MIRKO DROTSCHMANN ALIAS MRWISSEN2GO IM GESPRÄCH MIT DER TRANSFER
Haben Sie sich auch schon gefragt, welche Zukunftstechnologien unser Leben wie verändern werden? Und begegnen Sie diesen eher mit Skepsis? Oder denken Sie gar nicht darüber nach, weil Ihnen die Informationen darüber fehlen? Wie wichtig Wissen ist, um sich eine eigene Meinung bilden zu können, das weiß Mirko Drotschmann alias MrWissen2go ganz genau, denn damit setzt er sich auf seinem YouTube-Kanal jeden Tag auseinander. Für das Ferdinand- Steinbeis-Institut hat er die Moderation der ersten #techourfuture-Veranstaltung „Zukunft Autonomes Fliegen“ im November 2019 im Technik Museum in Sinsheim übernommen. Die TRANSFER hat sich mit ihm über die Relevanz von Zukunftstechnologien unterhalten.
Herr Drotschmann, warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, die Gesellschaft über Zukunftstechnologien zu informieren?
Wenn man informiert ist und über Zukunftstechnologien Bescheid weiß, ist man prinzipiell auch offener dafür. Gerade wir in Deutschland sind, was den technischen Fortschritt angeht, eher im konservativen Bereich einzuordnen. Dementsprechend tut wichtige und umfangreiche Information Not, um die Menschen dafür zu öffnen, neue Technologien nicht gleich abzutun oder sich dagegenzustellen, sondern ihnen optimistisch zu begegnen. Deshalb ist es wichtig wirklich alle mitzunehmen, wenn es um Zukunftstechnologien geht.
Welche Vorbehalte gegenüber Zukunftstechnologien begegnen Ihnen im Rahmen Ihrer Arbeit?
Es kommt ganz darauf an, um welche Technologien und vor allem um welchen Bereich es geht. Wenn es um Mobilität geht, sind doch die meisten ziemlich offen für Themen wie autonomes Fahren, sogar autonomes Fliegen. Anders sieht es zum Beispiel beim Thema Medizin aus: Viele Menschen, denen ich begegne, sind doch skeptisch, ob die Organe, die aus 3D-Druckern kommen, wirklich irgendwann Alltag sein werden. Sobald es an den eigenen Körper geht, wird man vorsichtiger, auch was Ernährung angeht. Grundsätzlich kann man aber gerade bei jüngeren Menschen, und ich denke, dass das auch nicht verblüffend ist, eine größere Offenheit feststellen als bei den älteren.
Wo und wie würden Sie persönlich autonome Flugobjekte verwenden und für welche Situationen würden Sie dies ausschließen?
Das ist wirklich eine schwierige Frage, ich habe mir auch schon öfter Gedanken darüber gemacht. Ein autonomes Auto würde ich betreten und würde damit sicherlich auch von Berlin nach München fahren. Bei einem autonomen Flugzeug hätte ich doch eher Skrupel. Klar, man kann auch in einem autonomen Auto mit 180 km/h gegen die Wand fahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das übel endet, ist meiner Meinung nach beim autonomen Autofahren aber geringer als bei einem autonomen Flugzeug. Deshalb würde ich diese Technologie zunächst nur nutzen, wenn ein Notfallpilot an Bord ist, der im Ernstfall eingreifen könnte. Ich denke, das ist auch die Lösung, die in der Übergangszeit in den kommenden Jahrzehnten gelten wird, bevor man sich tatsächlich in ein Flugzeug setzt, das nicht mehr von Menschen gesteuert wird. In anderen Bereichen gibt es das zwar schön längst, zum Beispiel bei schienenbetriebenen Fahrzeugen, aber dort ist das Risiko deutlich geringer, dass etwas passiert.
Wenn Sie die Wahl hätten: Welche Zukunftstechnologie würden Sie sich noch wünschen?
Ich würde mir eine Technologie wünschen, die es schafft Leid und Elend auf der Welt zu verringern. Damit meine ich vor allem materielles Leid und Elend, das in der Regel mit nicht ausreichender Nahrung, mit fehlendem Wasser zu tun hat. Ich war selbst beispielsweise schon in Kenia und habe gesehen, dass Menschen dort kilometerweit laufen müssen, um Wasser in ihr Dorf zu bekommen. Und wenn es eine Technologie gibt, die es den Menschen dort für wenig Geld möglich macht an Wasser zu kommen oder an nährstoffreiche Lebensmittel, dann wäre das wunderbar.
Das non plus ultra wäre eine Technologie, die aus Müll verwertbare Lebensmittel macht. Es gibt schon Technologien, die aus Salzwasser Trinkwasser machen, aber auch hier wäre die eine oder andere Verbesserung wünschenswert, um den allgemeinen Wohlstand auf der Welt zu erhöhen. Ich glaube, das wäre eine Technologie, die dringend nötig wäre und über allem steht, was mit Mobilität und vielleicht auch Medizin zu tun hat. Wobei auch gerade in ärmeren Ländern eine fortschrittliche und günstige Medizin vielen Menschen helfen würde. Ich denke dabei an Menschen, die eine Sehschwäche haben und sich keine Brille leisten können. Auch hier gibt es sicherlich Möglichkeiten mit modernen Technologien für wenig Geld Abhilfe zu schaffen. Das sollte der Kern der Anstrengungen sein, wenn es um technologischen Fortschritt geht, dass man immer die Ärmsten dabei berücksichtigt und mitnimmt. Ich will nicht zu viel moralisieren, aber das finde ich ganz wichtig. Es geht nicht darum, irgendwelche Science-Fiction-Szenarien zu entwerfen, sondern den Menschen zu helfen, vor allem denen, die das wirklich nötig haben.
Mirko Drotschmann ist einer der erfolgreichsten YouTuber Deutschlands. Als „MrWissen2go“ erklärt er auf der Online-Plattform aktuelle Politik und vermittelt Wissen aus der Geschichte. Sein Kanal hat knapp 1,2 Millionen Abonnenten, jedes seiner Videos wird hunderttausendfach geklickt. Außerdem ist Mirko Drotschmann Geschäftsführer der Produktionsfirma objektiv Media GmbH, mit der er Formate für Sender, Bundesbehörden, Unternehmen und NGO produziert.
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Mirko Drotschmann (Autor)
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objektiv Media GmbH (Nierstein)