Im Gespräch mit Professor Dr.-Ing. habil. Gerhard Linß und Steffen Lübbecke, Geschäftsführer der Steinbeis Qualitätssicherung und Bildverarbeitung GmbH
„Das Unsichtbare nutzen”, so lautet das Motto des im Oktober 2022 gestarteten Forschungsbündnisses RUBIN-AMI, das die Methoden der multimodalen Bildgebung erforscht. Mit deren Hilfe werden nicht nur Gegenstände und Stoffe sichtbar, sondern auch deren Eigenschaften, die dem menschlichen Auge beim bloßen Hinsehen verborgen bleiben, wie Temperatur oder Vitalparameter. Welche Ziele das Bündnis erreichen will, welche Projekte umgesetzt werden sollen und welche Rolle Innovationen dabei spielen – um das zu erfahren, traf die TRANSFER Professor Dr.-Ing. habil. Gerhard Linß und Steffen Lübbecke von der Steinbeis Qualitätssicherung und Bildverarbeitung (SQB) GmbH, die Partner und Koordinator im RUBIN-AMI-Bündnis ist.
Herr Professor Linß, die Steinbeis Qualitätssicherung und Bildverarbeitung GmbH beteiligt sich am Forschungsbündnis RUBIN-AMI, würden Sie dieses als Innovationssystem bezeichnen?
Gerhard Linß:
RUBIN bedeutet „Regionale unternehmerische Bündnisse für Innovation“ und ist ein Förderformat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es soll helfen, in strukturschwachen Regionen innovative Unternehmen, leistungsfähige Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu vernetzen und die Verwertung von Forschungsergebnissen zu beschleunigen. Das Förderprogramm soll also eine nachhaltige Strukturbildung durch Innovationen in strukturschwachen Regionen bewirken.
RUBIN-AMI ist nun ein regionaler Zusammenschluss in der Region Mittel- und Südthüringen zum Thema „Advanced Multimodal Imaging“ (AMI), das multimodale bildgebende Verfahren für die in Thüringen relevanten industriellen Wachstumsfelder entwickelt. Daher stellt das Bündnis aus meiner Sicht ein Innovationssystem dar.
Wie kam es zu diesem Bündnis und welche Ziele verfolgt es?
Steffen Lübbecke:
Das wichtigste Ziel von RUBIN-AMI umfasst die Entwicklung von multimodalen Bildgebungstechnologien als Innovationsbasis, die Vernetzung der regional eingebundenen Partner für die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen sowie die Erschließung neuer regionaler Wertschöpfungsketten. Wenn wir die strategischen Ziele des Bündnisses betrachten, so geht es hier um den Aufbau einer vollständigen Innovationskette der multimodalen Bildgebung in Mittel- und Südthüringen und deren Vernetzung mit Lieferanten und Kunden sowie um die Erschließung neuer relevanter Anwendungsfelder in Deutschland, um das erhebliche Potenzial dieser Technologie zu zeigen.
Gerhard Linß:
Die technischen Ziele bestehen in der Kombination aus klassischer Farbbildverarbeitung, spektraler Bildverarbeitung unter-/oberhalb des sichtbaren Lichts, der Thermographie-Bildverarbeitung sowie der 3D-Bildverarbeitung – besonders auch für transparente Objekte. Bei der Fusion aller genannten Sensorprinzipien ist die Miniaturisierung ein weiteres Ziel unserer Arbeit. Dabei arbeiten bedeutende Forschungseinrichtungen in Thüringen mit insgesamt zwölf Partnern zusammen.
Welche Aufgaben übernimmt dabei die Steinbeis Qualitätssicherung und Bildverarbeitung GmbH?
Steffen Lübbecke:
Die SQB GmbH konzentriert sich auf die Entwicklung eines spektralen Beleuchtungssystems für verschiedene Applikationen. Konkret bedeutet das, dass wir die Themen zur modularen Beleuchtungssteuerung für die objektabhängige, multimodale Bildaufnahme, zu steuerbaren, breitbandigen Hochleistungsstrahlungssystemen für die Highspeed-Bildaufnahme und zu optisch abbildenden Komponenten für spektrale Beleuchtungs- und Strahlungssysteme bearbeiten. Darüber hinaus übernimmt die SQB den Bündnisvorsitz und die Koordination in einem Kernteam aus drei Partnern.
Welche konkreten Projekte werden aktuell im Rahmen von RUBIN-AMI umgesetzt und was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?
Gerhard Linß:
Im Projektzeitraum sind die Entwicklung und Realisierung von Beleuchtungssystemen für drei Applikationsprojekte geplant: für ein multimodales, roboterbasiertes Rücknahmesystem, ein Analysegerät für rezyklierte Gesteinskörnungen und einen Vital- und Gesundheitssensor.
Diese drei Anwendungsfälle sollen die Integration der multimodalen Bildgebung in Innovationsketten in der Wertstoffverwertung, bei geschlossenen Stoffkreisläufen und in der Medizin demonstrieren. Auch darüber hinausgehende Bereiche wie Automotive, Qualitätssicherungsprozesse und Mensch-Roboter-Interaktion, zum Beispiel in der nachhaltigen Produktion, Land- und Forstwirtschaft sowie Lebensmittelindustrie, sollen künftig von der entwickelten Innovationsplattform profitieren.
Mehr Information zum RUBIN-AMI-Bündnis finden Sie unter www.rubin-ami.de
Kontakt
Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard Linß (Interviewpartner)
Geschäftsführer
Steinbeis Qualitätssicherung und Bildverarbeitung GmbH (Ilmenau)
www.sqb-ilmenau.de
Steffen Lübbecke (Interviewpartner)
Geschäftsführer
Steinbeis Qualitätssicherung und Bildverarbeitung GmbH (Ilmenau)
www.sqb-ilmenau.de