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„Es geht darum, das Richtige zu tun“

Im Gespräch mit Steinbeis-Unternehmer Wolfgang Müller

Innovationssysteme, Innovationsmanagement, Innovationsfinanzierung – der Steinbeis-Experte Wolfgang Müller kennt sich mit diesen Themen aus: Seit mehr als 30 Jahren unterstützt er Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Innovationsvorhaben. Im Gespräch mit der TRANSFER erklärt er, wie Unternehmen zukunftsfähig werden, wie sie Innovationen systematisch managen können und welche Dienstleistungen Unternehmen auf dem Weg dorthin unterstützen.

Herr Müller, was macht aus Ihrer Sicht ein erfolgreiches Innovationssystem aus?

Die erste Bedingung, die ein erfolgreiches Innovationssystem erfüllen muss: Es muss grundsätzlich ein System existieren. Denn viele Unternehmen haben keines und vor diesem Hintergrund ist schon das reine Vorhandensein eines Systems von Vorteil.

Kontinuität ist die zweite Voraussetzung; denn man braucht ein solches Innovationssystem nicht nur einmalig, sondern es muss permanent funktionieren. Das bedeutet, dass man Menschen benötigt, die dieses System verstehen und sich dafür einsetzen. Kurzum, die es dauerhaft am Leben halten. Das ist meiner Meinung nach ein wertvoller und wichtiger Beitrag, der entscheidend für den Erfolg eines jeden Innovationssystems ist.

Innovationssysteme von Unternehmen: Welche Rolle spielt dabei das Innovationsmanagement? Worauf müssen Unternehmen besonders achten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihren Erfolg langfristig sichern zu können?

Ein Innovationssystem hat bestimmte Parameter, die vom Unternehmen de-finiert werden. Aber nur das einmalige Festlegen von Parametern reicht nicht, sie müssen permanent aktualisiert und beispielsweise auf neue Märkte, Produkte oder auch Abteilungen angepasst werden. Ein Innovationssystem muss gemanagt werden, damit es erfolgreich funktionieren kann. Es ist eine strategische Unternehmensaufgabe. Wenn ein Unternehmen beispielsweise eine spannende Technologie hat, reicht es nicht diese nur für sich zu betrachten, sondern sie sollte im Zusammenhang mit weiteren Faktoren, wie Märkte oder Wettbewerber, und auch im zeitlichen Ablauf bewertet werden: Was kann kurz-, mittel-, aber auch langfristig passieren? Welche Auswirkungen werden diese Entwicklungen auf das Unternehmen haben?

Will ein Unternehmen seinen Erfolg auch für die Zukunft sichern, muss es besser als seine Wettbewerber sein, besser bei den Produkten und Dienstleistungen, besser bei den Prozessen, besser bei den Entwicklungen, besser bei Geschäftsmodellen – was bedeutet, es muss besser beim Innovationsmanagement sein. Der alte Spruch „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ trifft in hervorragender Weise auch auf das Innovationsmanagement zu. Wichtig dabei ist, auch die Entwicklungen auf der Kunden- und Zulieferseite zu beobachten und zu bewerten, um rechtzeitig und richtig auf die Veränderungen reagieren zu können.

Welche Rolle spielen Finanzierung und Fördermittel bei der Gestaltung eines Innovationssystems im Unternehmen?

Innovationen kosten Geld, das ist keine Frage. Vielmehr geht es darum: Wie kann ein Unternehmen sie finanzieren? Natürlich ist es möglich, Innovationen aus dem laufenden Geschäft zu finanzieren, das birgt aber bestimmte Gefahren: Gibt es zum Beispiel eine zeitliche Verzögerung kann das Unternehmen schnell an seine Grenzen kommen, was nicht nur für eine konkrete Innovation, sondern für das gesamte Unternehmen gefährlich werden kann. Das bedeutet, dass sich ein Unternehmen schon im Vorfeld Gedanken über die Finanzierung und Budgetierung der Innovation machen sollte. Es gibt aktuell viele Förderungen in verschiedenen Bereichen, sodass zumindest ein Teil der benötigten Mittel dadurch abgedeckt werden kann. Wichtig ist, einen Überblick über die verschiedenen Fördermöglichkeiten zu haben. Bei Bedarf kann man dabei auf externe Expertisen zurückgreifen, damit am Ende für das Unternehmen und sein konkretes Innovationsvorhaben die optimale Finanzierung steht.

Wie unterstützen Ihre Steinbeis-Unternehmen ihre Kunden bei Fragen des Innovationsmanagements und der Gestaltung eines Innovationssystems?

In einem ersten Schritt analysieren wir gemeinsam mit dem Unternehmen den Status Quo. Von dieser Ausgangslage her entwickeln wir passgenaue Maßnahmen und Methoden und begleiten unsere Kunden im Aufbau eines funktionierenden Innovationsmanagements. Dabei geht es nicht darum, Unternehmen dauerhaft zu begleiten, sondern darum, das Innovationsmanagement so zu implementieren, dass sie dann selbstständig weitermachen können. Das ist das Ziel, das wir mit unseren Dienstleistungen verfolgen. Integraler Bestandteil dieser Begleitung ist auch die Suche nach geeigneten Fördermaßnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten.

Aber wir betrachten auch externe Faktoren. So unterstützen wir unsere Kunden bei verschiedenen Recherchen, zum Beispiel nach Technologien, mit denen ein Unternehmen seine Produkte einfacher oder schneller herstellen kann. Wir recherchieren in verschiedenen Datenbanken und führen auch Expertenumfragen durch. Durch die Patentanalytik können darüber hinaus Trends und neue Geschäftsfelder identifiziert werden.

Wenn ich die Kundenanfragen im Laufe der Zeit betrachte – und ich bin seit 36 Jahren dabei –, dann sehe ich eine kla- re Veränderung: Während man früher vor allem die neuen Geschäftsfelder diskutiert hat, ist jetzt das Bewusstsein da, dass man das Thema Innovationsmanagement im Unternehmen selbstständig und zielgerichtet lösen muss. Es geht also nicht darum, alles zu tun, sondern es geht darum, das Richtige zu tun. Und dabei stehen wir unseren Kunden mit unserer Expertise und unserer Erfahrung zur Seite.

Das Steinbeis-Transferzentrum ist autorisierter Partner des Förderprogramms Go-Inno.

Kontakt

Wolfgang Müller (Interviewpartner)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum Wirtschaft, Gründung, Kommune (Villingen-Schwenningen) | www.start-mit-steinbeis.de
Steinbeis-Transferzentrum Infothek (Villingen-Schwenningen) | www.steinbeis-infothek.de
Steinbeis-Innovationszentrum Wissen + Transfer (Villingen-Schwenningen) | www.siz-wt.de

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