Mit einer EU-Finanzierung Risiken von Innovationsvorhaben minimieren
Ohne die Bereitschaft Risiken einzugehen, gäbe es keine Innovation, keine Entwicklung in Richtung Fortschritt – und keine Chance Zukunft konstruktiv zu gestalten. Je früher das Stadium der Entwicklung, desto höher das Risiko. Unternehmen, die sich mit Innovationen beschäftigen, wissen dies und haben in ihren Roadmaps Meilensteine zur Prüfung, ob das Risiko noch vertretbar ist. Das ist auch bei Finanzierungsfragen wichtig, denn Innovationen sind ohne Investitionen nicht möglich. Hier setzt das Steinbeis Europa Zentrum seit 30 Jahren an: Es unterstützt Unternehmen dabei, mithilfe von EU-Fördermitteln die Risiken von Innovationen zu reduzieren, und begleitet die Unternehmen bei der Suche nach der passenden Finanzierung, der Antragstellung und der Umsetzung von Projekten.
Die Risikoabschätzung und -minimierung wird in einer zunehmend komplexeren und global vernetzten Welt immer wichtiger. Und die zurzeit steigenden Herausforderungen führen eher zu mehr Vorsicht. Bewährte Produkte und Prozesse sorgen für Sicherheit, können aber auch bremsen und das Festhalten daran kann zum Hindernis werden. Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, wissen um die Notwendigkeit, offen für neue Märkte und gesellschaftliche Herausforderungen zu sein. Dies gilt gerade in Krisenzeiten mit besonders großen Herausforderungen. Es geht also darum, Chancen durch neue Märkte zu nutzen, ohne die Risiken aus dem Blick zu verlieren.
EU-Fördermittel und kollaborative Forschung reduzieren Risiken
Innovationen brauchen hohe Investitionsmöglichkeiten. Sind die Forschungsarbeiten schon sehr kostenintensiv, so nimmt die Notwendigkeit hoher Investitionen noch weiter zu, wenn es um die Umsetzung geht und Anlagen, Produkte, bei Deeptech häufig auch komplette neue Fabriken gebaut werden müssen, um die Märkte zu bedienen.
Das Team des Steinbeis Europa Zentrums hat die Erfahrung gemacht, dass die nicht rückzahlbaren Fördermittel der Europäischen Kommission für Unternehmen eine ideale Möglichkeit bieten, ihre Forschung und Entwicklung mit einem deutlich geringeren Risiko umzusetzen. Die meisten gut dotierten Projektförderungen finden sich in der kollaborativen Forschung und Entwicklung, was große Vorteile hat:
- Die Zusammenarbeit mit Partnern, die Teilprojekte übernehmen, bringt neue Ideen ein und ermöglicht dadurch, dass verschiedene Stränge der Entwicklung getestet werden können. Das erhöht die Chance, gemeinsam die Erfolg
versprechende Lösung weiterzuentwickeln, ohne sich mit den Hindernissen aufzuhalten. - Die gemeinsame Finanzierung für alle Projektpartner verschafft dem einzelnen Unternehmen Luft und Raum – insbesondere da die Koordinationsaufgaben in der Projektförderung mitfinanziert werden.
- Die Projektförderung im EU-Programm Horizont Europa beträgt bei reinen Forschungsprojekten (RIA = Research and Innovation Action) 100 % für alle Beteiligten. Die Projektförderung für Vorhaben, die näher am Markt orientiert sind (IA = Innovation Action), beträgt für Unternehmen immer noch 70 % der Kosten, für Forschungseinrichtungen und Hochschulen sogar weiterhin 100 %. Diese hohen Finanzierungsraten entspannen die Investitionsnotwendigkeit, insbesondere bei Unternehmen, und setzen Mittel für die Kosten der Markteinführung frei.
Neben der kollaborativen Forschung haben Einzelunternehmen mit disruptiven Innovationen auch die Chance, ihre letzten Schritte zur Markteinführung von der EU finanziert zu bekommen. Der Europäische Innovationsrat ermöglicht Zahlungen bis zu 2,5 Millionen Euro als nicht rückzahlbaren Zuschuss, wenn die Gutachter entsprechend überzeugt sind.
Mit der richtigen Finanzierung Innovationen gestalten
Eine geeignete Finanzierung kann also die Bereitschaft Risiken einzugehen erheblich erhöhen. Auch die Möglichkeit sich mit Partnern Risiken zu teilen, kann die Hemmschwelle senken. Die finanzielle Unterstützung der EU für Forschungs- und Innovationsprojekte ermöglicht eine Finanzierung von 70–100 % und schafft damit eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Forschungsteams und Unternehmen. Unternehmen können erste Schritte hin zu neuen Entwicklungen, Produkten und Märkten gehen, die sie ohne die Finanzierung nicht gehen würden.
Damit öffnet sich die Tür zu neuen Perspektiven, zu technologischen Durchbrüchen, die zu nachhaltigen Produkten mit echtem kommerziellen Potenzial führen – durch den Aufbau von Partnerschaften zwischen Industrie, Forschung und öffentlicher Hand.
Das Steinbeis Europa Zentrum hat langjährige Erfahrungen und eine hohe Erfolgsquote in der Antragstellung und der Akquisition von europäischen Fördermitteln. Ob Screening, Antragstellung oder Projektumsetzung – das Steinbeis-Team ebnet den Weg zu EU-Fördermitteln, konzipiert, formuliert und managt die Innovationsprojekte von Unternehmen. Daneben suchen die Steinbeis-Experten nach geeigneten internationalen Partnern und sorgen für einen wirkungsvollen Transfer in den Markt.
„Forschung nur zum Selbstzweck oder wegen der Fördergelder ist nicht zielführend“
Im Gespräch mit den F&E-Leitern Dr. Michael Peschl (Harms & Wende GmbH & Co. KG) und Dr. Johannes Maurath (MIMplus Technologies GmbH & Co. KG)
Die Karlsruher Harms & Wende GmbH & Co. KG und die MIMplus Technologies GmbH & Co. KG aus Ispringen sind den Weg der EU-Förderung erfolgreich mit dem Steinbeis Europa Zentrum gegangen. Das Team von Harms & Wende zeigt eindrücklich, wie ein KMU mit Fokus auf Widerstands- und Reibschweißtechnik zirkuläre Wirtschaftsstrategien für die zukünftige Produktion entwickelt und heute die Kreislaufwirtschaft in der industriellen Fertigung vorantreibt. Und auch MIMplus, eine 100%ige Tochter der OBE Holding GmbH, einem traditionellen Familienunternehmen und führenden Hersteller von Komponenten und Baugruppen für die Medizintechnik-, Luftfahrt-, Automobil-, Luxus- und Brillenindustrie, hat sich neuen Herausforderungen gestellt und sie gemeistert – sowohl was das Recyceln von Seltenerdmagneten als auch die Entwicklung innovativer Herstellverfahren für Permanentmagnete angeht. Die beiden F&E-Leiter Dr. Michael Peschl (Harms & Wende) und Dr. Johannes Maurath (MIMplus) geben im Gespräch mit der TRANSFER Einblick in ihre Erfahrungen in solchen EU-Projekten.
Herr Dr. Peschl, Herr Dr. Maurath, wie schätzen Sie das Risiko für Unternehmen im Hinblick auf den Verlust an Wissen und das Teilen von Ergebnissen ein, wenn entscheidende Entwicklungen im Verbund mit europäischen Partnern durchgeführt werden?
Michael Peschl:
Das Risiko hängt stark von den Interessen innerhalb des Konsortiums ab. Es ist sehr wichtig schon bei der Antragsphase darauf zu achten, dass das Konsortium komplementär und nicht konkurrierend zusammengestellt wird. Außerdem sollten die späteren Verwertungsrechte geklärt und die damit verbundenen Vereinbarungen rechtzeitig in einem Konsortialvertrag festgehalten werden. Sofern diese grundlegenden Prinzipien eingehalten werden, schätzen wir das Risiko im Vergleich zu den vielen Vorteilen einer Kooperation als gering ein.
Johannes Maurath:
Selbstverständlich ist der erste Gedanke bei einer solchen Kooperation mit anderen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, aber manchmal auch mit Wettbewerbern zunächst der Gedanke an den Verlust von Wissen, da ein sehr enger Austausch gefordert und auch notwendig ist, um die großen gemeinsamen Ziele erfolgreich zu meistern. Der gegenseitige Austausch ist jedoch ein immenser Vorteil für das Projekt und die dabei entwickelten neuen Technologien, aber auch für das Unternehmen selbst. Denkt man zum Beispiel an die Schwierigkeit Seltene Erden in Europa zu recyceln, so erscheint es unrealistisch dies als Einzelunternehmen im Mittelstand zu stemmen. Als internationales Konsortium hingegen erscheint dies jedoch möglich und man kann so gemeinsam neue Technologien entwickeln und neue Märkte gewinnen.
Wie sehr entlastet die EU-Projektförderung die eigenen Risiken, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung?
Michael Peschl:
Bei der Antragstellung und bei der späteren Projektdurchführung ist darauf zu achten, dass die Projektinhalte mit den Unternehmenszielen in Einklang stehen. Forschung nur zum Selbstzweck oder wegen der Fördergelder ist nicht zielführend. Reihen sich aber die Projektziele in die strategische Agenda des Unternehmens ein, dann ist die EU-Projektförderung eine hervorragende Unterstützung, um das technische und wirtschaftliche Risiko erheblich zu reduzieren.
Johannes Maurath:
Ohne die Förderung der EU hätten wir als Mittelständler solch bahnbrechende Technologien im Hause nicht entwickeln und finanzieren können. Die Förderung ist eine riesige Unterstützung, die absolut wichtig ist, um Technologien voranzubringen. Es steckt in den Projekten auch ein recht umfangreicher Verwaltungsaufwand, der sich jedoch rechnet, wenn man die Chancen betrachtet, die mithilfe der Projekte ermöglicht werden. Durch die Zusammenarbeit mit dem Steinbeis Europa Zentrum als Partner in den Projekten war auch die Verwaltung zu meistern und die Fragen zu schwierigen Sachverhalten konnten schnell geklärt werden.
Warum, denken Sie, scheuen so viele Unternehmen den Weg zur EU? Was empfehlen Sie anderen Unternehmen?
Michael Peschl:
Es gibt eine Vielzahl von EU-Förderprogrammen und damit verbundenen Regularien. Der Einstieg in die Förderlandschaft der EU scheint deshalb für ein Unternehmen auf den ersten Blick schwierig zu sein. Möglicherweise sind auch die zu erwartenden administrativen Aufgaben während der Projektphase ein Grund den Einstieg nicht zu wagen. Allerdings sind diese Hürden auch bei nationalen Förderprogrammen präsent. EU-Förderprogramme sind meiner Erfahrung nach sogar etwas einfacher und vor allem flexibler, wenn man den Einstieg gefunden hat. Es bietet sich deshalb an, diesen Einstieg zusammen mit einem erfahrenen Partner zu machen oder sich professionelle Unterstützung für die Begleitung der Antragstellung zu holen.
Johannes Maurath:
Auch wenn der bürokratische Aufwand auf den ersten Blick hoch scheint und sicher viele Mittelständler von der Teilnahme an solchen Projekten abschreckt, empfehlen wir jedem Unternehmen die EU-Förderung in Anspruch zu nehmen. Für den Erfolg wichtig ist ein ausgeglichenes Projektkonsortium aus Forschung und Industrie, das gemeinsam an einer innovativen Technologie arbeitet, die auch für das eigene Unternehmen vielversprechend ist. Dann sind die Möglichkeiten, die sich aus den Projekten und der Förderung ergeben, auf jeden Fall lohnenswert.
Kreislaufwirtschaft für die Fertigungsindustrie
Die industrielle Fertigung spielt für Innovation und Wachstum in Europa eine tragende Rolle. Veraltete Maschinen und Ausfallzeiten können erhebliche Verluste verursachen. Hier können zirkuläre Wirtschaftsstrategien helfen. Das Steinbeis Europa Zentrum begleitet im EU-Projekt RECLAIM ein Konsortium von Forschern und Industrieunternehmen aus neun Ländern, darunter die Harms & Wende GmbH & Co. KG, die als einer von fünf Pilotstandorten die Anwendung in der Schweißtechnik testen wird. Ziel ist es, die Überalterung von Industrieanlagen zu reduzieren und Wirtschaft und Umwelt zu stärken. Durch eine digitale Nachrüstung sollen Störungen und Produktionsausfälle verhindert und die Energie- und Materialbilanz verbessert werden. Die EU fördert das Projekt mit 22 Partnern mit rund 13 Millionen Euro.
Mehr Informationen unter www.reclaim-project.eu
Recycling von Seltenerdmagneten
Im Jahr 2014 erhielt die OBE GmbH & Co. KG mit Unterstützung des Steinbeis Europa Zentrums den Zuschlag von über einer Million Euro für das EU-Projekt REProMag. Das Projekt widmete sich der effizienten Produktion von Permanentmagneten aus rückgewonnenen Seltenen Erden und dem Aufbau von nachhaltigen Recyclingprozessen. Der Erfolg setzte sich mit einer weiteren EU-Finanzierung von 13 Millionen Euro für das Projekt SUSMAGPRO mit Beteiligung von OBE und seinem Tochterunternehmen MIMplus Technologies GmbH & Co. KG fort. Hier werden die ausgereiften Technologien mit weiteren Partnern auf Industriemaßstab gebracht. Mit dem dritten erfolgreichen EU-Antrag REEsilience wird nun verstärkt an der Lieferkette selbst gearbeitet. Das Projekt wird seit Juli 2022 mit 12 Millionen Euro von der EU im Programm Horizont Europa gefördert.
Das Steinbeis Europa Zentrum hat alle drei Projekte bei der Antragstellung unterstützt und übernimmt in den Projekten das Projektmanagement, die Kommunikation und die Verwertung der Projektergebnisse.
Mehr Informationen unter www.steinbeis-europa.de/de/aktuelles/beitrag/die-lieferketten-fuer-seltenerdmagnete-nachhaltiger-und-sicherer-gestalten
Kontakt
Autoren Beitrag
Dr. Petra Püchner (Autorin)
Steinbeis-Unternehmerin
Steinbeis Europa Zentrum | Steinbeis EU for YOU (Stuttgart)
www.steinbeis-europa.de
Steinbeis IDEA Europe / Institut der Europabeauftragten der Ministerin für Wirtschaft,
Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg (Stuttgart)
www.steinbeis.de/su/2136 | www.steinbeis-europa.de
Anette Mack (Autorin)
Senior Manager Public Relations
Steinbeis Europa Zentrum
Steinbeis EU for YOU (Stuttgart)
Steinbeis Europa Zentrum | Steinbeis EU for YOU (Stuttgart)
www.steinbeis-europa.de
Interviewpartner
Dr. Michael Peschl (Interviewpartner)
Leiter Forschung & Entwicklung
Harms & Wende GmbH &Co. KG (Karlsruhe/Hamburg)
Dr. Johannes Maurath (Interviewpartner)
Leiter Forschung & Entwicklung
MIMplus Technologies GmbH & Co. KG (Ispringen)