Rückblick Steinbeis-Messe Produkte suchen Produzenten: Digitale Medien in Karlsruhe
Informieren, austauschen, Kontakte knüpfen und Wissen extrahieren – so lässt sich der generelle Nutzen der einzigartigen Messereihe „Produkte suchen Produzenten“ (PsP) prägnant zusammenfassen. Am 27. Januar präsentierte sich das Steinbeis-Messeformat in den Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe noch innovativer als sonst: Im Zentrum des Interesses standen digitale Medien, die zukünftig im Sinne einer Querschnittstechnologie eine signifikante Bedeutung in zahlreichen unternehmerischen Wertschöpfungsprozessen einnehmen werden.
Sich dessen bewusst, versammelten die Steinbeis-Stiftung, das Steinbeis- Innovationszentrum Wissen + Transfer sowie das Steinbeis-Transferzentrum Infothek gemeinsam mit der IHK Karlsruhe, dem DIZ | Digitales Innovationszentrum und der Innovationsallianz Technologie- Region Karlsruhe vor Ort zahlreiche Akteure. Die Aussteller, die 55 technologisch komplexe Exponate präsentierten, tauschten sich untereinander sowie mit den 150 interessierten Besuchern fachlich aus.
Dass die Fachmesse am dynamischen Hochschul- und Wirtschaftsstandort Karlsruhe durchgeführt wurde, ist im Hinblick auf das Organisationskonzept geradezu logisch. „Die Wahl des Veranstaltungsortes erfolgte ebenso systematisch wie die Konzeption des Schwerpunktes“, erläutert Wolfgang Müller, Leiter der beiden veranstaltenden Steinbeis-Unternehmen aus Villingen-Schwenningen, und fügt hinzu, dass „das regional vorhandene IT-Cluster bestens geeignet ist, um die Digitalisierungspotenziale in Unternehmen zunächst zu erforschen und im weiteren Verlauf Lösungen zur konkreten Umsetzung zu präsentieren. Durch PsP können Akteure, die sich kennen sollten, miteinander in Kontakt kommen und gemeinsam Zukunftsstrategien ermitteln“. Dass dies insbesondere im Bereich digitaler Innovationen alternativlos ist, unterstreicht Dr. Stefan Senitz (IHK Karlsruhe): „Unternehmen, die sich nicht mit Digitalisierung und digitalen Medien beschäftigen, riskieren, durch völlig neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle verdrängt zu werden, unabhängig von der Branche“.
Besonderen Wert legen die Veranstalter sowie zahlreiche Aussteller und Besucher übereinstimmend auf den persönlichen Austausch vor Ort, obwohl eine Kontaktaufnahme theoretisch auch in virtuellen Räumen möglich wäre. So hebt Gennadi Schermann, Leiter des DIZ und selbst als Aussteller vor Ort, den Wert des zurückliegenden Messetages exemplarisch hervor: „Auch im Zeitalter der Digitalisierung erachten wir vom DIZ | Digitales Innovationszentrum BW den persönlichen Best-Practice- Austausch, die regionale Verwurzelung und die landesweite Vernetzung als elementar. Wir fungieren daher aus Überzeugung als Partner der PsP und haben auch am Messetag sehr positive Erfahrungen gemacht“. Auch für Konrad Roth, Leiter des Steinbeis-Beratungszentrums Unternehmensentwicklung und Sozialraumplanung und PsP-Aussteller, ist der persönliche Kontakt bei der Messe wichtig, da „besonders die spontane und zufällige Kontaktaufnahme immer wieder zu unerwarteten Anknüpfungspunkten führen kann.“
Sich auf konkrete Chancen und Perspektiven in sämtlichen Unternehmen beziehend, formuliert Gennadi Schermann eine zentrale Erkenntnis des ereignisreichen Tages: „Wir sehen im Bereich digitaler Medien ein erhebliches Erfolgspotenzial – vom Einzelunternehmer bis zum Global Player. Neben Kosteneffizienz können neue Produkte und innovative Geschäftsmodelle, die bisher nicht realisiert werden konnten, eingeführt werden – für Unternehmen ist dies ein erheblicher Mehrwert“. Wie dies gelingen kann und welches Aufgabenspektrum Schermann primär identifiziert, wird ebenfalls deutlich: „Vernetzung ist das A und O. Wir müssen technologisch über den eigenen Tellerrand hinausschauen und userzentriert denken, um beim Kunden einen maximalen Nutzen zu stiften und weiterhin führender Innovationsstandort BW zu bleiben. Deswegen stehen die Sensibilisierung, die Unterstützung von KMU sowie die landesweite Vernetzung von digitalen Kompetenzträgern mit dem Mittelstand im Mittelpunkt der Aktivitäten des DIZ“. Von welcher Komplexität erfolgreiches und zukunftsorientiertes unternehmerisches Handeln angesichts der digitalen Revolution geprägt ist, lässt sich anhand einer Einschätzung von Stefan Senitz, der sich für eine Hinterfragung bisheriger Denkmuster einsetzt, sehr gut illustrieren: „Es treten neue Wettbewerber in Branchen auf, die dort bisher nicht in Erscheinung getreten sind. Es ist nicht mehr auszuschließen, dass beispielsweise IT-Unternehmen zur Bedrohung für große Automobilhersteller werden. Um den Herausforderungen begegnen zu können, dürfen wir nicht länger in klassischen Bahnen denken“. Dass im Bereich digitale Medien ein relevanter Innovationsbedarf besteht, der durch unterschiedliche Aufklärungs- und Beratungsangebote kommuniziert werden kann, erkennt Wolfgang Müller schon seit einigen Jahren. Er sieht es als Tatsache an, dass zur dauerhaften Sicherung von Wohlstand eine Innovationskultur im Hinblick auf digitale Medien auf gesamtgesellschaftlicher Ebene erforderlich ist. Dies bedeutet konkret, dass sich die de facto bestehenden Herausforderungen bereits in einer zukunftsorientierten Bildungspolitik widerspiegeln sollten: Es ist in diesem Zusammenhang für eine noch stärkere Integration digitaler Technologien sowie eine Ausweitung themenspezifischer Lehrveranstaltungen im Bildungsangebot verschiedener Institutionen zu plädieren – Bedarf besteht von der Grundschule bis zur Universität. „Innovation und Technologietransfer erfordern gute Rahmenbedingungen. Diese zu schaffen ist auch eine Aufgabe der öffentlichen Hand. Denn letztendlich entfalten Investitionen beispielsweise in Infrastrukturen wie Breitband-Internet oder in Förderprogramme für Forschung und Entwicklung eine gesamtgesellschaftliche Wirkung“, identifiziert Stefan Senitz eine enge Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft als den zentralen Erfolgsfaktor für ein florierendes Innovationsklima.
Dass zwischen Allgemein- und Individualinteressen eine signifikante Schnittmenge besteht, spiegelte sich auch in der Argumentation der Referenten wider, die sich im Rahmen der für die Messe „Produkte suchen Produzenten“ typischen begleitenden Impuls- und Fachvorträge aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Thema digitale Medien widmeten. Um das Publikum auf die Expertenbeiträge einzustimmen, erfolgte nach der Begrüßung durch Heinz Ohnmacht, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe (IHK), ein Grußwort der Landesregierung, das Günther Leßnerkraus, Ministerialdirigent im Baden-Württembergischen Wirtschaftsministerium, an die Anwesenden richtete. Im Anschluss informierten Claus Paal, MdL und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sowie Prof. Dr. Michael Auer, Vorstandsvorsitzender der Steinbeis-Stiftung, die Zuhörer über die Idee, das Leitbild sowie die Ziele der Messereihe und bezogen dabei auch deren Bedeutung für den Technologietransfer ein.
Wie der Austausch von Expertise in der Praxis konkret umgesetzt wird, erläuterten die Referenten der Fachvorträge und brachten dabei interdisziplinäre wissenschaftliche Sichtweisen ein: Prof. Dr.-Ing. Bernhard Kölmel (Hochschule Pforzheim), Niklas Kühl (Karlsruher Institut für Technologie (KIT) / Karlsruhe Service Research Institute (KSRI)), Armin Harbrecht (aramido), Detlev Lalla (Steinbeis-Beratungszentrum Denkwerk an der DHBW Mannheim) sowie Ralf Haack (Steinbeis-Beratungszentrum Digital Finance & Performance Management) vermittelten den Ausstellern, Besuchern und Organisatoren wertvolles Wissen zur konkreten Umsetzung und gingen auf Fragen aus dem Plenum ein. Dass sich so viele prägende Akteure aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft auf Einladung von Steinbeis versammelten, um sich über den digitalen Puls der Zeit auszutauschen, ist kein Zufall: „Steinbeis betreibt Technologietransfer reinsten Wassers – der Erfolg gibt Steinbeis Recht“, beschreibt Stefan Senitz die einzigartige Kompetenz des Steinbeis-Verbundes.
Die zahlreichen nachhaltigen Erkenntnisse, Impulse und Anregungen, die sich für alle involvierten Akteure ergeben, lassen sich zusammenfassen: „Wir müssen branchenübergreifend denken, um Vernetzungen anzuregen: Neue Ideen, gute Gespräche – es geht darum, dass man Dinge gemeinsam angeht und möglichst viele Netzwerke, Cluster und Verbände integriert“, so Gennadi Schermann. Die Globalisierung der Märkte und die damit einhergehende Verkürzung von Innovations- bzw. Produktlebenszyklen erfordern zeitnahes Handeln – „wir leben von Innovationen und dürfen daher keine Entwicklung verpassen. Der Südwesten muss Treiber sein, gerade auch bei der Digitalisierung“, zeigt Stefan Senitz das beeindruckende Selbstverständnis Baden-Württembergs auf und verweist außerdem auf einen unabdingbaren Faktor: „Menschen müssen es anregen und anstoßen, sonst nutzt auch die beste Digitalisierung nichts“. „Eines darf man nie vergessen“, fügt Wolfgang Müller bejahend hinzu: „Innovation beginnt im menschlichen Gehirn und wird ihren Ursprung unabhängig von der Entwicklung auch künftig dort haben“. Auch in sehr dynamischen und komplexen Zeiten bleibt diese Konstante bestehen: Immer steht der Mensch im Zentrum von Technologie, Transfer und Anwendung.
Kontakt
Marcel Reiner
Steinbeis-Transferzentrum Infothek (Villingen-Schwenningen)