Kooperationen als Mittel zur Beschleunigung von Innovationsprozessen
Die Öffnung der eigenen Innovationsprozesse kann für KMU eine entscheidende Rolle im Wettbewerb spielen. Partnerschaften ermöglichen die Kombination verschiedenster Kompetenzen, um gemeinsam schneller erfolgreiche Produkte auf den Markt zu bringen. Mit dem Projekt „Open Innovation für den Baden-Württembergischen Mittelstand“ hat die Steinbeis 2i GmbH mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten und Coachings ein Bewusstsein für Open Innovation geschaffen. Das erfolgreich umgesetzte Projekt fragte nach spezifischen Herausforderungen, Prozessen und Handlungsstrategien von Open Innovation in kleinen und mittleren Unternehmen.
Laut Innovationsreport 2015/16 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags nennen 47 Prozent der befragten Unternehmen Open Innovation als wichtige Innovationsstrategie. Damit versprechen sich insbesondere kleine Betriebe – mit weniger als zehn Mitarbeitern – positive Impulse von Open Innovation. Die strategische Öffnung von Innovationsprozessen in Unternehmen zur aktiven Einbindung und Nutzung von externem Wissen erfordert interne und externe Strukturen sowie ein entsprechendes Innovationsmanagement. Dass sich eine Investition in diese Rahmenbedingungen lohnt, wird immer deutlicher, wenn man sich die zunehmend wichtigere Bedeutung von Open Innovation Strategien im Wettbewerb vergegenwärtigt. Die Digitalisierung bietet in diesem Zusammenhang ebenso ein großes Potenzial.
Das durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg geförderte Projekt „Open Innovation für den Baden- Württembergischen Mittelstand“ hat gezeigt, dass kleine und mittlere Unternehmen in Baden-Württemberg durchaus Kooperationen nutzen, um Innovationsprozesse zu beschleunigen oder externes Wissen in das eigene Unternehmen zu holen. Neben Ängsten wie der unberechtigten Verwendung geistigen Eigentums („Ideenklau“) und der unfairen Aufteilung von Kosten und Gewinn sehen allerdings rund die Hälfte der 120 befragten KMU ein Hauptproblem darin, überhaupt einen geeigneten Kooperationspartner für Projekte zu finden.
KMU benötigen daher Unterstützung in der Phase der Kooperationsanbahnung, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die strategische Herangehensweise an Open Innovation. Barrieren werden in der Regel nur dann überwunden, wenn der Handlungsdruck von außen steigt, zum Beispiel durch Veränderungen im Wettbewerb oder durch neue Kundenanforderungen. Ein Coaching kann helfen, Barrieren zu identifizieren und geeignete Kooperationspartner zu finden. Das Schaffen vertrauensvoller „Open Innovation Räume“ stellt daher ein zentrales Handlungsfeld dar, bei dem KMU Unterstützung benötigen.
Die Mehrheit der durch die Steinbeis 2i GmbH im Projekt befragten Unternehmen wendet bereits klassische Open Innovation Methoden (= Open Innovation 1.0) an. Folgende Aktivitäten zählen beispielsweise zum „Standard“:
- Gemeinschaftliche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
- Nutzung von Förderprogrammen, zum Beispiel dem zentralen Innovationsprogramm für den Mittelstand (ZIM) oder „KMU-innovativ“
- Teilnahme an Clusteraktivitäten
- Nutzung von Angeboten der Landesagenturen
- Wissens- und Technologietransfer, zum Beispiel über die Steinbeis-Unternehmen und Hochschulen
- Gemeinsame Entwicklung von Produkten in Zusammenarbeit mit Kunden
- Ein- und Auslizenzierung von Wissen
Beinahe alle Unternehmen gaben an, Kooperationen im Forschungsund Entwicklungsbereich einzugehen. Der Grund für diese Kooperationen ist laut 75 Prozent der Befragten die Notwendigkeit neuer Entwicklungsvorhaben, die alleine nicht umsetzbar sind. Zwei Drittel der Unternehmen nutzen Kooperationen außerdem zur Stärkung der eigenen Marktposition. Auch die Erschließung neuer Märkte wird von mehr als 50 Prozent als Grund für eine Zusammenarbeit genannt. Der Wissens- und Technologietransfer über das Angebot von Lizenzen stellt beispielsweise eine gute Möglichkeit dar, eigene Produkte auch in anderen geografischen oder sektoralen Märkten zu platzieren.
Die Motivation für Open Innovation ergibt sich für KMU vielfach aus dem Marktdruck: Im Verdrängungswettbewerb bestehen sie oft nur dann, wenn sie sich mit anderen Partnern zusammenschließen und durch die Teilung von Ressourcen und Risiken neue Produkte und somit neue Märkte erschließen. Auf der gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit liegt infolgedessen auch der Schwerpunkt vieler Kooperationen. Damit diese gelingen, benötigen KMU eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Favorisiert werden daher bilaterale, überschaubare Kooperationen mit anderen KMU, die den Blick auf den gleichen Markt richten und kalkulierbare Risiken nicht scheuen. Dabei ist die Sicherung des geistigen Eigentums in Kooperationen eine zentrale Fragestellung. Herausforderungen sehen KMU insbesondere dann, wenn sie mit Großunternehmen kooperieren. In diesen Fällen befürchten KMU, dass ihnen Schutzrechte im Ernstfall möglicherweise nicht die erwähnte Absicherung vor Nachahmung bieten, und wünschen sich daher mehr Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Rechte.
Kontakt
Dr. Petra Püchner ist Geschäftsführerin und Heike Fischer Projektleiterin der Steinbeis 2i GmbH. Steinbeis 2i verpflichtet sich den Themen Innovieren und Internationalisieren und ist Partner im Enterprise Europe Network der Europäischen Kommission mit rund 600 Partnern in über 50 Ländern. Ziel des Netzwerks ist es, den Unternehmen bei allen Fragen zu Europa, Innovation, Forschung und Technologietransfer zur Seite zu stehen sowie die Nutzung der Ergebnisse europäischer Forschung zu fördern. Steinbeis 2i agiert als Partner im Enterprise Europe Network Konsortium in Kooperation mit Handwerk International, bw-i, dem Wirtschaftsministerium und sechs Industrie- und Handelskammern.
Dr. Petra Püchner, Heike Fischer
Steinbeis 2i GmbH (Stuttgart/Karlsruhe)