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„Die Kosten steigen nicht, eher das Gegenteil ist der Fall“

Im Gespräch mit Steinbeis-Unternehmer und Logistik Experte Jens-Jochen Roth

In der Logistik zählen häufig ausschließlich zwei Dinge: Schnelligkeit und niedrige Kosten. Lässt sich mit diesem Dogma trotz allem der Weg in Richtung Nachhaltigkeit gehen? Ja, meint Jens-Jochen Roth, Steinbeis-Unternehmer in den Steinbeis-Zentren Logistik und Nachhaltigkeit, im Gespräch mit der TRANSFER.

Herr Roth, in Ihrer Arbeit verbinden Sie täglich Logistik und Nachhaltigkeit, was heißt das konkret für Sie?

Der Begriff „nachhaltige Logistik“ klingt zunächst sperrig und wird gerne als Imageträger verwendet. Wenn man sich mit der Thematik jedoch intensiver befasst, eröffnet sich mit der Umsetzung von nachhaltig ausgerichteten Logistiklösungen eine Vielzahl von Perspektiven. Gerade die Verbindung von Nachhaltigkeit mit ihren drei Säulen – Ökologie, Ökonomie und Soziales – sowie Logistik bietet Unternehmen Ansatzpunkte, sich von anderen Marktpartnern abzuheben und dadurch neue Märkte zu erschließen. Von zentraler Bedeutung sind dabei die handelnden Personen. Der Grundpfeiler meiner Aktivitäten ist sie durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen. Den Schlüssel hierzu bilden Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Bei den inhaltlichen Schwerpunkten geht es unter anderem um die effiziente Verzahnung und Vernetzung der Verkehrsträger, den CO2-Footprint.

Seit 2010 unterstützt Ihr Steinbeis-Unternehmen seine Kunden bei Fragen der Logistik und Nachhaltigkeit: Wie haben sich das Bewusstsein und somit auch die Problemstellungen Ihrer Kunden in dieser Zeit gewandelt?

Transport- und Logistikunternehmen messen dem nachhaltigen Wirtschaften heute eine stärkere Gewichtung bei. Dies liegt einerseits daran, dass von potenziellen Auftraggebern zunehmend nachhaltige Logistiklösungen angefragt werden, andererseits aber auch daran, dass die Logistikdienstleister sich aktiv mit der Konzeption von nachhaltigen Logistikleistungen beschäftigen – sie gehören heute schon fast zum Standard. Zudem tragen auch Neuerungen in der Fahrzeugtechnik dazu bei, dass sich Nachhaltigkeit in allen Unternehmensbereichen immer mehr durchsetzt.

Das Thema Digitalisierung ist allgegenwärtig: Welche Chancen bietet sie für die nachhaltige Logistik?

Die Digitalisierung bietet eine Vielzahl von Chancen nachhaltige Logistik proaktiv voranzutreiben. So sind beispielsweise Tracking und Tracing in der Logistikwirtschaft heute nicht mehr wegzu­denken. Unter „Logistik 5.0“ wird die Vernetzung und Integration logistischer Prozesse innerhalb und außerhalb von Unternehmen und Produktionsanlagen bis hin zur dezentralen Echtzeitsteuerung logistischer Netzwerke verstanden. Die digitale Transformation, insbesondere die Vernetzung von logistischen Prozessen, führt zu einer höheren Transparenz in den Prozessketten und damit zu einem besseren Supply Chain Management.

Und die letzte, aber sowohl für Unternehmen als auch für Endverbraucher wichtige Frage: Führt mehr Nachhaltigkeit in der Logistik auch zu steigenden Kosten und somit Preisen?

Die Transport- und Logistikbranche ist einem ständigen Wandel unterworfen. Als Schnittstelle zwischen Versender und Empfänger kommt ihr die Aufgabe zu, effiziente Transportketten zu bilden und eine möglichst hohe Auslastung der Fahrzeugkapazitäten zu erreichen. Und genau das ist der Punkt: Die Kosten steigen nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Davon profitiert sowohl die Logistik als auch der Endverbraucher.

Kontakt

Jens-Jochen Roth (Interviewpartner)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit und Steinbeis-Beratungszentrum Logistik und Nachhaltigkeit (Sinsheim)
www.sln-sinsheim.de

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