Im Gespräch mit Dr. Jonathan Loeffler, Geschäftsführer der Steinbeis 2i GmbH
Dr. Jonathan Loeffler ist als Geschäftsführer der Steinbeis 2i GmbH Experte, wenn es um den Transfer zwischen Unternehmen auf internationaler Ebene geht. Er hat sich zum Gespräch mit der TRANSFER getroffen und einen Einblick gegeben, welche Vorteile dieser zwischenunternehmerische Wissens- und Technologietransfer Unternehmen bringt, was seine Besonderheiten auf europäischer Ebene sind und warum eine professionelle Begleitung des Transferprozesses unabdingbar ist.
Herr Dr. Loeffler, wie funktioniert der Transfer zwischen Unternehmen, zum Beispiel in Forschungskonsortien, und welche Rolle spielt er im Innovationsprozess, insbesondere von KMU?
Im Innovationsprozess bildet der Wissens- und Technologietransfer zwischen Unternehmen wichtige Schnittstellen, um Barrieren überwinden zu können, darunter technologische und wirtschaftliche Herausforderungen, die ein einzelnes Unternehmen allein nicht bewältigen könnte. Ein Beispiel: In einem europäischen F&E-Konsortium wird im Rahmen der Projektarbeit oftmals die gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts abgebildet. Die Aufgaben und Kompetenzen der Partner sind komplementär und fördern dadurch den Wissenstransfer. In diesen Projekten können alle voneinander profitieren, so dass der Transfer grundsätzlich mit allen Partnern stattfinden kann.
Dabei spielen die Unternehmen vor allem im Hinblick auf die Verwertung von Forschungsergebnissen und die Markteinführung eine tragende Rolle. Unter den Unternehmenspartnern können Entwickler, Zulieferer, Produzenten und Endanwender sein, die zum Beispiel Prototypen testen und evaluieren. Das Wissen im Konsortium wird also zielgerichtet geteilt, geistige Eigentumsrechte werden zu Projektbeginn in einem Konsortialvertrag definiert und geregelt.
Insbesondere bei KMU sind meistens nicht alle notwendigen Ressourcen und Kompetenzen für alle Schritte im Innovationsprozess intern vorhanden. Der zwischenunternehmerische Transferprozess liefert für diese Unternehmen neue Impulse und bedeutet eine Beschleunigung für anschließende Produktentwicklungsschritte.
Welche Vorteile, aber auch Herausforderungen bringt der zwischenunternehmerische Transfer den daran beteiligten Partnern?
Kreativität, Vertrauen und Wirtschaftlichkeit! Der Prozess des Transfers von Wissen oder Technologien zwischen Unternehmen eröffnet Raum für Neues, fordert Engagement, weil er sehr strategisch für die Zukunftsprodukte der Unternehmen ist, und muss am Ende wirtschaftlich sein. Er ist also komplex, weil der Erfolg von vielen Faktoren abhängt. Die klassische Kunden-Zulieferer-Beziehung gilt hier nicht, vielmehr ist eine Kooperation auf Augenhöhe notwendig, um eine erfolgreiche Innovationspartnerschaft bilden zu können.
Da in einem F&E-Projekt alle Partner gemeinsame Ziele verfolgen und sich dazu verpflichten, über einen längeren Zeitraum zusammenzuarbeiten, kann eine neue Expertise oder Technologie schneller und effektiver in die Weiterentwicklung und Verwertung fließen. Der Vorteil liegt also in der Zeit- und Kostenersparnis. Dies kann allerdings nur stattfinden – und darin liegt die Herausforderung – wenn die Unternehmen keine direkten Konkurrenten sind. Vertrauen untereinander ist sehr wichtig.
Im Forschungsprojekt „Forwarder 2020“ entwickeln zum Beispiel 14 Partner aus sechs Ländern Innovationen für eine nachhaltige Forstwirtschaft. Daraus entstand ein sehr innovativer Kranrückezug mit fünf innovativen Modulen, der unter realen Bedingungen getestet wird mit dem Ziel, die Energieeffizienz und den Schutz des Waldbodens zu verbessern. Darunter finden sich auf Unternehmensseite drei Forstunternehmer und fünf Komponentenhersteller.
Zeichnet sich der Wissens- und Technologietransfer zwischen Unternehmen auf der europäischen Ebene durch besondere Eigenschaften aus?
Durch eine Kooperation mit europäischen Partnern haben KMU Zugang zu Entwicklungen, Technologien und Expertisen, die sie im Inland mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gefunden hätten. Das internationale Umfeld ermöglicht einen schnelleren Zugang zu neuen Märkten. Da es sich bei der EU-Forschungs- und Innovationsförderung um Exzellenzforschung handelt, bringt dies für KMU Kontakt zu sehr erfolgreichen innovativen Partnern, die in Schlüsseltechnologien und technologischen Trends vorne liegen. In strategisch ausgerichteten Projekten können Unternehmen mit ihren Innovationen auch politische Handlungsfelder beeinflussen.
Welche Rahmenbedingungen sollten aus Ihrer Sicht erfüllt werden, um den Transfer zwischen Unternehmen erfolgreich zu gestalten, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene?
Eine professionelle Begleitung des Transferprozesses ist notwendig. Unterstützende Organisationen wie Clustereinrichtungen, IHK und Transfernetzwerke spielen dabei als neutrale Stelle eine wesentliche Rolle, um den Prozess zu initiieren und zu begleiten.
Die Praxis zeigt, dass der Technologie- und Wissenstransfer durchaus zwischen KMU stattfindet. Um dies in Zukunft weiter zu unterstützen, bedarf es weiterhin Förderprogramme und Instrumente, die die Beteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen einfordern. Eine Ausrichtung der Programme zu Gunsten der Großindustrie oder eine Einschränkung auf Grundlagenforschung wäre der falsche Weg. Europa braucht den Wettbewerb durch den Mittelstand. Zugleich brauchen wir auf nationaler Ebene eine Sensibilisierung für die europäische Zusammenarbeit.
Kontakt
Dr. Jonathan Loeffler ist Geschäftsführer der Steinbeis 2i GmbH. Er ist seit über 20 Jahren Experte für Innovationsmanagement, EU-Förderprogramme, internationales Projektmanagement und Technologietransfer. Die Steinbeis 2i GmbH ist der richtige Partner für Innovationsprojekte in Europa. Sie informiert und begleitet kleine und mittelständische Unternehmen sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den Themen Innovation und Internationalisierung. Als Mitglied im Enterprise Europe Network der Europäischen Kommission verfügt sie über rund 600 Partner in über 50 Ländern. Ziel des Netzwerks ist es, den Unternehmen bei allen Fragen zu Europa, zu Innovation, Forschung und Technologietransfer zur Seite zu stehen sowie die Nutzung der Ergebnisse europäischer Forschung zu fördern.
Dr. Jonathan Loeffler
Steinbeis 2i GmbH (Stuttgart)
www.steinbeis-europa.de