© fotolia.de/Beeboys

Nachfolgeregelung mit Weitblick

Steinbeis unterstützt Zerspanungsunternehmen beim Unternehmensverkauf

In Deutschland werden jährlich in bis zu 80.000 Familienunternehmen Nachfolger gesucht. Wenn die eigenen Kinder eine andere Vorstellung von der beruflichen Zukunft haben, ist eine familieninterne Nachfolge nicht möglich. Was bleibt, ist in der Regel eine familienexterne Nachfolgeregelung: Familie und Unternehmen werden getrennt. Die Führung und das Kapital des Unternehmens werden an Dritte übergeben. Bei diesem Prozess unterstützt das Steinbeis-Transferzentrum Produktion und Qualität in Furtwangen.

Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger in einem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist ein äußerst komplexes Vorhaben. Der Nachfolgeprozess sollte deshalb nicht zu spät oder unprofessionell aufgenommen werden. Für einen potenziellen Käufer stellt der Kauf eines am Markt bekannten Unternehmens eine sinnvolle Alternative zur Neugründung oder auch zur Erweiterung der eigenen Kapazitäten dar. Umsatz- und Ertragsziele lassen sich so schneller erreichen.

Vor diesem Hintergrund beauftragte die HEGO Metallwarenfabrik mit Sitz in Gosheim im vergangenen Jahr Prof. Dr.-Ing. Jürgen Schmidt, Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Produktion und Qualität, mit der Suche nach einem potenziellen Käufer des Unternehmens. HEGO ist ein Hersteller von Präzisionsdrehteilen für die unterschiedlichen Branchen und beschäftigt zwölf Mitarbeiter. Jürgen Schmidt stieg mit der Ermittlung eines marktgerechten Unternehmenswertes in den Transaktionsprozess ein. Es ist üblich, dass hier die Vorstellungen von Käufer und Verkäufer weit auseinander gehen. Grundsätzlich gilt jedoch: Ein Unternehmen ist so viel wert, wie jemand bereit ist dafür zu bezahlen.

Einen Anhaltspunkt zur Berechnung des Unternehmenswertes liefern die verschiedenen Verfahren der Unternehmensbewertung. Das Multiplikatorverfahren ist insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen geeignet. Es basiert auf dem EBIT („earnings before interest and taxes“, der Gewinn vor Zinsen und Steuern) der letzten Jahre. Dieser wird um außerordentliche Erträge und Aufwendungen bereinigt. Dieser Wert wird mit den sogenannten „Finance Multiples“ multipliziert. Dabei handelt es sich um branchenspezifische Multiplikatoren, die in regelmäßigen Abständen im Internet neu veröffentlicht werden. Bei der HEGO Metallwarenfabrik handelt es sich um einen sogenannten Small-Cap, ein Unternehmen mit weniger als 50 Millionen Euro Umsatz und um ein Unternehmen des Maschinenbaus. Die entsprechenden Multiplikatoren lagen für Juli/August 2016 zwischen 6,7 und 8,3. Der auf diese Weise berechnete Unternehmenswert muss nun noch um die Nettofinanzverschuldung bereinigt werden. Sie ergibt sich als Differenz zwischen den zinstragenden Verbindlichkeiten und der überschüssigen Liquidität. Der so ermittelte finale Wert stellt in der Regel eine maximale Obergrenze für den Kaufpreis dar.

Auf Basis dieses Unternehmenswertes kann nun im nächsten Schritt ein aussagekräftiges Kurzprofil des Unternehmens erstellt werden, mit dem potenzielle Interessenten gesucht, angesprochen und ausgewählt werden. Jürgen Schmidt baute hier den Kontakt zu den späteren Käufern Viktor und Alice Lepp auf und unterstützte Käufer wie Verkäufer bei den Verkaufsverhandlungen. In Abstimmung mit HEGO unterstützte das Steinbeis-Transferzentrum die Familie Lepp bei der Erstellung des zur Finanzierung notwendigen Businessplans. Die Finanzierung eines Unternehmenskaufs sollte in der Regel durch rund 15% Eigenkapital mitgetragen werden. Die verbleibenden 85% des Kaufpreises können, ergänzt durch öffentliche Förderprogramme der Länder und des Bundes, über die Hausbank finanziert werden. Die Anträge stellt die Hausbank an die Förderbanken, dies sind hauptsächlich die KfW und in Baden-Württemberg die L-Bank, je nach Programm von den Bürgschaftsbanken mit einem gewissen Prozentsatz verbürgt. Das Ehepaar Lepp kommt aus der Zerspanungsbranche und konnte eine langjährige Tätigkeit in einem ähnlich gelagerten Unternehmen nachweisen. Neben dem nachvollziehbaren Businessplan war dies eine wesentliche Voraussetzung für die Finanzierung des Kaufpreises durch die entsprechenden Institute. Nach einer Projektlaufzeit von rund einem Jahr waren alle Beteiligten am Ziel angekommen: Die HEGO Metallwarenfabrik wurde von Viktor und Alice Lepp zum 1.1.2017 erworben.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Schmidt
Steinbeis-Transferzentrum Produktion und Qualität (Furtwangen)

HEGO-Drehtechnik Metallwarenfabrik Gebrüder Hermle GmbH (Gosheim)