Steinbeis-Unternehmen begleitet Studierende bei seinen ersten beruflichen Schritten
Das Konzept des Unternehmertums muss sich heute mehr denn je weiterentwickeln – von rein profitorientierten Geschäftsmodellen hin zu solchen, die Resilienz, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Mehrwert vereinen. Diese Prinzipien müssen von Unternehmern der Zukunft nicht nur verstanden, sondern aktiv in ihre Geschäftsstrategien verankert werden. Im Steinbeis-Verbund stehen der Wissens- und Technologietransfer sowie der Mehrwert für Kunden durch individuelle Problemlösungen an erster Stelle. Auch das Steinbeis-Innovationszentrum Materialentwicklung hat dieses Motto verinnerlicht. In seiner Arbeit bringt es gezielt Studierende und Unternehmen zusammen und leistet damit schon heute seinen Beitrag für das Unternehmertum von morgen.
Dass im Moment schwierige Zeiten herrschen, ist nicht zu übersehen. Lieferkettenprobleme, Energiekrise, steigende Rohstoffkosten, Inflation, Regulierungsdruck, wirtschaftliche Unsicherheit und Fachkräftemangel sind in aller Munde. Die Auftragslage ist oft dürftig und die Mittelständler rücken wieder enger zusammen. Netzwerktreffen und Unternehmerstammtische sind so gut besucht wie lange nicht. Dort sind sehr unterschiedliche Strategien zur Überwindung der Krise zu hören. Während einige Unternehmen auf taktische Parolen und proaktiven Vertrieb setzen, um Dinge zu vermarkten, die ihre (potenziellen) Kunden aktuell nicht brauchen, versuchen es andere mit Rundum-sorglos-Paketen, die die komplette Wertschöpfungskette eines Produktes abbilden und dem Kunden jegliches Kopfzerbrechen – aber auch jegliche Gestaltungsmöglichkeiten – abnehmen sollen.
Individuell – mehrwertstiftend – erfolgreich
Tatsächlich gefragt ist die individuelle Unterstützung bei ausgewählten innerbetrieblichen Prozessen: Digitalisierung, Anpassung an veränderte Marktbedingungen, logistische Herausforderungen oder die Umsetzung neuer Finanz- und Leitstrukturen. Besonders für die Aufgaben, die eine hohe persönliche Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen voraussetzen, sind geeignetes Personal und Nachwuchs schwer zu finden.
Nachwuchssorgen haben auch die Universitäten. Die Studierendenzahlen sind auf einem Tiefpunkt und aktuelle Forschungsprojekte werden größtenteils mit zu wenig Personal und ohne studentische Beteiligung durchgeführt. Ein Arbeitsplatz an der Hochschule ist längst nicht mehr so attraktiv wie noch vor einigen Jahren. Vor allem junge Menschen haben heute oft andere Ambitionen, nicht zuletzt, weil es in der Wirtschaft häufig mehr Anerkennung für erbrachte Leistungen gibt.
Ein weiteres Bedarfsfeld ist die Start-up-Szene. Dort sind neue Ideen und innovativer Schwung an der Tagesordnung, aber es fehlt häufig an Geschäftspartnern, kundenorientierten Entwicklungen, mehrwertstiftenden Finanzierungen oder schlicht an Manpower.
Diese Herausforderungen können mit Steinbeis sukzessive bewältigt werden. Durch das vorhandene Netzwerk können „Versorgungslücken“ bei Unternehmen und Hochschulen aufgespürt und gezielt gefüllt werden. Steinbeiser gehen auf spezielle Aufgaben ein, kommen bei Bedarf persönlich vor Ort und arbeiten individuell an der Verbindungsstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Diese Transferarbeit bringt Vorteile sowohl für Unternehmen als auch für Universitäten. Das Steinbeis-Modell bietet ebenso Anreize und attraktive Perspektiven für den spärlich gesäten wissenschaftlichen Nachwuchs, so zum Beispiel für Johannes Kirchgässner.
Theorie und Praxis verbinden
Johannes Kirchgässner studiert Wirtschaftsingenieurwesen / Werkstofftechnik und hat sich trotz interessanter Angebote aus der Industrie für ein Praxissemester beim Steinbeis-Innovationszentrum Materialentwicklung entschieden. Dort arbeitete er einerseits an einem Kundenprojekt zur Pulverlogistik für die AM Metals GmbH und andererseits an einem gemeinsamen materialwissenschaftlichen Thema des Steinbeis-Innovationszentrums mit dem Start-up MAF Materialanalytik Freiberg KG und dem Institut für Werkstofftechnik an der TU Bergakademie Freiberg.
Neben dem innovativen Aufgabenfeld und der Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft waren für seine Entscheidung für das Steinbeis-Unternehmen auch andere Dinge maßgeblich, wie etwa flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur mobilen Arbeit. Über seine Beweggründe, Erfahrungen und Perspektiven berichtet er in einem kurzen Interview.
Im Gespräch mit Johannes Kirchgässner
Herr Kirchgässner, warum haben Sie sich für ein Praktikum bei Steinbeis entschieden?
Mich interessiert vor allem die Prozessentwicklung und -optimierung, weshalb ich mich auch für ein Praktikum beim Steinbeis-Innovationszentrum Materialentwicklung in Kooperation mit der MAF KG und der TU Bergakademie Freiberg entschieden habe. Außerdem handelt es sich dabei um lokale Unternehmen, was für mich ebenfalls ein Vorteil ist.
Was war für Sie die größte Herausforderung?
In meinem Praktikum habe ich mich intensiv mit pulvermetallurgischen Misch-/Mahlverfahren und dem FAST/SPS-Prozess beschäftigt. Ich habe das Pulveraufbereitungsverfahren festgelegt, Pulvermischungen hergestellt und analysiert. Zudem habe ich Versuchspläne erstellt, Sinterproben gefertigt und diese umfangreich charakterisiert. Eine besondere Herausforderung war es, die Homogenität der Sinterproben zu bewerten und ihre Eignung als Referenzmaterial für die GDOES-Analyse zu evaluieren.
Und was war Ihr Highlight?
Das war die Planung und Durchführung der Experimente sowie die erfolgreiche Optimierung der Mahl- und Sinterparameter auf Basis der Analyseergebnisse. Ich bin stolz darauf, einen Prozess entwickelt zu haben, der sich für die Herstellung von massiven Cu-Matrix-Referenzproben mit homogenen Anteilen von Sauerstoff und Bor mittels FAST/SPS eignet.
Welche Erkenntnisse haben Sie aus Ihrem Praktikum gewonnen? Würden Sie es wieder tun?
Durch das Praktikum habe ich nicht nur neue pulvermetallurgische Aufbereitungsverfahren und den FAST/SPS-Prozess kennengelernt, sondern auch wertvolle Kontakte in die Industrie geknüpft. Nach dem Praktikum konnte ich als Werkstudent bei der AM Metals GmbH weitermachen. Zudem habe ich ein Thema für meine Diplomarbeit im kommenden Semester gefunden, die sich mit der pulvermetallurgischen Herstellung von Hochentropielegierungen mittels FAST/SPS befassen wird. Und last but not least: Ich konnte den erfolgreichen Wissens- und Technologietransfer live miterleben und auch mitgestalten. Das Praktikum war eine wertvolle Erfahrung für mich und ich würde es definitiv wieder machen.
Was haben Sie nach dem Studium vor?
Langfristig strebe ich eine Karriere in der Materialforschung und Prozessentwicklung an, da ich durch mein Fachpraktikum erkannt habe, dass dies mein berufliches Ziel ist.
Kontakt
Dr.-Ing. Kristin Mandel (Autorin)
Steinbeis-Unternehmerin
Steinbeis-Innovationszentrum Materialentwicklung (Freiberg)
Johannes Kirchgässner (Interviewpartner)