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„Die Fahrzeugtechnik war, ist und bleibt für mich ein hochspannendes Thema“

Im Gespräch mit Professor Gerhard Walliser, Steinbeiser der ersten Generation

Fahrzeugtechnik, das ist für Professor Gerhard Walliser nicht nur wesentlicher Teil seines Berufes, das ist für ihn Berufung. Er hat die bedeutenden Entwicklungen in diesem Bereich in den letzten drei Jahrzehnten nicht nur hautnah miterlebt, sondern auch aktiv, unter anderem in zahlreichen Steinbeis-Projekten, mitgestaltet. Die TRANSFER hat mit ihm über seine Leidenschaft und seinen Steinbeis-Werdegang gesprochen.

Herr Professor Walliser, Sie waren schon in den frühen 1970er-Jahren im Technischen Beratungsdienst für Steinbeis aktiv, wie kam es dazu?

Ich hatte schon damals mit zwei meiner Kollegen an der damaligen Ingenieurschule Esslingen, der heutigen Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Idee ein Transferzentrum Automatisierungstechnik zu gründen. Die Idee kam aus mehreren Gründen nicht zur Umsetzung, ich wurde daher für den Technischen Beratungsdienst bei Steinbeis mit meiner Expertise aktiv. Auch die von mir organisierten Weiterbildungen, zum Beispiel bei Daimler und insbesondere bei Bosch, wurden im Rahmen meiner Steinbeis-Tätigkeit umgesetzt.

1995 haben Sie Ihr Steinbeis-Transferzentrum Fahrzeugtechnik Esslingen gegründet, das Sie mehr als ein Vierteljahrhundert erfolgreich verantwortet haben. Wie haben sich die Schwerpunkte Ihres Steinbeis-Unternehmens im Laufe der Zeit verändert?

Die Idee zur Gründung des Steinbeis-Transferzentrums Fahrzeugtechnik Esslingen kam aus der Industrie. Ich selbst wollte damit auch eine kollegiale Klammer durch Projektleiter realisieren. Ursprünglich war gar keine größere Einrichtung mit vielen Mitarbeitern geplant. Dann kam die industrielle Krise mit Einstellungsstopp der Unternehmen, während derer wir Absolventen durch Industrieaufträge beschäftigten. Dabei erkannten wir die Wichtigkeit der Einbettung in den Steinbeis-Verbund. Wir hatten in den zurückliegenden 27 Jahren sehr unterschiedliche interessante Projekte, die hauptsächlich durch die Projektleiter akquiriert und realisiert wurden. Daran hat sich im Laufe der Zeit wenig geändert.

Auch wenn Sie seit März dieses Jahres als Steinbeis-Unternehmer im Ruhestand sind, sind Sie weiterhin in Ihrem Steinbeis-Unternehmen als freiberuflicher Projektleiter aktiv. Was fasziniert Sie nach wie vor so am Thema „Fahrzeugtechnik“?

In meiner über neunjährigen Industriezeit nach dem Studium war ich bei Daimler im Bereich Strömungsmaschinen tätig und arbeitete dort an der Regelung von Gasturbinen und Fahrzeug-Gasturbinen. Die Fahrzeugtechnik war, ist und bleibt für mich ein hochspannendes Thema. Dabei interessierte und interessiert mich insbesondere die Fahrzeugelektronik und -informatik.

Ihnen ist das Thema „Wissens- und Technologietransfer“ im Bereich der Fahrzeugtechnik sehr wichtig, das zeigt unter anderem das von Ihnen organisierte Symposium „Elektronik im Kfz-Wesen“, warum?

Die erste Veranstaltung „Elektronik im Kfz-Wesen“ fand 1988 statt. Damals forschte man zum Thema „Navigation“ noch nicht viel, das war eher ein Thema im Hintergrund, zum Beispiel bei Bosch. Ganz anders dann einige Jahre später, als das Thema eine enorme Bedeutung erlangte. Und eben durch diese Symposien konnte ich die rasante Entwicklung im Bereich Fahrzeugelektronik und -informatik hautnah miterleben, das war Wissens- und Technologietransfer quasi zum Anfassen.

Herr Professor Walliser, in Ihrer Steinbeis-Zeit haben Sie zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt, welches davon ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Es ist schwierig, von den zahlreichen Projekten der letzten Jahrzehnte eines herauszugreifen. Vielleicht gehört dazu das Finnland-Projekt: Es war geplant, eine Winter-Fahrzeugerprobung in Finnland auch im Sommer zu ermöglichen. Dazu wäre der Aufbau eines Tunnelsystems nötig gewesen. Unsere Aufgabe als Steinbeis-Team bestand unter anderem darin, die europäische Autoindustrie über das Projekt ausführlich zu informieren. Die Realisierung scheiterte leider an einer aufkommenden Finanzierungskrise, obwohl fast alle der besuchten Firmen in Europa angetan von diesem Vorhaben waren.

Kontakt

Prof. Dipl.-Ing., Prof. h.c. (YZU) Gerhard Walliser (Interviewpartner)
Freiberuflicher Projektleiter
Steinbeis-Transferzentrum Fahrzeugtechnik Esslingen (Esslingen)
www.stz-fahrzeugtechnik.de

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