Steinbeis-Beratungszentrum erstellt Studie zum Biomedizin-Markt China
Die medizinische Versorgung Chinas ist geprägt von einem Ungleichgewicht zwischen den wohlhabender gewordenen Regionen nahe der Pazifik-Küste und den noch in vielerlei Hinsicht rückständigen Provinzen im Westen, die mehr als 200 Millionen Wanderarbeiter nach Ost-China entsenden. West-China wird medizinisch häufig noch durch „Wanderärzte“ versorgt. Das Steinbeis-Beratungszentrum Asia Technology Consulting in Stuttgart hat nun für German Trade and Invest (GTAI), einer Agentur des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, ein umfangreiches Profil des zukünftigen chinesischen Biomedizin-Markts erstellt.
Die chinesische Regierung begegnet dem Spannungsfeld der unterschiedlichen regionalen Entwicklung mit einer zunehmenden Verstädterung des Landes und einem schnellen Aufbau der Infrastrukturen für Verkehr und Wirtschaft, aber auch für die medizinische Versorgung. Über 90% der Gesamtbevölkerung haben bereits eine zumindest rudimentäre Krankenversicherung, das Netz der Provinz-Krankenhäuser wird ausgebaut und der Zugang zu moderner Krankheitsdiagnose soll auch in entlegenen Regionen durch Telemedizin sichergestellt werden. Dabei kommt China zugute, dass das Land große Fortschritte im IT-Bereich gemacht hat: Bis 2020 wird das Beidou-System aus 35 Satelliten fertiggestellt sein, und bereits heute sind über 600 Millionen chinesischer Mobilfunkgeräte und Computer auf dieses eigenständige chinesische GPS-System ausgerichtet.
Ebenfalls bis 2020 will man über 80% der pharmazeutischen Industrieproduktion des Landes in nur vier Regionen konzentrieren: den Großräumen Peking, Schanghai, Kanton und Chengdu (2016 entfielen auf diese Regionen nur etwa 60%). Beginnend mit dem aktuellen Fünfjahresplan (2016 – 2020) soll es in den vier Clustern 500 Universitäten und Forschungszentren geben, die jährlich über 150.000 Studenten graduieren. In 100 Hightech-Parks mit dem Schwerpunkt Lebenswissenschaften und Medizin werden 7.500 Bio-Unternehmen mit mehr als 250.000 Mitarbeitern angesiedelt werden, die zusammen mit den Unternehmen jährlich mehr als 3.200 Patente über neue Wirkstoffe anmelden sollen – ein Drittel davon mit verbesserten Wirkstoffen aus der traditionellen chinesischen Medizin.
Zur Finanzierung dieser und anderer Großprojekte verfügen nahezu 1.000 staatliche Start-up-Fonds über ein Kapital von etwa 3.000 Mrd. Yuan (ca. 500 Mrd. Euro); weiteres Kapital steht bei den Staatsbanken, privaten wie auch ausländischen Fonds und Venture Capital-Firmen zur Verfügung.
Die Steinbeis-Studie fußt nahezu ausschließlich auf amtlichen Informationen in chinesischer Sprache und deckt vor allem Chinas Strategie im aktuellen Fünfjahresplan ab. Unter anderem enthält sie Kurzprofile und Web-Adressen hunderter chinesischer Pharma-Unternehmen. Die Studie zeigt, mit welcher Dynamik die chinesische Regierung den Umbau des Landes vorantreibt. Dabei ergeben sich immer wieder Potenziale für deutsche Unternehmen. Das Steinbeis-Beratungszentrum Asia Technology Consulting hat sich darauf spezialisiert, die technologischen Rahmenbedingungen für solche Chancen zu erkunden. Dafür werden vor allem Informationsquellen in chinesischer Sprache ausgewertet.
Kontakt
Die 66-seitige Studie ist in englischer Sprache erschienen und kann auf der Webseite von GTAI kostenlos heruntergeladen werden: http://www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de/biotechnologie-china.
Prof. Dr. Rolf Schmid
Steinbeis-Beratungszentrum Asia Technology Consulting (Stuttgart)