Zukunft. Bei der Entwicklung neuer Technologien steht dabei die Zukunftsfähigkeit sowohl aus ökologischer wie auch aus technologischer Sicht im Vordergrund. Nachhaltigkeit betrifft aber auch Themen wie die Etablierung eines Wissensmanagements beim Kunden, um langfristig auf das im Projekt erworbene Wissen zugreifen und effektiv darauf aufbauen zu können, oder die Fähigkeit, frühzeitig neue Entwicklungstrends zu erkennen und die Resilienz gegenüber technologischen Umbrüchen zu erhöhen.

Kontakt

Dr. Philipp Liedl (Interviewpartner)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Beratungszentrum Technologische Transformation (Esslingen)
www.innovationspartner.tech

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