Ferdinand-Steinbeis-Institut erstellt ein Stimmungsbild der Wirtschaft und Politik
Welche Themen sind nach der Lockerung der Corona-bedingten Einschränkungen für Unternehmen und Institutionen von Relevanz? Um die Antwort auf diese Frage zu bekommen, führt das Ferdinand-Steinbeis-Institut (FSTI) seit Anfang April eine Panelbefragung unter Vertretern aus Wirtschaft und Politik durch. Ein erstes, aus den bis Mitte April erfassten Ergebnissen erstelltes, qualitatives Stimmungsbild zeigt, dass Themen wie Digitalisierung, Liquidität und Wettbewerb in der Relevanz ganz vorne liegen.
Die Analyse der ersten abgeschlossenen Befragungen macht deutlich: Viele der befragten Unternehmer, Verbandsvertreter und auch Politiker sehen einerseits „Investitionen in IT- und Digitalisierungsprojekte“, „virtuelle Meetings“, „Aufbau von Liquiditätsreserven“ oder auch eine „zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit in Bereichen der Digitalisierung, Vernetzung und Blockchain (hinsichtlich Wahlen und Unternehmensentscheidungen)“ als wesentliche Themen an, um aus aktuellen Erfahrungen gestärkt hervorzugehen. Doch der sich verändernde Wettbewerb bringt auch neue Herausforderungen mit sich, wie „Material- und Lieferengpässe“, „pausierende Kundenprojekte“ und die notwendige „Verbesserung der Übertragungsbandbreite sowie internen IT“.
Digitalisierung und Vernetzung verbessern
Nahezu alle der Befragten waren sich bei Themen im Bereich der Digitalisierung und Vernetzung einig, dass deren intensivere Berücksichtigung und zunehmende Akzeptanz im unternehmerischen und gesellschaftlichen Alltag von Bedeutung sein werden. Fast alle Unternehmensvertreter gehen davon aus, dass digitale Prozesse und Strategien verbessert werden können.
Hoher Stellenwert von Kooperationen
Viele der priorisierten Themen sehen die Umfrageteilnehmer in der Verschiebung in ihrem Umfeld: in ihrer Branche, im Wettbewerb oder auch in der Politik. Eine sich stark differenzierende Sichtweise zeigt sich in der Diskussion der Globalisierung. Die eine Seite begibt sich vertiefend in die „Globalisierungsdiskussion“ und erwartet Prüfungen der Rückführung von Geschäfts- und Beschaffungsprozessen im nationalen Kontext, während die andere Seite einen „Verdrängungswettbewerb erwartet, der eine Verlagerung ins Ausland mit sich bringen wird“. Einigkeit herrscht dagegen bei zukünftigen „Kooperationen und Netzwerken“ von Unternehmen. Die „Größe eines Unternehmens allein schützt dabei nicht mehr, denn moderne, digitale Möglichkeiten geben Unternehmen unabhängig von ihrer Größe die Chance, sich viel besser als früher in eigenständigen Bereichen zu organisieren“. Wettbewerb wird dabei nicht mehr nur zwischen einzelnen Unternehmen stattfinden, sondern auch „härter und internationaler sowie vielschichtiger und in Kooperationen von Unternehmen auch schneller“. Zukünftige Entwicklungen werden deutlich schneller und zunehmend von der Seite (und nicht mehr nur von bekannten Wettbewerbern) auf den Markt treten und vermehrt in den Unternehmenskooperationen getrieben und antizipiert werden müssen.
Digitale Bildung als wichtiger Aspekt
Bei Fragestellungen zur Wirtschaft sind die Antworten und Priorisierungen der Befragten sehr breit gestreut: Von „Agilität“ hinsichtlich „einer besseren Anpassung an externe Effekte“ über die „Auslotung alternativer Beschaffungsoptionen“ bis hin zu „Bildungsangeboten“, die „zukünftig zunehmend auch virtuell in kleinen Lerneinheiten stattfinden“. Ergänzend fanden auch ein „verstärkter Fokus und eine Neubewertung der Politik in Bezug auf eine Zunahme digitaler Bildungsformate“ Anklang, die die Befragten im politischen Bereich thematisieren.
Kontakt
Dr. Daniel Werth (Autor)
Senior Researcher
Ferdinand-Steinbeis-Institut (Bildungscampus Heilbronn)
www.steinbeis-fsti.de