Die Nachhaltigkeit im Fokus
Eine klar definierte Innovationsstrategie und Offenheit für Kooperationen im Innovationsprozess sind entscheidende Voraussetzungen, um als innovatives KMU erfolgreich im Wettbewerb zu bestehen. Mit ihrer agilen Sicht und Bereitschaft zu Kooperationen sind diese Unternehmen Pioniere, die mit ihren Ideen, Projekten und Produkten Grundsteine für zukünftige Entwicklungen legen. Damit geben sie entscheidende Impulse und gestalten so ihre Transformation zu einem New Mittelstand-Unternehmen. Eine immer wichtigere Rolle im Innovationsprozess spielt die Nachhaltigkeit. Auch hier gehen diese Pioniere mit guten Beispielen voran, unterstützt von den Experten des Steinbeis Europa Zentrums.
Das Steinbeis Europa Zentrum konzentriert sich seit seiner Gründung vor 33 Jahren auf diejenigen Unternehmen im Mittelstand, die neue Wege ausprobieren und Neues gestalten wollen. Mit dem Schwerpunkt auf Forschung und Innovation im europäischen Kontext sorgt das Steinbeis-Team dafür, dass mittelständische Unternehmen an europäischen Konsortien teilnehmen und ihre Ideen und Expertisen einbringen. Auf diese Weise können das finanzielle Risiko in der Entwicklung auf mehrere Schultern verteilt, die notwendigen interdisziplinären Expertisen gebündelt und mithilfe von europäischen Finanzmitteln Innovationen schneller und zielsicherer auf den Markt gebracht werden. Zunehmend beteiligen sich hier auch einerseits Start-ups und Spin-offs, andererseits ermöglichen EU-Projekte oftmals erst die Gründung von Start-ups, aufgrund der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen und dank der EU-Finanzierung.
Solche Unternehmen und Start-ups mit Pioniercharakter begleitet das Steinbeis Europa Zentrum bei Innovations- und Forschungsprojekten und sorgt für eine Finanzierung durch die EU. Voraussetzung hierfür ist die Bereitschaft zur Kooperation und das Einverständnis, das eigene Wissen zu teilen. Denn dort, wo das notwendige Know-how intern fehlt, ist es von großem Nutzen, externe Ressourcen einzubinden: Die Kooperationspartner bringen Kenntnisse und Fertigkeiten mit, die man selbst nicht oder nicht ausreichend im eigenen Unternehmen hat. Gemeinsam etwas Neues zu entwickeln führt dann nicht selten zu bahnbrechenden neuen Technologien und Lösungen und weiterhin zu neuen marktführenden Produkten, was zahlreiche vom Steinbeis Europa Zentrum unterstützte Projekte eindrucksvoll zeigen.
Kühlen mittels Photovoltaik
Die RAACH SOLAR PROJECTS GmbH entwickelt, liefert und wartet maßgeschneiderte Photovoltaikanlagen weltweit. Seit Oktober 2021 ist das Familienunternehmen aus dem baden-württembergischen Erolzheim Partner im EU-Projekt SOPHIA, das nachhaltige netzunabhängige Energiesysteme in ländlichen Gebieten Afrikas bereitstellt. Dafür entwickelt das Unternehmen eine unabhängige Solarstromversorgung auf der Basis von Photovoltaik, die zum Kühlen und Gefrieren von Wasser, Medikamenten, Blutplasma, Seren und Impfstoffen für Temperaturbereiche zwischen +6°C und -70°C eingesetzt wird. In einem Feldversuch werden insgesamt acht solarbetriebene Kühlungscontainer entwickelt, gebaut, geliefert und in Krankenhäusern in vier afrikanischen Ländern – Burkina Faso, Kamerun, Uganda und Malawi – eingesetzt.
Durch die Teilnahme an diesem Forschungsprojekt profitiert RAACH SOLAR PROJECTS vom Netzwerk der beteiligten Unternehmen und Forschungsinstitute und forscht gemeinsam mit ihnen an neuen Anwendungsfeldern der Photovoltaiktechnologie. Durch die Implementierung der Referenzanlagen erhält RAACH SOLAR PROJECTS Zugang zu neuen Märkten und kann neue Vermarktungsmodelle entwickeln.
Von einem Steinbeis-Workshop zum EU-Projekt
Die Arculus GmbH, ein Unternehmen der Jungheinrich AG, ist ein Start-up aus dem Bereich modulare Produktion und wirkt seit Oktober 2020 am EU-Projekt AI REGIO mit Fokus auf künstlicher Intelligenz mit. Der Auslöser dazu war der vom Steinbeis Europa Zentrum durchgeführte Innovationskompetenzworkshop. Das Projekt AI REGIO unterstützt KMU aus dem produzierenden Sektor bei der Integration künstlicher Intelligenz in ihre Produktionsabläufe. Die Mitwirkung regionaler Digital Innovation Hubs ermöglicht Anwendungsexperimente und die Vernetzung von KMU. Arculus beteiligt sich an der Durchführung eines Anwendungspiloten in der Robotik und Predictive Analytics. Dadurch kann Arculus sowohl sein Technologieportfolio erweitern als auch Kontakt mit führenden, europäischen Netzwerken im Bereich künstliche Intelligenz und intelligente Fertigung knüpfen.
Seltene Erden recyclen
Das Start-up HyProMag aus Pforzheim ist auf das Recycling von Permanentmagneten auf Basis Seltener Erden spezialisiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Produktion von Magnetpulvern, -legierungen und Sintermagneten aus ethischem, nachhaltigem und vollständig rückverfolgbarem Primärmaterial. Die HyProMag GmbH gründete sich im Jahr 2021 im Rahmen des EU-Projekts SUSMAGPRO, das sich mit dem Aufbau nachhaltiger Recyclingprozesse und der effizienten Produktion von Permanentmagneten aus rückgewonnenen Seltenen Erden befasste. Auch im Folgeprojekt REEsilience wirkt HyProMag mit. REEsilience zielt darauf ab, neue Marktchancen für kritische, in Europa nachhaltig produzierte Rohstoffe zu schaffen, indem eine zuverlässige und nachhaltige Lieferkette für Seltene Erdmagnete in der EU aufgebaut wird. HyProMag ist ein wichtiger Partner in dieser Lieferkette und trägt somit zur Nachhaltigkeit bei.
Die erfolgreichen Beispiele dieser drei Unternehmen zeigen, wie EU-Projekte als Türöffner dienen können, damit KMU und Start-ups als Pioniere ihre Visionen umsetzen können. In allen drei Projekten ist das Steinbeis Europa Zentrum als Partner involviert und übernimmt Aufgaben des Innovations- und Projektmanagements sowie der Kommunikation. Darüber hinaus unterstützt es die Konsortien bei der Erstellung von Geschäftsplänen und beim Wissenstransfer durch den Aufbau von Kooperationen mit anderen relevanten Initiativen und EU-finanzierten Projekten.
Open Innovation als Schlüssel zur Transformation
Im Rahmen des Projekts PITCCH hat das Steinbeis Europa Zentrum mit vier weiteren europäischen Partnern ein Open Innovation-Netzwerk aufgebaut, das große Unternehmen als Technologiesuchende mit KMU und Start-ups als Technologieanbieter zusammenbringt. Von Mai 2020 bis April 2023 boten große Unternehmen Kooperationsmöglichkeiten in unterschiedlichen Sektoren für KMU und Start-ups in 16 Open Innovation Challenges an. Pro Challenge wurde jeweils ein Unternehmen ausgewählt und bei der Entwicklung der gemeinsamen Open Innovation-Projekte unterstützt. Die Unternehmen wurden im Kooperations- und Verhandlungsprozess begleitet und konnten an Trainings zu Vermarktung, zum geistigen Eigentum und zu den Verwertungsstrategien teilnehmen.
Als Folge entstanden zwölf Kooperationen, darunter zehn bilaterale zwischen Großunternehmen und KMU und zwei trilaterale mit Beteiligung von Forschungszentren. So stand im Fokus einer Kooperation zwischen Siemens Energy und der Engineering Ltd aus dem Vereinigten Königreich die Nutzung einer Technologie zur Vernichtung von Klärschlamm/Biomasse, die nützliche Wärme in Form von grünem Prozessdampf mit hohem Druck (~20 bar/210ºC) erzeugt. In zwei Anwendungsfällen hat das Team die technische Machbarkeit und das Finanzierungsmodell geprüft. In der anderen Kooperation stand die Plastikfreiheit im Vordergrund: PROCTER & GAMBLE aus Italien suchte nach einer Lösung für eine plastikfreie Verpackung von Flüssigwaschmitteln und schloss sich mit dem Unternehmen CO2BioClean aus Eschborn in Deutschland zusammen, das eine innovative, dezentrale Wertschöpfungskette bietet, bei der CO2 als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Biopolymeren eingesetzt wird.
Kontakt
Dr. Petra Püchner (Autorin)
Steinbeis-Unternehmerin
Steinbeis Europa Zentrum
Steinbeis EU for YOU (Stuttgart)
Steinbeis IDEA Europe / Institut der Europabeauftragten der
Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg (Stuttgart)
www.steinbeis.de/su/2136
www.steinbeis-europa.de
Dr. Jonathan Loeffler (Autor)
Geschäftsführer
Steinbeis Europa Zentrum
Steinbeis 2i GmbH