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Wie Coaching die Kündigung verhindert

Steinbeis-Beraterin berät Führungskräfte bei Fragen des beruflichen Vorankommens

„Bringt Coaching denn überhaupt etwas?“ Mit dieser Frage sieht sich Birgit Nüchter, Leiterin des Steinbeis-Beratungszentrums Führungskompetenz in Stuttgart, häufig konfrontiert. Es gibt kaum wissenschaftlich sauber durchgeführte Studien, die einen Nutzen belegen. Auf dem Coaching-Markt tummeln sich in Deutschland laut der Marburger Coaching-Studie von 2013 etwa 8.000 Coaches. Und Coaching scheint es inzwischen für alles zu geben: Geld- Coaches, Wellness-Coaches, Partnerschafts-Coaches, Rhethorik- Coaches, ganz zu schweigen von diversen Schamanischen Coaches und anderen bunten Figuren. Da überrascht es fast, dass Coaching zu einem festen Bestandteil der Personalentwicklung in vielen deutschen Firmen geworden ist und zunehmend auch im Mittelstand als Instrument der Personalentwicklung Fuß fasst. Hier ist Business Coaching gefragt, das seinerseits auch wieder viele Facetten hat – und an dieser Stelle setzt das Steinbeis-Beratungszentrum mit seinem Angebot an.

Detlef K., 49, ist seit über zehn Jahren Führungskraft der ersten Ebene in seinem Unternehmen. Er erhält positives Feedback, wurde kürzlich befördert, was sich auch finanziell ausgezahlt hat, versteht sich gut mit seinen Chefs und seinem Team und hat eine Aufgabe, die er gut bewältigen kann und gerne macht. Sowohl in seinem beruflichen Umfeld als auch in seinem Freundeskreis hat er vermehrt beobachtet, dass Kollegen und Freunde die Stelle wechseln oder aktiv auf der Suche sind. Detlef K. fragt sich immer öfter, ob er nicht auch wechseln sollte? Wenn nicht jetzt, dann ist er vielleicht bald zu alt für einen Wechsel und hat keine guten Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt. Vielleicht kann er ja auch ein wenig mehr verdienen, wenn er wechselt, obwohl er mit seinem Gehalt eigentlich ganz zufrieden ist. Sollte er vielleicht einmal testen, ob er auch in einem anderen Unternehmen so gut zurecht kommt? Außerdem stellt sich in seinem derzeitigen Team immer mehr Routine ein, das Projekt hat er im Griff, das Team funktioniert – die eine oder andere Krise war immer zu bewältigen. Detlef K. will so nicht weiterarbeiten bis zur Pension – die Zeitspanne ist zu lang, das Leben zu kostbar. Wo sind die Herausforderungen? Bevor er etwas anderes unternimmt, beschließt Detlef K. zu einem Business Coach zu gehen, der ihm empfohlen wurde.

Im ersten Coaching-Gespräch mit Birgit Nüchter am Steinbeis-Beratungszentrum Führungskompetenz ging es zunächst darum, den Ist- Zustand zu erfassen und die Motivation für eine Veränderung zu erarbeiten. Da es in diesem Fall um viele diffuse Gefühle (Langeweile, Suche nach Herausforderungen, Vergleich mit Kollegen) ging, entschied sich Birgit Nüchter für eine bildgestützte Coaching-Methode, um nicht nur die rational arbeitenden Teile von Detlef K.’s Gehirn anzusprechen. Mit dieser Methode werden auch die älteren Teile des Gehirns aktiviert, die sich viel besser, schneller und verlässlicher mit Gefühlen auskennen als die Ratio mit ihren Pro- und Contra-Listen.

Detlef K. wählte drei Bilder, eines für seine Situation in der Vergangenheit, eines für die Gegenwart, eines für die Zukunft. Auf jedem dieser Bilder fand er Dinge, die passten. Wichtig in der Beobachtung war für Birgit Nüchter, wie er beim Bild für die Zukunft Dinge sah wie „ich darf gestalten, darf Neues probieren“ und in der Gegenwart Dinge wie „etwas wächst und gedeiht, ich bin nicht getrieben“. Basierend auf diesen Erkenntnissen, konnte sie als Coach systemische Fragen stellen, die Detlef K. dazu veranlassten, darüber nachzudenken, warum er in seiner derzeitigen Rolle das Wachsen und Gedeihen nicht in Gestalten und Neues ausprobieren verwandeln kann. Er entwickelte spontan einige Ideen, die realistisch waren und sofort in die Tat umgesetzt werden konnten. Detlef K. stellte auch fest, als er ein paar Situationen in der Vergangenheit betrachtete, dass er sich immer dann am wohlsten fühlte, wenn es in seinem Leben eine Prise Abenteuer gab.

Das Ergebnis: Detlef K. verließ das Coaching mit der Steinbeis-Expertin mit einer Liste an Dingen, die er sofort in die Tat umsetzen konnte:

  • ein paar Tage alleine in den Bergen wandern gehen
  • mit seinem Chef über einen internen Wechsel sprechen und diesen langfristig planen
  • sich für eine Taskforce melden, für die erst vor ein paar Tagen Mitstreiter gesucht wurden
  • die Augen offen halten, wo sich ein bisschen Abenteuer anbietet und gegebenenfalls zugreifen
  • und last but not least die Erkenntnis: „Ich habe ein schönes Leben, einen tollen Job, eine fantastische Familie – das will ich bewusster genießen“.

Mit nur einer Coaching-Sitzung konnte Birgit Nüchter die latente Unzufriedenheit und die drohende Kündigung einer guten und geschätzten Führungskraft abwenden. Detlef K. hat das Bild, das in der Coaching- Sitzung für die Zukunft stand, auch nach Wochen immer noch sehr präsent und holt es hervor, wann immer er denkt, die Routine frisst ihn auf. Auch dies ist keine wissenschaftliche Studie, dennoch zeigt sich, wie die Diskussion mit einem neutralen Coach und der Einsatz geeigneter Coaching- Methoden große Wirkung haben können.

Kontakt

Birgit Nüchter
Steinbeis-Beratungszentrum Führungskompetenz (Stuttgart)