Im Gespräch mit Dr. Jörg Hruby und Professor Dr. Thomas Hanke, Leiter des Steinbeis-Beratungszentrums Global Mindset & Leadership
Internationalisierung und Globalisierung stellen neue Anforderungen an Unternehmen und deren Führungskräfte. Wie diese gemeistert werden können und welche Rolle dabei Global Mindset spielt, diese und weitere Fragen hat die TRANSFER Dr. Jörg Hruby und Professor Dr. Thomas Hanke, Leiter des Steinbeis-Beratungszentrums Global Mindset & Leadership, gestellt.
Herr Professor Hanke, Herr Dr. Hruby, das Thema Diversity wird in unserer Gesellschaft, aber auch in der Arbeitswelt immer wichtiger. Wie nehmen Sie diese Veränderung in Ihrer Arbeit wahr?
Die Globalisierung und mithin die Vielfalt im Unternehmen stellt das Management ständig vor neue Herausforderungen. Viele Unternehmen sind bereits international ausgerichtet, doch die Notwendigkeit wächst, stärker global denken und lokal handeln zu müssen. Nur wenn Führungskräfte neben fachlichen auch über interkulturelle Kompetenzen verfügen, ist ein Unternehmen nachhaltig erfolgreich am Markt.
In der sich schnell verändernden Weltwirtschaft und einer dynamischen und kulturell vielfältigen Welt sind eine globale Denkweise, das Verständnis von Vielfalt sowie interkulturelle und zwischenmenschliche Fähigkeiten für eine effektive Führung in einem multikulturellen Umfeld die wichtigsten Fähigkeiten, die Führungskräfte benötigen.
Ihr Steinbeis-Unternehmen beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Global Mindset. Was genau verstehen Sie darunter und wie wichtig ist diese Fähigkeit für den Erfolg eines Unternehmens?
Ein Global Mindset stellt die Fähigkeit dar, unterschiedliche Kulturen zu verstehen und diese miteinander zu verbinden. Das bedeutet zunächst, kulturelle Situationen und Kontexte wahrzunehmen, diese zu analysieren und zu dekodieren. Dadurch werden produktive und erfolgversprechende Beziehungen zwischen Organisationen und Individuen über Landesgrenzen hinweg langfristig gestaltet und gegebenenfalls angepasst. Demnach kommt es darauf an, wie internationale Manager die sie umgebende Umwelt wahrnehmen, diese interpretieren und in ihr sinnstiftend handeln.
Studien belegen, dass Global Mindset nachhaltig die internationale Performance verbessert, sich positiv auf den unternehmerischen Erfolg auswirkt und zu einer erfolgreicheren Internationalisierung führt. Manager mit einem Global Mindset verstehen, wie Kultur das Verhalten prägt, sie sind Fremdem gegenüber nicht voreingenommen und besitzen eine kulturelle und kontextuelle Intelligenz. Diese Manager bilden mentale Brücken über kulturelle Grenzen hinweg und können dadurch vertrauensvolle Beziehungen aufbauen und entwickeln. Dies sind Kernelemente für nachhaltigen Unternehmenserfolg auf internationalem Parkett.
Zu Ihren Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem internationales und interkulturelles Management sowie internationales Personalmanagement. Mit welchen Problemstellungen kommen Ihre Kunden zu Ihnen?
Auch an das Personalmanagement stellt die Globalisierung neue Herausforderungen: internationale Gehaltsmodelle, globale Performance- Bewertung, internationales Recruiting und Talentmanagement oder auch internationale Führungskräfteentwicklung.
Die Implementierung eines Global Mindset erfordert angemessene Organisationsentwicklungsmaßnahmen und Steuerungssysteme, einen geregelten Austausch von Mitarbeitern in internationalen Märkten und Kontexten. In der unternehmerischen Praxis wird die Umsetzung häufig durch Sprachbarrieren behindert sowie durch individuelle Ängste und Widerstände, sich auf kulturelle Diversität einzustellen und vor allem durch einen Führungsstil, der ein Global Mindset nicht vorlebt. Hinzu kommen soziale Konflikte und strukturelle Hemmnisse, weil beispielsweise Hierarchien in unterschiedlichen Kulturen berücksichtigt werden müssen oder internationale Meetings unterschiedliche Ablaufstrukturen aufweisen.
Kunden wünschen sich die Begleitung und Trainings bei der Zusammensetzung von globalen Teams sowie die individuelle Unterstützung von Expatriates in unterschiedlichen Kulturen und Märkten durch Coaching und Mentoring. Ebenso wichtig ist die Erarbeitung von interkulturellen Themen in einem gemeinsamen Sinnstiftungsprozess, teilweise über Großgruppen, Fokusgruppen und Einzelgespräche unter Einbindung der Beteiligten.
Diversity kann Kreativität und Innovation in einem Unternehmen fördern, aber auch Ursprung von Konflikten sein. Wie kann Ihrer Meinung nach dieses Spannungsverhältnis aufgelöst werden, unter anderem mit Hilfe eines Global Mindset?
Eine Reihe von Studien liefert den Nachweis dafür, dass Vielfalt in Unternehmen kreative Ideen freisetzt und Innovationen antreibt. Dies erfordert allerdings eine Umgebung, in der Ideen gedeihen und weiterentwickelt werden können.
Wir sehen also die interkulturelle Vielfalt und dadurch bedingte heterogene Sichtweisen – teilweise sogar damit verbundene Spannungen – eher als einen Vorteil für das Innovationsmanagement an. Allerdings muss ein solcher Prozess angemessen begleitet werden, denn der Mensch im Innovationsprozess ist ohnehin schon umgeben von großer Komplexität, Ungewissheit, Mehrdeutigkeit und unsicheren Entscheidungen.
Hier braucht es eine Unternehmens- und Feedbackkultur, in der sich alle Mitarbeiter frei entfalten können, und die dafür Sorge trägt, dass beispielsweise neue Ideen vorurteilsfrei vorgeschlagen werden können und Erfolg auch geteilt wird. So kann sich das volle innovative Potenzial entfalten.
Kontakt
Dr. Jörg Hruby und Professor Dr. Thomas Hanke leiten das Steinbeis- Beratungszentrum Global Mindset & Leadership. Das Angebot des Steinbeis-Unternehmens richtet sich vorwiegend an multinational und global ausgerichtete Unternehmen, um über das Thema Global Mindset und Global Leadership zu informieren, dessen Relevanz zu betonen und gezielte Lösungen anzubieten.
Dr. Jörg Hruby Prof. Dr. Thomas Hanke
Steinbeis-Beratungszentrum Global Mindset & Leadership (Düsseldorf)