Liebe Leserinnen und Leser,
das Fokusthema dieser Ausgabe der TRANSFER trifft mit Life Science einen zentralen Bereich der interdisziplinären Forschung und Entwicklung, der beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittelentwicklung und -sicherheit, Umweltchemie und -medizin sowie Arzneimittelentwicklung aus dem Wirtschaftsstandort Deutschland heute nicht wegzudenken ist. Das Thema spiegelt gleichzeitig einen wesentlichen Themenbereich der transdisziplinären Zusammenarbeit von Unternehmen, akademischen Einrichtungen und Forschungszentren im Steinbeis-Verbund wider, in dem das Kernanliegen von Steinbeis – Innovation, Kompetenzaustausch und Know-how-Transfer – voll zum Tragen kommt.
Die Beiträge dieser Ausgabe stellen beispielhaft Kompetenzen von Steinbeis-Unternehmen im Bereich der Umwelttoxikologie mit Mitteln der Stammzellforschung dar, beschreiben neue Ergebnisse der Patho-Immunologie in der Transplantationsmedizin (ein bisher sicherlich vernachlässigtes Forschungsthema) und stellen Entwicklung und Einsatz neuer Technologien und digitaler Verfahren in der klinischen Medizin vor. Im Bereich der Entwicklung neuer Arzneimittel, insbesondere neuer Verfahren der Immuntherapie, hat die Charakterisierung von Antikörpern zentrale Bedeutung: Die in dieser Ausgabe beschriebene Analyse von Antikörper-Epitopen (die molekularen Erkennungsstrukturen von Antikörpern) mittels Massenspektrometrie ist nicht nur eine wesentliche Grundlage für neue therapeutische Antikörper, beispielsweise in der Krebstherapie. Diese Verfahren gewinnen auch zunehmende Bedeutung für die Charakterisierung von pathophysiologischen Antikörpern in der Therapie mit gentechnischen und synthetischen Proteinen. In der Enzym-Ersatztherapie bei lysosomalen Speicherkrankheiten ist die Bildung von Antikörpern oft ein therapielimitierendes Hauptproblem. Mit der Identifizierung von Antikörper-Epitopen können neue Verfahren für die molekulare Diagnostik und Therapie entwickelt werden.
Ich hoffe, dass die vorliegende Ausgabe der TRANSFER zu intensivem Austausch und zur Kommunikation anregt und zur Zusammenarbeit mit neuen – auch scheinbar entfernten – Technologien führt, die dem Ziel einer künftigen personalisierten Medizin und Gesundheitsforschung näherkommen.
Ihr
Michael Przybylski
Kontakt
Professor Dr. Dr. h. c. Michael Przybylski ist Leiter des Rüsselsheimer Steinbeis-Transferzentrums Biopolymeranalytik und Biomedizinische Massenspektrometrie. Zu den Schwerpunktthemen des Zentrums zählen die Strukturaufklärung von Membranproteinen, die Synthese und Strukturanalytik modifizierter Proteine sowie Erkennungsstrukturen in Autoimmunerkrankungen.
2010 erhielt Michael Przybylski mit seinem Zentrum und dem Industriepartner Genzyme CEE den Transferpreis der Steinbeis-Stiftung – Löhn-Preis. Gemeinsam haben die Projektpartner Methoden zur klinischen Diagnostik von lysosomalen Speicherkrankheiten in Mittel- und Osteuropa entwickelt. Ihr
Kontakt zu Michael Przybylski: michael.przybylski@stw.de