Wie ein Steinbeis-Ansatz Risiken erkennt und Krisen vorbeugt
Krisen sind Risiken, die eintreten: Solche, die Unternehmen bewusst eingehen und jene, denen sich Unternehmen nicht bewusst sind. Sowohl interne als auch externe Faktoren stellen Risiken dar, die sich zu Unternehmenskrisen auswachsen können. Trägt das Geschäftsmodell auch noch in Zeiten der Klimakrise? Ist es nachhaltig konkurrenzfähig im Hinblick auf die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft? Wie resilient sind die Lieferketten im Zeitalter der Globalisierung angesichts kriegerischer Konflikte? Wie groß ist das Risiko, dass disruptive Innovationen von neuen Akteuren auf dem Markt das Geschäftsmodell zunichtemachen? Thomas Hösle, Unternehmer am Steinbeis-Beratungszentrum Krisenprävention und -management, hat einen strukturierten Ansatz entwickelt, der Risiken frühzeitig erkennt und so dazu beiträgt Krisen zu vermeiden.
Krisen sind heute eher die Normalität als die Ausnahme. Und so stehen Unternehmen immer häufiger Krisensituationen in unterschiedlichen Ausprägungen gegenüber. Ob Umsatzeinbrüche und die drohende Insolvenz, ob wegbrechende Geschäftsfelder und Massenentlassungen, ob Umweltskandale, Shitstorms oder Katastrophen: Für Unternehmen sind Krisen all jene Situationen, die den Fortbestand des Unternehmens gefährden.
Mehr Handlungsspielräume bei frühzeitigem Handeln
Unstimmigkeiten und Informationsdefizite in der Geschäftsführung werden oft nicht oder allenfalls durch ein schlechtes Betriebsklima wahrgenommen. Dies kann jedoch zu einer echten Managementkrise führen, die sich in einer unzureichenden Unternehmensstrategie oder in fehlender Marktorientierung zeigt. Die Folge ist der Verlust von Marktanteilen, was direkt zu einer Rentabilitätskrise mit rückläufigen Umsätzen und sinkenden Gewinnen führen kann. Beides verhindert die notwendigen Investitionen in die Zukunft. Daraus kann eine Ertragskrise folgen, indem durch ein negatives Betriebsergebnis das Eigenkapital aufgezehrt wird. Liquiditätsengpässe und ein steigender Bestand an Verbindlichkeiten gegenüber den Lieferanten sind die Folge. Diese Liquiditätskrise kann direkt in die Insolvenz führen. Der Handlungsbedarf ist akut, der Handlungsspielraum jedoch nur noch gering.
Je früher riskante Situationen erkannt werden, die sich zu unternehmensbedrohlichen Krisen auswachsen können, desto größer ist der Handlungsspielraum. Umgekehrt steigt der Handlungsbedarf mit jeder weiteren Eskalationsstufe der Krise.
Systematischer Erkenntnisgewinn
Risiken frühzeitig zu erkennen und präventiv Maßnahmen einzuleiten, um der Krise entgegenzusteuern, ist das Handlungsfeld des Steinbeis-Beratungszentrums Krisenprävention und -management. Das Pfullinger Steinbeis-Team unterstützt Unternehmen dabei mögliche Risiken zu erkennen und trägt zudem dazu bei aktiv, konkrete Ergebnisse zu erzielen. Das Ziel ist das krisenresiliente Unternehmen, das seine Risiken kennt und sich auf den möglichen Eintritt von Krisen vorbereitet. „Dazu gehört das Entwickeln einer Strategie zur dauerhaften Zukunftssicherung, die Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle und die Stärkung der operativen Exzellenz. Damit dies nachhaltig trägt, etablieren wir ein System zur laufenden Überwachung der einzelnen Maßnahmen“, erläutert Steinbeis-Unternehmer Thomas Hösle.
Mit dem Steinbeis Unternehmens-Kompetenzcheck (UKC) lässt sich eine Organisation qualitativ mit ihren Stärken und Schwächen in verschiedenen Kompetenzfeldern untersuchen. Zusätzliche Transparenz gewinnen wir mit dem Instrument des Independent Business Reviews (IBR), der auf Basis diverser betriebswirtschaftlicher Auswertungen strategische und operative Handlungsbedarfe zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens identifiziert. Zudem enthält der IBR eine ausführliche Analyse der Kommunikationsmaßnahmen, sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der Umsetzung. Für ein vorausschauendes Erkennen möglicher Risiken kann eine Umfeld-/Arena-Analyse inklusive einer Issue-Analyse durchgeführt werden, die Trends und Strömungen beschreibt und erkennt. Dabei werden Risiken identifiziert, die von Relevanz für das Unternehmen sind und sich zu Krisen auswachsen können. Bei den Analysen wird gezielt nach Frühindikatoren für Fehlentwicklungen gesucht und Warnsignale werden erkannt. Dabei werden alle Stakeholder eines Unternehmens, wie Geschäftspartner, Investoren, das öffentliche Umfeld sowie intern die Beschäftigten und der Betriebsrat, berücksichtigt.
Lösungen mit aktiver Unterstützung erarbeiten
„Auf dieser Basis erarbeiten wir Lösungen und Konzepte zur Krisenprävention und definieren KPIs zum Vorher-Nachher-Vergleich. Wir können das Unternehmen in dieser Phase auch als Beirat auf Zeit und operativ durch die Einbindung in die Umsetzung von Projekten zur Krisenresilienz und durch die temporäre Übernahme von operativen Aufgaben begleiten“, zeigt Thomas Hösle die zahlreichen Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf. In diese Phase fallen auch das Erarbeiten einer Kommunikationsstrategie und eine Supervision der aktuellen Kommunikationsarbeit im Unternehmen. Auch die temporäre Übernahme von operativen Kommunikationsmaßnahmen oder die Einbindung in firmeninterne Projekte zur Neugestaltung einer krisenresilienten Kommunikation runden die Angebotspalette ab.
Ad-hoc-Maßnahmen und Zukunftssicherung im Krisenfall
Wenn sich Risiken bereits zu einer Krise ausgewachsen haben, sind zuerst Ad-hoc-Lösungsansätze zur akuten Krisenbewältigung nötig. In einer späteren Phase geht es darum, gezielt die Krisenanfälligkeit zu verringern. Daher konzentriert sich das Team um Thomas Hösle auf das Erarbeiten von Lösungen zur mittel- und langfristigen Sicherung des Unternehmens im gesamten betriebswirtschaftlichen Spektrum, wie die Geschäftsmodellentwicklung, das New Business Development und neue Vertriebs- oder Kommunikationskonzepte.
Steinbeis-Experte Thomas Hösle hebt formale Kriterien hervor, die in einer Krise finanziell existenziell sein können: „Neben der fachlichen Analyse der Krisensituation vermitteln wir Kontakte für ein IDW S6-Gutachten. Das kann von Bedeutung sein, um insbesondere Banken auch in Krisenzeiten an Bord zu halten“. Das Sanierungsgutachten orientiert sich an einem Standard des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) und analysiert, ob ein Unternehmen in einer Krisensituation nachhaltig erfolgreich saniert werden kann. „Bei der Umsetzung der Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen kommt unsere langjährige Erfahrung und Kompetenz zum Einsatz. Hier gilt für uns dann auch vermehrt die schwäbische ‚SNS‘-Devise: Schaffen, net schwätzen“, ergänzt Thomas Hösle mit einem Augenzwinkern. Die Steinbeis-Berater unterstützen in dieser Zeit als „Kümmerer“, „Lotse auf Zeit“ bis hin zur Übernahme operativer Verantwortung als Chief Restructuring Officer (CRO).
Auch für eine erfolgreiche Krisenkommunikation ist bei einer bestehenden Krise ein strukturierter Notfallplan für die Stakeholder-Kommunikation elementar. Dabei kommen Tools wie eine Ad-hoc-Stakeholderanalyse oder die Medienresonanzanalyse zum Einsatz. Hier unterstützt das Steinbeis-Team aktiv im Kommunikationsmanagement in der Krise, indem unter anderem Leitfäden für die interne und externe Kommunikation erarbeitet werden. Zudem ist auch die Übernahme einer Interimsfunktion als Chief Communication Officer (CCO) denkbar.
Schnell und zielorientiert handeln: Individuell und spezifisch
Gerade in der Krise zeigt sich, dass Unternehmen mit höchst unterschiedlichen Problemen konfrontiert sind. Deshalb ist es wichtig, nicht in hektischen Aktionismus zu verfallen, sondern individuelle, der spezifischen Situation angepasste Lösungen zu entwickeln. Ein schnelles und zielorientiertes Eingreifen erhöht den Handlungsspielraum sowie die Chancen, das Unternehmen davor zu bewahren, in eine existenzgefährdende Lage zu geraten.
Kontakt
Thomas Hösle (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Beratungszentrum Krisenprävention und -management (Pfullingen)
Holger Hagenlocher (Autor)
Freiberuflicher Projektleiter Kommunikation
Steinbeis-Beratungszentrum Krisenprävention und -management (Pfullingen)
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