Steinbeis-Team setzt Analyse-Tool zur Messung der Arbeitsplatzattraktivität ein
Nachwuchsprobleme, Fachkräftemangel und eine unzureichende Bindung der Fachkräfte an das Unternehmen sind Herausforderungen, vor denen viele Arbeitgeber aktuell stehen. Die Frage nach der Arbeitsplatzattraktivität ist für die Zukunftsperspektiven innovativer Unternehmen und die Bewältigung dieser Herausforderungen entscheidend. Viele Unternehmen reagieren bereits auf diese Situation, indem sie ihren Mitarbeitenden attraktive Arbeitskonditionen und familienfreundliche Arbeitszeitregelungen bieten. Die wenigsten Unternehmen analysieren aber systematisch die Attraktivität des Arbeitsplatzes aus der Perspektive der Mitarbeitenden. Dem wirkt das Steinbeis-Transferzentrum BAT-Solutions an der Hochschule Karlsruhe mit einem Analyse-Tool entgegen.
Hinter dem Namen „BAT-Quest Arbeitsplatzattraktivität“ verbirgt sich ein Instrument, mit dem die Steinbeis-Experten die Perspektive der Mitarbeitenden im Hinblick auf Arbeitszufriedenheit, Betriebsklima und Zukunftsperspektiven erfassen. Für die Einschätzung der Arbeitsplatzattraktivität ist entscheidend, welche Bedeutung die Mitarbeitenden den einzelnen Faktoren wie Arbeitszufriedenheit, Betriebsklima und Zukunftsperspektiven beimessen und wo sie den größten Optimierungsbedarf in ihrem Unternehmen sehen. Das Instrument eignet sich insbesondere auch für den Einsatz durch beratende Unternehmen, da sie die Themen aufdecken, die aus der Perspektive der Mitarbeitenden für die Weiterentwicklung des Unternehmens von besonderer Bedeutung sind.
„Arbeitsplatzattraktivität ist nicht direkt erfassbar, man kann nur indirekt auf sie schließen. Ob die Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz als attraktiv empfinden, erkennen wir an latenten Merkmalen wie dem Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen und der persönlichen Engagementbereitschaft“, erläutert Dr. Maja Jeretin-Kopf, Leiterin des Karlsruher Steinbeis-Transferzentrums. Mit dem entwickelten Analyseinstrument werden diese beiden latenten Merkmale erhoben. Bei der Einschätzung der Arbeitsplatzattraktivität spielen daneben auch personenbezogene Merkmale eine Rolle. Einige dieser Merkmale werden zu Beginn des BAT-Quest-Tests erhoben: Alter, Geschlecht, Leitungsfunktion, Dauer der Betriebszugehörigkeit und Berufsabschluss. Schon das zeigt: „Arbeitsplatzattraktivität“ ist ein komplexes Konstrukt, das durch viele Faktoren beeinflusst wird, von denen nicht alle den gleichen Wirkungsgrad erzielen.
Welche Erkenntnisse können Unternehmen mit Hilfe des Analyseinstruments gewinnen? Wenig hilfreich für Arbeitgeber sind unternehmens oder branchenübergreifende Aussagen zur Attraktivität eines Arbeitsplatzes, da sich daraus kaum Maßnahmen ableiten lassen, die den eigenen Mitarbeitenden tatsächlich attraktiv erscheinen. Daher sind für Unternehmen insbesondere die Analyseergebnisse interessant, die eine Aussage über die unternehmensspezifischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Faktoren erlauben. Mit Hilfe statistischer Verfahren kann das Steinbeis-Team Aussagen darüber machen, inwiefern sich persönliche Faktoren auf die Arbeitsplatzattraktivität auswirken. Für Unternehmen sind außerdem Aussagen darüber interessant, in welchen Bereichen die Mitarbeitenden den größten Optimierungsbedarf sehen und wie sich dies auf das Zugehörigkeitsgefühl und die persönliche Engagementbereitschaft auswirkt.
Maja Jeretin-Kopf entwickelt das Messinstrument weiter. Seit Juli führt sie eine Studie zur Validierung des Tools mit der Hochschule Karlsruhe, der Iodata GmbH und dem Steinbeis-Transferzentrum Institute for Transfer Technologies and Integrated Systems SITIS durch. Die Studie hat die wissenschaftliche Überprüfung der Item-Skalen und ihrer Eignung auch für kleine Unternehmen zum Ziel.
Kontakt
Dr. habil. Maja Jeretin-Kopf
Steinbeis-Transferzentrum BAT-Solutions (Karlsruhe)
Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Haas
Steinbeis-Transferzentrum Institute for Transfer Technologies and Integrated Systems SITIS (Karlsruhe)