Steinbeis-Experten unterstützen den Ausbau der erneuerbaren Energien in Tunesien
Schon bevor die Medien 2015 die Unterzeichnung des Weltklimavertrages als geschichtsträchtig feierten, hatte Deutschland 2012 eine Energiepartnerschaft mit Tunesien geschlossen, deren Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien liegt. Auch die drei Steinbeiser Frank Graage, Peter Stein und Marcello Ambrosio sind mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen Teil des dabei stattfindenden Wissens- und Technologietransfers zwischen beiden Ländern und setzen bereits konkrete Projekte erfolgreich um.
Tunesien ist zwar ein rohstoffarmes Land, hat aber Potenzial für eine vollkommen autarke Energieversorgung aus Sonne, Wind und Erdwärme: So kann das Land Energie sowohl für den eigenen Bedarf als auch zum Export herstellen – grünen Wasserstoff, Methanol, Ammoniak, aber auch Endprodukte der chemischen Industrie. Auch im nachhaltigen Tourismus liegen erhebliche Chancen. Das größte Potenzial des Landes sind jedoch seine jungen Menschen, insbesondere der hohe Anteil junger Frauen in technischen Berufen und Studiengängen eröffnet dem Land neue Möglichkeiten. Bei der Realisierung dieser Potenziale unterstützt Deutschland im Rahmen der Energiepartnerschaft.
Aber auch Deutschland profitiert von der Zusammenarbeit: Sie hilft dabei, das Land energetisch unabhängig von wenigen einzelnen Lieferländern zu machen und eine nachhaltige Logistik zu entwickeln. Der Steinbeis-Experte Peter Stein hat dies erkannt und viele Kooperationen und Projekte gefördert und unterstützt.
Kooperationen zur Bewältigung der Energiekrise
Auch das Projekt „Wind4Grid“ trägt zur erfolgreichen Entwicklung von erneuerbaren Energien in Tunesien bei. Im Mittelpunkt steht die Kooperation zwischen zwei tunesischen und zwei deutschen Partnern im Bereich der Speichertechnologien und Netzeinspeisung. Wind4Grid ist Teil des bilateralen Wissenschafts- und Technologiekooperationsprogramms, das vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom tunesischen Ministerium für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung finanziert wird. Projektbeteiligte sind das Laboratoire d’Etudes des Systèmes Thermiques et Energétiques, Monastir, der Lehrstuhl für Windenergietechnik der Universität Rostock, die Freqcon GmbH und Qair Tunisia.
Frank Graage, Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-Forschungszentrum Technologie-Management Nordost, ist an dem Vorhaben im Auftrag der Universität Rostock beteiligt. Ziel war die Organisation eines Innovationsforums, in dem sich Akteure der beiden Länder austauschen und zukünftige Projekte angehen können. Das Forum fand am 11. Mai 2022 in Tunis mit 40 Teilnehmern statt und ergänzte damit eine zeitgleiche Reise einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation. Das Innovationsforum bot seinen Teilnehmern zahlreiche wissenschaftliche und industrielle Kooperationsmöglichkeiten zur Integration und Verstetigung der vorgestellten Technologien in Tunesien an, um unter anderem bereits bestehende Kontakte auszubauen, neue Partner zu finden oder erste Pilotprojekte durchzuführen.
„Alle Beteiligten wünschten sich mehr koordinierten Austausch und Zusammenarbeit, um die aktuelle Energiekrise meistern zu können“, so Steinbeis-Experte Frank Graage. Dazu wurde ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das der deutsch-tunesischen Energiepartnerschaft im Oktober zum zehnjährigen Bestehen mit dem Wunsch überreicht wird, in diesem Bereich mehr Innovationsakteure aus beiden Ländern einzubeziehen.
Innovativer Leichtbau zur ressourceneffizienten Energieerzeugung
Ein konkretes Interesse an der Kooperation hat auch Marcello Ambrosio vom Steinbeis-Transferzentrum Kunststoff- und metallbasierte Leichtbautechnologien, der ebenfalls am Innovationsforum in Tunis teilnahm. Im Rahmen seiner Tätigkeit an der BTU Cottbus-Senftenberg (Fachgebiet Polymerbasierter Leichtbau) und am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP entwickelt er innovative Leichtbautechnologien für die erneuerbare und ressourceneffiziente Energieerzeugung. „Im Vordergrund steht dabei ein neuartiges Rotorblatt für Kleinwindkraftanlagen in Ultra-Leichtbauweise, das in Kombination mit Photovoltaik eine ideale Grundlage für die dezentrale Energieversorgung im Off-Grid-Sektor bildet. Das Rotorblatt ist für Schwachwindregionen, wie zum Beispiel im Landesinneren Tunesiens, ausgelegt und nahezu ortsunabhängig einsetzbar“, erklärt Steinbeis-Unternehmer Marcello Ambrosio.
Darüber hinaus entwickeln die BTU Cottbus-Senftenberg und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP faserverbundbasierte Druckbehälter für die Wasserstoffspeicherung bei Power-to-Gas-Systemen. Die Behälter besitzen eine integrierte Zustandsüberwachung, die die Sicherheit und sorgenfreie Wartung insbesondere bei Anwendungen in Privathaushalten sicherstellt.
Mehr zur Reise der Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation nach Tunesien finden Sie auf https://youtu.be/8e2MYBk2Wc4
Themen des Innovationsforums waren unter anderem:
- Windkraftanlagen mit Batteriespeicher zur besseren Netzintegration,
- Anknüpfung der auszubauenden Solar- und Windparkanlagen an Wasserstoff-, Methanol- und Ethanolherstellung,
- Meerwasserentsalzung durch erneuerbare Energien für die Wasserstoffelektrolyse,
- Potenziale der Offshore-Windenergie vor Tunesien sowie
- Leichtbau-Kleinwindkraftanlagen für die dezentrale Versorgung.
Kontakt
Frank Graage (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Forschungszentrum Technologie-Management Nordost (Rostock)
www.steinbeis-nordost.de
Peter Stein (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Beratungszentrum SteinConnect Wirtschaft-Forschung-Politik (Mönchhagen)
Marcello Ambrosio (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum Kunststoff- und metallbasierte Leichtbautechnologie (Cottbus)