Im Gespräch mit Dr. Helga Gruber, Managerin Forschung und Entwicklung der Print2Taste GmbH
Standen Sie auch schon einmal beim Konditor und haben sich gewünscht, Ihre eigenen Versuche einer Tortenverzierung würden nur annähernd so überzeugend aussehen? Dem können Hobbybäcker jetzt jederzeit nachhelfen, der 3D-Lebensmitteldruck macht’s möglich. Wie dieser entwickelt wurde, wo er aktuell verwendet wird und wie die Zukunftsperspektiven aussehen, darüber hat Dr. Helga Gruber, Managerin Forschung und Entwicklung der Print2Taste GmbH und Expertin der dritten #techourfuture-Veranstaltung „Zukunft Ernährung“, mit der TRANSFER gesprochen. Sie ist überzeugt, dass Kommunikation und Information zu neuen Technologien die Grundlage für deren Akzeptanz in der Gesellschaft bilden.
Frau Dr. Gruber, Essen auf Knopfdruck – davon träumen viele und Sie machen diesen Traum wahr. Wie kamen Sie und Ihre Partner auf die Idee eines 3D-Lebensmitteldruckers?
Unser Gründungsteam besteht aus Lebensmitteltechnologen mit sehr umfassendem Wissen und viel praktischer Erfahrung zur Beschaffenheit und Verarbeitung verschiedenster Lebensmittel. Als die ersten 3D-Drucker im Kunststoffbereich auf den Markt kamen, waren wir sofort inspiriert, diese Technologie auch für die Modellierung von Lebensmitteln zu nutzen. Als Pioniere auf diesem Feld haben wir dann kurzerhand den weltweit ersten 3D Food Printer Procusini entwickelt und zur Marktreife geführt. Dass wir das so schnell umsetzen konnten, liegt vor allem an unserem tiefgreifenden Verständnis der Lebensmittelmassen – dem Geheimnis des Erfolgs beim 3D-Lebensmitteldruck.
Wo werden aktuell Ihre 3D Food Printer eingesetzt und wo sehen Sie die zukünftigen Anwendungsgebiete?
Unsere 3D Food Printer werden aktuell sowohl gewerblich von Profis aus Gastronomie und Konditorei als auch von Privatpersonen im eigenen Haushalt eingesetzt. Mit dem Procusini geben Köche in der Profiküche ihren Kreationen mit personalisierten verzehrfähigen 3D-Objekten den letzten Schliff und Konditoren dekorieren ihre Torten damit. Die Hobbybäcker zu Hause nutzen den Choco Printer mycusini, um damit kleine kreative Leckereien aus 3D Choco herzustellen. In Zukunft werden wir die Möglichkeiten des 3D Food Printing zunehmend ausschöpfen, um Lebensmittel in ihrer Zusammensetzung, Form und Textur zu personalisieren. Dann können – je nach Bedarf – kleine Snacks für zu Hause bis hin zu ganzen Mahlzeiten im Verpflegungsbetrieb im 3D Food Printing-Verfahren hergestellt werden.
Wie fast jede neue Technologie wird auch 3D-Druck mit Vorsicht, manchmal sogar mit Misstrauen betrachtet. Wie gehen Sie mit solchen Bedenken um?
Für viele ist das Thema natürlich komplett neu und es fällt schwer, sich unter dem Begriff 3D Food Printing etwas vorzustellen. Das ist ganz normal, insbesondere weil jeder zum Essen einen sehr eigenen Bezug und bestimmte Gewohnheiten und Vorlieben hat.
Unsere wichtige Botschaft an dieser Stelle lautet, dass für die neue Technologie Lebensmittel eingesetzt werden, die sich in ihrer Zusammensetzung von Produkten aus dem Supermarkt gar nicht unterscheiden. Wir nutzen gerne jede Möglichkeit den Menschen live zu zeigen, wie diese Lebensmittel mit dem Procusini oder mycusini in individuelle Formen gebracht werden. Spätestens dann schlägt anfängliche Skepsis erfahrungsgemäß schnell in Begeisterung um.
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Bereitstellung von Informationen über Zukunftstechnologien für deren Akzeptanz in der Gesellschaft? Und wie kommen diese Informationen am besten in der Gesellschaft an?
Für die Akzeptanz neuer Technologien in der Gesellschaft ist es immens wichtig, bereits sehr früh in der Entwicklungsphase die Funktionsweise, Einsatzbereiche sowie deren Chancen und Auswirkungen zu kommunizieren. Jede Technologie muss in ihrer Anwendung und ihrem Nutzen überzeugen.
Die Marktdurchdringung durchläuft dabei häufig auch unterschiedliche Phasen. So gehört ein mycusini 3D Choco Drucker bereits zum neuen Standard vieler Hobbybäcker, da er mit seiner Formenvielfalt die Grenzen der Handarbeit oder von Silikonformen sprengt.
Ein anderes Beispiel: Studien zeigen, dass in Pflegeeinrichtungen die Ernährungssituation von Menschen mit Kau- und Schluckstörungen mithilfe personalisierter Kostformen deutlich verbessert werden kann. Vor diesem Hintergrund herrscht hier schon jetzt eine breite Akzeptanz im Hinblick auf die Perspektiven, die 3D-Lebensmitteldruck zur Verbesserung der Verpflegung und Lebensqualität dieser Personengruppe bietet.
Um solche Informationen in der breiten Öffentlichkeit gut verständlich zu verbreiten, sind Formate, die einen direkten Dialog ermöglichen, ein überaus wichtiges Instrument. Darüber hinaus gilt es natürlich die entsprechenden Social-Media-Kanäle zu nutzen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
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Dr. Helga Gruber (Autorin)
Managerin Forschung und Entwicklung
Print2Taste GmbH (Freising)
www.mycusini.com