Neuheiten auf dem Steinbeis-Gemeinschaftsstand der iENA 2017

iENA: Innovation aus Tradition

Steinbeis-Team ist seit zehn Jahren mit Ausstellern vor Ort auf der internationalen Erfindermesse

„Das muss mit auf die iENA“ – diese Aussage von Steinbeis-Leiter Wolfgang Müller kennen die Mitarbeiter des Steinbeis-Transferzentrums Infothek aus Villingen-Schwenningen nur allzu gut, denn das Steinbeis-Team aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis begleitet seit über zehn Jahren Kooperationspartner mit deren Erfindungen auf die internationale Fachmesse „Ideen – Erfindungen – Neuheiten“ (iENA) in Nürnberg und fördert dadurch die Vermarktungsaktivitäten der innovativen Produkte. Alljährlich bewertet das Team Produkte und projektspezifische Kooperationen auf ihr Potenzial hin und lädt Erfinder mit auf den Steinbeis-Stand ein.

Eine Teilnahme an der iENA hält Wolfgang Müller aus mehreren Gründen für ganz wesentlich: „Neben der Vorstellung von Produkten gemeinsam mit und im Auftrag von Partnern können wir auch unsere eigenen Kompetenzen sehr gut präsentieren: Wir stellen nur Erfindungen aus, an denen wir mitgewirkt haben und von deren Potenzial wir überzeugt sind“. Darüber hinaus schätzt Wolfgang Müller den Messeauftritt als zentrale Wissensquelle. „Als ein im Bereich Innovationsmanagement tätiges Unternehmen sind wir stets auf der Suche nach Informationen über technologische Trends und innovative Vermarktungskonzepte – die iENA war und ist für uns ein Fixtermin“.

Neben diesen Aspekten ist die Messe aber vor allem ein zentrales Forum des Austauschs und Kontakts, das zeigen auch die Rückmeldungen der Aussteller, die sich im Jahr 2017 gemeinsam mit dem Steinbeis-Team auf den Weg nach Nürnberg gemacht hatten. So zum Beispiel Jochen Heusel, Erfinder des mobilen Projektionssystems ANDROMEDAR, der sich bestätigt fühlt: „Die vielen Besucher am Messestand und die interessanten Gespräche haben uns gezeigt, dass unsere Produktidee sehr gut ist und ein großes Marktpotenzial besitzt“. Die Erfindung von Jochen Heusel basiert auf einer patentierten Weißlicht-Laser-Zukunftstechnologie, wird mit einer App gesteuert und projiziert einen realistisch wirkenden brillanten Sternenhimmel mit effektvollen Nordlichtern, Sternschnuppen und fernen Galaxien an Wände und Decken im Schlafzimmer oder anderen Räumlichkeiten. Durch die Resonanz auf der iENA, in deren Rahmen Jochen Heusel ANDROMEDAR erstmalig einem breiten Publikum gezeigt hat, in seinem Vorhaben zusätzlich gestärkt, geht der Ingenieur aus dem schwäbischen Reutlingen die anstehenden Schritte noch optimistischer an und sucht nun Kontakte zu Investoren, Produzenten und passenden Geschäftspartnern, um eine Serienproduktion zu erreichen und die hohe erwartete Nachfrage decken zu können. Dass die Innovation großes Potenzial besitzt, zeigen erste Erfolge: Mehrere Test- Objekte, zum Beispiel die Therme in Beuren im Landkreis Esslingen, wurden bereits mit ANDROMEDAR ausgestattet.

Ähnlich optimistisch kann Christof Kaiser aus Geisingen im Landkreis Tuttlingen in die Zukunft blicken, dessen Innovation, das revolutionäre Druckluftsystem KAISAIR, ebenfalls auf der iENA präsentiert wurde. Die Erfindung vereinfacht die Druckluftverteilung in unterschiedlichen Produktionsstätten wesentlich, insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau. KAISAIR ist ein einzigartig flexibles Komplett-Aluminiumsystem mit einem variablen Durchmesser von 25-100 mm und kann mühelos installiert werden. „Im Vergleich zu anderen Produkten auf dem Markt besitzt die Erfindung einen höheren Luftdurchsatz bei gleichem Rohrdurchmesser und ist durch eine doppelte O-Ring Abdichtung leckagesicher sowie verlustfrei“, erläutert Christof Kaiser. Wie nützlich die Erfindung ist, kann Adolf Jetter, der beim Steinbeis-Transferzentrum Infothek für Patent und Technologieberatung zuständig ist und im Auftrag des Erfinders die Betreuung des Messestandes übernahm, überzeugend berichten: „Alle Besucher, die in ihrem Unternehmen Arbeitsplätze mit Druckluft haben, waren begeistert – auch große Unternehmen und Global Player. Überall, wo Druckluft gewerblich eingesetzt wird, bringt KAISAIR einen erheblichen Nutzen“. Für den Patent-Experten ist auch angesichts des digitalen Zeitalters der klassische Messeauftritt der ideale Beginn für Vermarktungsaktivitäten. „Das persönliche Gespräch stiftet im Vergleich zum medialen Erstkontakt erheblich mehr Vertrauen – ich bin direkt am Kunden und bekomme dadurch ein Gefühl für dessen Präferenzen“.

Auf eine zentrale Präferenz des Menschen, die Unabhängigkeit, ist die ebenfalls in Nürnberg präsentierte Erfindung der Föhl GmbH aus Remshalden im Rems-Murr-Kreis ausgerichtet. Mit der neu entwickelten Kombination „Rollstuhl – Vorsatzrad – Universalträger“ steht ein einzigartiges und äußerst nützliches Hilfsmittel für verschiedene Anwendungen zur Verfügung. Die Fortbewegungshilfe ist sehr flexibel, einfach in der Handhabung und lässt sich präzise steuern. Der Universalträger bringt nicht nur deutliche Erleichterungen beim Einkaufen, sondern ermöglicht zahlreiche Aktivitäten im Freien. Dabei richtet sich das Angebot auch an Familien, so Geschäftsführer Walter Föhl: „Bisher ist auf dem Markt kein Hilfsmittel erhältlich, das es ermöglicht, dass im Rollstuhl sitzende Mütter oder Väter mit ihrem Baby alleine komfortabel ausfahren oder Einkäufe, Besuche beim Kinderarzt und ähnliches ohne Hilfe mit angemessenem Aufwand erledigen können“. Besonders wichtig war dem Erfinderteam um Walter Föhl die einfache Installation des Universalträgers, für die weder technisches Wissen noch Werkzeuge benötigt werden: „Der Universalträger kann mit wenigen Handgriffen auf das Vorspannrad aufgesteckt, fixiert und fahrbereit gemacht werden. Durch seine zwei verschiebbaren Kulissenauflagen kann er einfach auf die jeweilige Rahmenbreite des Vorsatzrades oder des Rollstuhles eingestellt werden“. Ein weiteres Merkmal des Trägers ist seine Universalität, die eine Montage an unterschiedliche Rollstuhlmodelle ermöglicht. Walter Föhl beurteilt die Messeteilnahme rückblickend als „gute Gelegenheit, einen noch nicht serienreifen Prototypen des Universalträgers einem breiten Publikum zu präsentieren“ und berichtet von interessanten Gesprächen, aus denen er ableitet, „dass der Träger auf dem Markt gute Chancen haben wird“.

Dieselbe Einschätzung trifft auch Frank Saier, Mitglied des Entwicklungsteams des Terra Boosters sowie des Try-Hybridmoduls. Durch die Erfindungen können im Tiefbau Erdbohrungen, Erdkörbe und Erdsonden ersetzt werden, wodurch viele neue Möglichkeiten entstehen. „Unsere überall einsetzbaren und die Betriebs- sowie die Folgekosten erheblich senkenden Erfindungen benötigen keine behördlichen Genehmigungen. Als neue Wärmequelle für alle auf dem Markt vorhandenen Sole-Wasserwärmepumpen beziehungsweise als effizienzsteigerndes Regenerationsmodul für Energie sind beide Innovationen universell einsetzbar“. Auch das Team um Frank Saier zieht ein positives Fazit der iENA und berichtet von Kontakten sowie der Initiierung eines Messeauftrittes auf der internationalen Handwerkermesse in München (IHM 2018) und fügt stolz hinzu: „Dabei können wir uns für den Bundesinnovationspreis und den Bayerischen Staatspreis bewerben“. Was die beiden Erfinder Frank Saier und Ingo Leßmann im Zeitraum zwischen der iENA und dem Auftritt bei der IHM 2018 nicht erahnen können: Am 11. März 2018 wurde der Erfindung Terra Booster der Bayerische Staatspreis für besondere technische Leistungen im Handwerk verliehen. Wie hoch das Marktpotenzial tatsächlich ist, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist jedoch bereits jetzt, dass die Präsenz auf der iENA für die beiden Erfinder von zentraler Bedeutung war und noch immer ist.

„Wir blicken auf eine sehr erfolgreiche iENA 2017 zurück“, teilt Wolfgang Müller die Einschätzung der Aussteller, „der Austausch zwischen Ausstellern und Besuchern sowie zwischen Ausstellern untereinander über den Innovationsprozess ist immer interessant, auch wenn sich die Produkte signifikant unterscheiden. In diesem Zusammenhang können alle Akteure voneinander lernen, die iENA ist ein Impuls gebender Zwischenschritt auf dem Weg zum Ziel, die Erfindung zu vermarkten“. Als besonders relevant erachtet Wolfgang Müller folgende Erkenntnis aus der Nachbereitung der iENA 2017: „Innovation ist kein linearer, sondern ein zirkulärer Prozess – es kann unter Umständen opportun oder gar alternativlos sein, aufgrund einer elementaren Information die Gesamtstrategie des Projektes kurz vor dem Markteintritt nochmals zu prüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen“. Die Messe iENA fungierte einmal mehr als Relais zwischen den drei Steinbeis-Elementen des Erfolgs: Technologie, Transfer, Anwendung.

Kontakt

Marcel Reiner
Steinbeis-Transferzentrum Infothek (Villingen-Schwenningen)