Im Gespräch mit Hans-Jörg Bley und Mario Burić, Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-Transferzentrum TOP
Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Betriebe (KMU), stehen derzeit vor einer Vielzahl komplexer Herausforderungen: steigende Kosten, unsichere Lieferketten und der Fachkräftemangel sind nur einige Beispiele. Wie können sie trotz dieser Schwierigkeiten ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und sogar wachsen? Die TRANSFER hat sich darüber mit den Steinbeis-Experten Hans-Jörg Bley und Mario Burić unterhalten. Ihr Schwerpunkt liegt auf Wachstumsstrategien und Finanzierungslösungen, die Unternehmen dabei unterstützen, sich im Markt zu behaupten und erfolgreich zu expandieren.
Herr Bley, Herr Burić, was sind die Tätigkeitsschwerpunkte Ihres Steinbeis-Unternehmens?
Mario Burić: Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Unterstützung und Begleitung kleiner und mittelständischer Unternehmen. Der Schwerpunkt unserer Beratung liegt dabei vor allem auf Wachstum und Finanzierung. Die beiden Bereiche ergänzen sich hervorragend: Ohne Finanzierung ist die Umsetzung einer Wachstumsstrategie nicht möglich, und umgekehrt natürlich auch nicht.
Hans-Jörg Bley: Wir helfen den KMU dabei, die für das jeweilige Unternehmen geeignete Wachstumsstrategie zu erarbeiten. Entscheidend ist jedoch deren Umsetzung. Dabei setze ich OKR – Objectives and Key Results – ein. Wenn es zum Beispiel bei unseren Kunden um vertikales Wachstum, also um neue Geschäftsbereiche, neue Märkte und neue Zielgruppen, geht, besteht unser Ansatz darin, alle im Unternehmen vorhandenen Potenziale aufzuzeigen und das „versteckte“ Wissen der Mitarbeiter aufzugreifen. Hierfür setzen wir seit Jahren erfolgreich den Steinbeis Unternehmens-Kompetenzcheck (UKC) ein.
Die Herausforderung, aber auch die Chance, besteht darin, Wachstum neu zu denken und neue Wege zu gehen. Denn die Welt verändert sich, neue Technologien und neue Zielgruppen tauchen auf. Das bedeutet nicht, dass man auf Altbewährtes verzichten muss, sondern vielmehr, dass man auf der Basis bestehender Kernkompetenzen neue Strategien umsetzt, agil, dynamisch und aufbauend agiert. Es geht aber auch um das Wachstum jedes Einzelnen: Themen wie Mitarbeiterzufriedenheit und Teammotivation sind dabei wichtig. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Begeisterung jedes Mitarbeiters mitentscheidend für den Unternehmenserfolg.
Aber da, wo es um Veränderungen geht, entsteht ein Konfliktpotenzial. Daher gehört zu unseren Schwerpunkten auch die Wirtschaftsmediation als begleitendes Element im Rahmen von Change-Prozessen.
Welche Beratungsdienstleistungen bieten Sie Ihren Kunden an und was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?
Mario Burić: Das Wichtigste zuerst: Wir bieten nicht nur Beratung an, sondern insbesondere die Realisierung durch erfahrene Umsetzer mit langjähriger Erfahrung als Unternehmer, Gründer oder Geschäftsführer mit Fokus auf Wachstum und Finanzierung. Unsere Hauptzielgruppe sind Mittelständler aus Baden-Württemberg, mit 20 bis 500 Mitarbeitern, die mit uns profitabel wachsen wollen. Viele Inhaber und Geschäftsführer im Mittelstand können sich bei der Vielzahl der täglichen Aufgaben nicht ausreichend mit dem Thema Finanzierung beschäftigen. Dabei werden teilweise Chancen verpasst. Gleichzeitig entstehen Risiken oder der Unternehmer gerät in eine strategische Sackgasse, die das Unternehmen entwerten kann. Zusätzlich erlebe ich immer wieder, dass viele Unternehmer erst spät Unterstützung suchen. Dabei brauchen Neupositionierungen einen langen Vorlauf und (auch) finanzielles Durchhaltevermögen.
Um die Ziele unserer Kunden zu erreichen, setzen wir oft auf unsere Netzwerke mit verschiedensten Multiplikatoren. Meine langjährigen Erfahrungen mit verschiedenen Finanzierungsthemen aus verschiedenen Perspektiven – als Berater, Gründer und Unternehmer – sowie der unternehmerische Ansatz helfen uns, kreative und erfolgreiche Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln.
Wir wollen den Mittelstand in Baden-Württemberg dabei unterstützen, finanziell gut aufgestellt zu sein und möglichst viele Wachstumsmöglichkeiten zu nutzen. Gleichzeitig bringen wir unsere Kontakte in den Steinbeis-Verbund sowie in die Start-up-Szene ein, in der ich sowohl als Investor, Gründer, Berater als auch Mentor aktiv bin. Dies eröffnet anorganische Wachstumsmöglichkeiten und bietet Mittelständlern neue Optionen, etwa durch Corporate Start-ups. Auch das Thema Nachfolge kann durch die Einbindung potenzieller Gründer besser gelöst werden.
Herr Bley, Herr Burić, wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen Ihnen beiden in Ihrem Steinbeis-Unternehmen aus?
Hans-Jörg Bley: Meine vorrangige Aufgabe besteht darin, die erarbeitete Wachstumsstrategie durch den Einsatz von OKR zu operationalisieren. Laut einer Studie des Harvard Business Review erreicht nur ein Fünftel aller Unternehmen 80 % oder mehr ihrer strategischen Ziele. Durch den Einsatz von OKR können wir dies erheblich verbessern und die Mitarbeiter gezielt in den Prozess einbinden. Thematisch liegen meine Schwerpunkte auf der Operationalisierung von Marktthemen für (produzierende) KMU. Hier kann ich meine Stärken optimal einsetzen und unsere Kunden bestmöglich unterstützen. Als operativer Unternehmensberater sehe ich mich in der Rolle eines Mentors, Motors und Motivators. Auch meine über 30-jährige Erfahrung, davon mehr als zehn Jahre als Geschäftsführer in den Bereichen Business Development und Changemanagement, hilft mir dabei. Letztlich zählen das Wachstum und die Weiterentwicklung des Unternehmens.
Mario Burić: Mein Schwerpunkt liegt auf der Kapitalbeschaffung. Ausgehend von den Unternehmenszielen und den Vorstellungen der Gesellschafter analysiere ich zunächst den Ist-Zustand. Darauf basierend stelle ich potenzielle Kapitalquellen vor und entwickle eine maßgeschneiderte Finanzstrategie. Die notwendigen Unterlagen werden aktualisiert, da verschiedene Investoren unterschiedliche Anforderungen stellen.
Hinzu kommt, dass Finanzierer unterschiedliche Risikobereitschaft aufweisen, weshalb es wichtig ist, in jeder Situation den passenden Partner zu findenMomentan spüren viele KMU die gestiegenen Kosten, was bedeutet, dass zunächst vor allem die Finanz- und Liquiditätsplanung aktualisiert werden muss. Danach geht es darum, ausreichend Liquidität zu sichern – auch, um wachsen zu können – und die Finanzierung breiter aufzustellen, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Die wichtigsten „Baustellen“ sind hierbei die Hausbanken, die finanzielle Reichweite, die Stärkung des Eigenkapitals sowie die Diversifizierung der Finanzierungsquellen. Durch meine Erfahrungen als Finanzfachmann, Gründer und Investor kann ich die finanzielle Situation von Unternehmen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Dies ermöglicht es uns, konstruktiv an der Verbesserung der finanziellen Reichweite und an profitablem Wachstum zu arbeiten.
Was sind Ihre aktuellen Projekte? Und wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft Ihres Steinbeis-Unternehmens aus?
Mario Burić: Derzeit arbeiten wir sehr intensiv mit zahlreichen Unternehmen zusammen – sowohl mit mittelständischen Unternehmen als auch mit Start-ups, darunter auch Beteiligungen, insbesondere im GreenTech-Bereich, wo sich einige Synergien ergeben. Viele unserer aktuellen Projekte haben ihren Ursprung in unserer langjährigen Geschichte und der Historie unseres Steinbeis-Unternehmens. Zukünftig möchten wir unsere Schnittstellen weiter optimieren und unsere Netzwerke noch stärker in das Steinbeis-Angebot einbinden.
In diesem Zusammenhang werden wir personell sicher weiter wachsen und die Zusammenarbeit im Steinbeis-Verbund intensivieren. Dank unserer Kontakte zu verschiedenen Investoren und Kapitalgebern können wir eine aktive Rolle bei KMU spielen. Wir möchten unsere Netzwerke so verknüpfen, dass Mittelständler und Start-ups schneller zusammenfinden – sei es im Rahmen von Post-Merger-Integrationen, Client Venturing oder Corporate Start-ups. Gleichzeitig freuen wir uns auf weitere Initiativen im Steinbeis-Verbund und darauf, den Mittelstand weiterhin aktiv zu unterstützen.
Kontakt
Hans-Jörg Bley (Interviewpartner)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum TOP (Balingen)
www.stz-top.com
Mario Burić (Interviewpartner)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum TOP (Balingen)
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