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Vier zu Eins

Kreativ plus unkonventionell ergibt Erfolg

Wie Technologietransfermanagement in der Praxis idealerweise gesteuert werden sollte, zeigt ein Projekt, das durch systematische Kooperation zu einem Erfolg wurde: In einem Netzwerk aus vier Akteuren, darunter das Steinbeis-Transferzentrum Infothek aus Villingen- Schwenningen, konnte sich eine produktive Synergie entfalten, die einen erfolgreichen Abschluss des Innovationsvorhabens erst ermöglichte.

„Da steckt ein großes Potenzial drin“, das war Michael Krieger, Geschäftsführer der in Albstadt im Zollernalbkreis ansässigen MeetNow! GmbH schon zu Beginn des Projektes klar: Das Unternehmen hat das plattformunabhängige Software Development-Kit Avian® entwickelt, das eine sichere und einfache Vernetzung von smarten Produkten und Apps mit der Cloud garantiert, indem es als Authentifizierungssystem fungiert. Damit können smarte Produkte sicherer und einfacher in Betrieb genommen werden als je zuvor, die EU-Richtlinien bezüglich Sicherheit und Datenschutz erfüllt Avian® ebenfalls problemlos. Ein besonderes Merkmal ist die Verschlüsselung der einzelnen Elemente, die gewährleistet, dass im Fall einer ausgenutzten Sicherheitslücke lediglich ein Gerät, nicht jedoch die gesamte Installationsbasis, betroffen ist – angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Cyber-Crime wird die Bedeutung von Avian® zukünftig noch steigen.

Im Gegensatz hierzu hat sich das tatsächliche Potenzial bezüglich der Nutzung des Produktes im engeren Sinn nicht unmittelbar, sondern erst im Fortgang des Innovationsprozesses offengelegt: Obwohl die durchdachte Lösung von MeetNow! ein großes Vermarktungspotenzial besaß und im eigenen Unternehmen breite Fachkompetenz vorhanden war, sahen sich die Gründer und Gesellschafter veranlasst, in den Austausch mit Experten des Steinbeis-Transferzentrums Infothek einzutreten, um das Potenzial optimal auszuschöpfen, den Horizont zu erweitern und neue Impulse zu erhalten. In konstruktiven Gesprächen mit Steinbeis- Leiter Wolfgang Müller entfalteten sich zwischen beiden Akteuren umgehend Synergien: „Als Herr Krieger mir die Idee beziehungsweise den Nutzen, der hinter dem Projekt steht, schilderte, begann ich, Ideen in unterschiedlichen Bereichen zu lokalisieren. Spontan stellte ich die Frage, aus welchem Grund MeetNow! die Innovation nicht selbst verwenden, sondern primär anderen Unternehmen zugänglich machen wollte. Diese Überlegung verdichtete sich im Fortgang der Markt- und Potenzialanalyse, die mein Team und ich im Auftrag von MeetNow! im Rahmen des Förderprojektes ‚go inno‘ durchgeführt haben. Aufgrund der erlangten Erkenntnisse entwickelte sich die spontane Frage zu einer Strategie: Aus meiner Sicht ließ sich die Innovation sehr gut in die interne Wertschöpfungskette integrieren“, so Wolfgang Müller. Der Partner weiß diese Anregung noch immer sehr zu schätzen: „Dieser Hinweis war für mich sehr wichtig. Wenn die Argumente schlüssig sind, bin ich gerne bereit, meine Denk- und Handlungsmuster anzupassen – dies war hier gegeben. Der Austausch mit Steinbeis war ein absoluter Gewinn“, erläutert Michael Krieger.

Dass eine durchdachte Idee mit Potenzial sowie prüfende und hinterfragende Gespräche für nachhaltigen Erfolg in einer hochgradig innovativen Branche jedoch nicht ausreichen, sind sich alle Beteiligten bewusst und führen deswegen einen weiteren zentralen Akteur in den Projektverlauf ein: Die Patentanwaltskanzlei Ruckh aus Bad Boll im Landkreis Göppingen, die, davon ist Wolfgang Müller überzeugt, neben dem Schutz der Idee auch kreative Impulse zum Projekt und somit wesentlich zu seinem Erfolg beigetragen hat. Das Schutzrecht als Ausgangspunkt weiterer Innovationsschritte zu betrachten, ist nach der klassischen Sichtweise keineswegs vorgesehen. Ob Wolfgang Müller deshalb als Querdenker einzuordnen ist, bleibt offen – er positioniert sich in diesem Zusammenhang so: „Das Unkonventionelle und Alternative ist jeder Innovation eingeschrieben, da sich Innovation vom Vorhandenen differenziert – somit ist das Denken jenseits konventioneller Bahnen oder quer dazu ein probates Mittel zur Realisierung von Innovation und Erfolg“. Michael Krieger, der die IT-Branche sehr gut kennt, unterstreicht den Zusammenhang zwischen dem Unkonventionellen und Innovation: „Auf unserem Markt bestehen mittlerweile sehr viele technische Kniffe. Um sich von der Konkurrenz differenzieren zu können, ist das Querdenken besonders wichtig“.

Dass sich das Kreative und Unkonventionelle überhaupt zum Konventionellen in Form des realisierten Erfolgs entwickeln konnte, ist auf die große Kompetenz eines weiteren Akteurs zurückzuführen: Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen (IHK) stellte das Kontaktforum in Form einer Veranstaltung bereit. „Ohne Kontakt kein Austausch, ohne Austausch kein Wissensnetzwerk“, so ordnet Dr. Stefan Engelhard, Bereichsleiter Innovation und Umwelt der IHK Reutlingen, den Wert der von seiner Institution aus Überzeugung veranstalteten Netzwerktreffen ein. Dabei steht das Vertrauen, das nur durch persönlichen Kontakt entstehen kann, im Vordergrund.

Michael Krieger fasst das Projektergebnis treffend zusammen: „Vier Akteure, ein Ziel: Erfolg. Von der ergebnisoffenen Kommunikation in unserem Wissensnetzwerk haben alle Beteiligten profitiert. Wer miteinander Erfolg hat, wird voneinander lernen oder hat dies bereits getan“. Dem stimmt Wolfgang Müller zu: „Die vier Beteiligten haben es in allen Projektphasen verstanden, jeweils ihre Stärken einzubringen. Bei unterschiedlichen Auffassungen hat das beste Argument gezählt. Jeder war bereit, Verantwortung abzugeben, wenn einer der Netzwerkpartner eine Frage kompetenter beantworten konnte. So wurde aus vier Mal Know-how ein Mal Erfolg“.

Jenseits der inhaltlichen Spezifikation dieses erfolgreichen Projektes können aus dem konkreten Verlauf Erkenntnisse abgeleitet werden, die sich im Hinblick auf unterschiedliche zukünftige Vorhaben generalisieren lassen: Zunächst kann ein Innovationsprozess durch einen (unternehmerischen) Akteur allein nur bedingt bewältigt werden, vielmehr ist für die Steuerung eines erfolgreichen Innovationsprojektes eine netzwerkförmig organisierte Kooperation notwendig, da die Bereiche Technologie, Recht und Markt sehr komplex sind. Dies erfordert die Einbindung von Spezialisten, die die Prozesse in den einzelnen Bereichen routiniert und kompetent koordinieren, ihrerseits auf Wissensnetzwerke zurückgreifen können und die Ideengeber ergebnisoffen und, falls nötig, kritisch beraten. Durch die Einbindung zahlreicher Akteure entsteht ein annährend objektiver Blick auf die Innovation – Fehleinschätzungen des Impulsgebers oder einzelner Mitglieder des Konsortiums werden rechtzeitig erkannt und können entsprechend behandelt werden, bevor ein erheblicher finanzieller Schaden entsteht. Ein erfolgreicher Innovationsprozess erfordert die Kanalisierung unterschiedlicher Kompetenzen, die jedoch je nach Branche, Region oder Größe des agierenden Unternehmens variieren können – eine Definition universell gültiger Wegmarken kann daher nicht erfolgen. Es ist jedoch nötig und möglich, in einem Netzwerk projektspezifisch erforderliche Kompetenzen zu vereinen und dadurch die zunehmende Komplexität von Innovationsvorhaben zum Wohl des Ziels „Erfolg“ systematisch zu reduzieren – die allgemeine Formel lautet: X zu Eins. Für das Beispiel der Meet- Now! GmbH, das weitere netzwerkförmig koordinierte Innovationsprozesse anregen soll, kann diese Formel konkretisiert werden: Vier zu Eins.

Kontakt

Marcel Reiner ist am Steinbeis- Transferzentrum Infothek in Villingen- Schwenningen tätig. Das Steinbeis-Unternehmen bietet seinen Kunden ein breites Dienstleistungsangebot, darunter Beratung zu den Themen Innovation, IP-Management und Förderung, Durchführung von Technologie und Marktanalysen, Projektbegleitung und -management von innovativen Projekten von der Idee bis zur Markteinfuhrung, Gutachten zu den Schwerpunkten Werte von Schutzrechten und Technologien sowie die Initiierung und der Betrieb von Verbundprojekten.

Marcel Reiner
Steinbeis-Transferzentrum Infothek (Villingen-Schwenningen)