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Next Generation Mittelstand

Steinbeis-Team setzt beim Thema Nachfolge verstärkt auf Teamlösungen mit firmeninternen und -externen Kandidaten

Das KfW-Nachfolge-Monitoring 2022 titelt „Knappheit an Nachfolgekandidaten nimmt zu”. Als Gründe nennt der Report die demografische Struktur und das sinkende Gründungsinteresse. Steinbeis-Unternehmer Tino Schulz und Professor Edmund Haupenthal vom Steinbeis-Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge zeichnen ein differenziertes Bild: Die nachfolgende Generation zeigt unternehmerisches Interesse, aber anstelle von „selbst” und „ständig” favorisiert sie Teamlösungen. In den Nachfolgemandaten der beiden Steinbeiser gibt es einen klaren Trend zu Gesellschafterteams aus firmeninternen und -externen Unternehmern.

Die Experten des Steinbeis-Beratungszentrums Beteiligung & Nachfolge haben die Erfahrung gemacht, dass der überwiegende Anteil der Unternehmer, die ihre Firma übergeben möchten, sich sowohl einen „klassischen Nachfolger“ wünscht, also eine Einzelperson, die das erschaffene Lebenswerk fortführt, als auch einen gebührenden Kaufpreis als Wertschätzung ihrer Arbeit. Daher stehen diese „Übergeber“ oft vor dem Dilemma: „Geld oder Bauchgefühl?“ Aufgrund von Synergieeffekten und einer höheren Eigenkapitaldeckung bieten beispielsweise Wettbewerber in der Regel höhere Kaufpreise als klassische Nachfolger. Allerdings beobachten Tino Schulz und Edmund Haupen­thal in der jüngsten Vergangenheit einen gegenläufigen Trend, insbesondere bei Unternehmen, die durch die Corona-Pandemie oder geopolitische Faktoren beeinträchtigt wurden: Hier liegen die Angebote von strategischen oder Finanzinvestoren dann oft weit unter den Erwartungen, wodurch alternative Lösungen wieder interessanter werden. Beim Steinbeis-Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge stehen aktuell bei etwa 75 % der Nachfolgemandate firmeninterne Lösungen im Fokus. Was sind die Vorteile? Wenn beide Seiten an einem Strang ziehen, wird ein fairer Verkaufspreis erzielt, die Arbeitsplätze am Standort bleiben erhalten, die Übergabe erfolgt reibungsloser, wichtige Schlüsselpersonen werden ans Unternehmen gebunden und der Unternehmer übergibt sein Lebenswerk in bekannte und fähige Hände.

Hürden bei der Nachfolgersuche

Die größte Herausforderung ist die Identifikation und Ansprache geeigneter Kandidaten. Bei der Nachfolgesuche kommt es häufig zum Klon-Effekt, das heißt, der Unternehmer sucht intuitiv nach Kandidaten, die ihm ähneln, was aber die Identifikation geeigneter Kan- didaten erschwert. Hinzu kommt, dass Chefs ihre Schlüsselmitarbeiter vor der zusätzlichen Arbeitsbelastung und Verantwortung als Unternehmer schützen möchten. Übergeber möchten die Nachfolge außerdem diskret lösen, um die Mitarbeiter nicht zu verunsichern. Das Thema Eigenkapital ist eine weitere Hürde für Nachfolger. Geeignete Schlüsselpersonen sind typischerweise zwischen 25 und 45 und damit in einer Lebensphase in der ihr Vermögen entweder noch im Aufbau ist oder zur Finanzierung des Eigenheims benötigt wird. „Die Sicherheit, die die Bank für die Finanzierung des Kaufpreises benötigt, lässt sich bei einem stimmigen Konzept und einem starken Team auch über alternative Lösungen abbilden”, weiß Tino Schulz.

Wie eine erfolgreiche Übergabe gelingt

Das Steinbeis-Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge hat schon einige Unternehmensübergaben begleitet und weiß aus Erfahrung, welche Schritte in dem Prozess durchschritten werden müssen und was dabei eine entscheidende Rolle spielt. Die wichtigste Voraussetzung ist ein starkes, motiviertes Unternehmerteam mit komplementären Fähigkeiten. Dazu gehört die Identifikation und Ansprache geeigneter interner Kandidaten – beispielsweise im Rahmen eines Mitarbeiterworkshops, der in Kooperation mit dem Steinbeis-Transferzentrum Technologie – Organisation – Personal (TOP) durchgeführt werden kann. Wenn Kompetenzen intern nicht abgedeckt werden, suchen die Steinbeis-Experten in ihrem eigenen Talentpool oder ihrem breiten Netzwerk geeignete externe Kandidaten, die sowohl menschlich als auch fachlich in das Unternehmen passen. Eine Teamlösung kommt insbesondere den Anforderungen der jüngeren Generation nach Kooperation, Mitgestaltung und Work-Life-Balance entgegen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ertrags- und Liquiditätslage im Unternehmen, die das Ergebnis der Unternehmensstrategie ist. Die Pandemie und geopolitische Risiken wirken als Brandbeschleuniger, die vielfältigen Ursachen reichen häufig weiter zurück und sind struktureller Natur: eine Organisation, die trotz schnellem Wachstum nicht angepasst wurde, ein veraltetes Geschäftsmodell, eine späte Reaktion auf den Strukturwandel in der Branche, Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Bindung neuer Fachkräfte. Die Übergabe ist die Chance, das Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und die Organisation fit für die Zukunft zu machen. Das Nachfolgeteam bringt neue Ideen ein und das Steinbeis-Team aus Engen moderiert den Strategieprozess, denn ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell und eine glaubwürdige Strategie sind neben dem Team und den vorhandenen Sicherheiten wichtige Entscheidungskriterien für die finanzierende Bank.

Die Transaktion beinhaltet die Kaufpreisverhandlung, die Due Diligence, also die sorgsame Prüfung durch den Käufer, die Finanzierung, die steuer- und gesellschaftsrechtliche Gestaltung und den rechtlichen Übergang. Bei der dargestellten Nachfolgelösung gibt es die Besonderheit, dass der Nachfolgeberater, der Steuerberater, der Rechtsanwalt und die Bank sowohl die Käufer- als auch die Verkäuferseite vertreten und die Lösung für beide Seiten optimieren. Hier sind Transparenz und Offenheit für das Vertrauensverhältnis und einen guten Start entscheidend. Ein besonders sensibler Punkt ist die Preisverhandlung. Einerseits wollen die Übergeber einen hohen Preis erzielen, andererseits muss die Lösung finanzierbar sein. Das Steinbeis-Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge hilft den beteiligten Parteien ein tragfähiges und für beide Seiten zufriedenstellendes Ergebnis zu erarbeiten. Idealerweise wird der Übergeber in die neue Lösung integriert und steht dem Unternehmen auch danach als Arbeitnehmer oder Berater zur Verfügung.

Wenn die Transaktion erfolgreich abgeschlossen ist, rücken Rentabilität und Liquidität in den Vordergrund. Die Raten müssen aus dem operativen Geschäft erwirtschaftet werden. Dazu müssen die Maßnahmen aus der Strategie umgesetzt werden, was personelle und finanzielle Ressourcen erfordert – eine zusätzliche Belastung für das junge Unternehmerteam. Aus diesem Grund begleiten die Steinbeis-Experten die neue Generation auch nach der Transaktion bei der Umsetzung der Strategie und ziehen im Bedarfsfall Spezialisten aus den Bereichen Marketing, Vertrieb, Personal, Prozess und Produktionsoptimierung beziehungsweise LEAN-Management oder Controlling hinzu.

Kontakt

Prof. Edmund Haupenthal (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge (Engen)
https://steinbeis-nachfolge.de

Steinbeis-Transferzentrum Technologie – Organisation – Personal (TOP) (Ravensburg)
www.stz-top.de

Tino Schulz (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge (Engen)
https://steinbeis-nachfolge.de

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