Messaufbau im nur circa 1m hohen Kriechkeller unter dem S3-Labor

Dichtheitsprüfung unter Extrembedingungen

Das Offenburger Steinbeis-Team führt herstellerunabhängige Prüfungen der Dichtheit durch

Die Dichtheit von Reinräumen kann mit bösen Überraschungen verbunden sein. Berücksichtigt man nicht schon in der Planungsphase alle relevanten Aspekte der Raumdichtheit, ist das Nachrüsten bestehender Labore und Reinräume oft mit aufwendigen Arbeiten verbunden. Das Team des Steinbeis-Transferzentrums Energie-, Umwelt- und Reinraumtechnik hat ein Stuttgarter Labor der biologischen Schutzstufe 3 (S3) bei der Nachrüstung unterstützt.

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In vielen Laboren und Reinräumen werden zur Raumdesinfektion Systeme mit H2O2-Freisetzung als Gas oder Sprühnebel nachgerüstet. Aktuell hat diese nachträgliche Optimierung auch im Zuge der Corona-Pandemie weiteren Auftrieb erhalten. Mit der Nachrüstung einher gehen Dichtheitsanforderungen, um zu vermeiden, dass während einer H2O2-Freisetzung benachbarte Räume mit Wasserstoffperoxid belastet werden oder es zu unerwünschten Verdünnungseffekten kommt.

Auf der Suche nach dem Leck

In einer Stuttgarter Klinik haben Ingenieure des Steinbeis-Transferzentrums Energie-, Umwelt- und Reinraumtechnik ein S3-Labor beim Upgrade hinsichtlich der Dichtheit unterstützt. In dem Labor war entsprechend der Anforderungen des Expertenkreises Labortechnik (ELA­TEC) ein Leckluft-Volumenstrom von maximal 61 m³/h bei einem Differenzdruck von 50 Pa zur Umgebung einzuhalten. Bei der Ist-Aufnahme hatte das Steinbeis-Team eine um Faktor 3 zu hohe Leckage festgestellt. So sollten im nächsten Schritt die Leckstellen aufgespürt werden.

Durch die sehr schlechte Zugänglichkeit im Bestand war dies eine große Herausforderung. Denn Reinräume und Labore sind nicht für nachträgliche Anpassungen konzipiert: Verbaute Komponenten, mögliche Leckagen hinter Wandverkleidungen oder schwer zugängliche Kriechkeller machen das Arbeiten nicht einfach. Im Stuttgarter Kliniklabor arbeiteten alle Beteiligten Hand in Hand und konnten die Suche so trotz widriger Bedingungen optimieren. Der technische Leiter und die involvierten Handwerker führten parallel zur Lecksuche bereits Abdichtungen durch. So wurde die Dichtheit schrittweise verbessert. Nach drei Abdichtungsterminen konnte die Nachweismessung auf Basis der gültigen VDI-Norm erfolgreich abgeschlossen werden.

Erst testen, dann verbauen

„Meist ist es nicht das Nachjustieren an sich, das mit großem Aufwand verbunden ist, sondern die Zugänglichkeit. Dies macht nachträgliche Arbeiten an Laboren und Reinräumen so aufwendig“, so Michael Kuhn, Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-Transferzentrum Energie-, Umwelt- und Reinraumtechnik in Offenburg. Die Dichtheit von Reinräumen lässt sich anhand der VDI-Richtlinie 2083-19 definieren und überprüfen. Für S3-Labore ist es sinnvoll, die Empfehlungen der technischen Stellungnahme der ELA­TEC zum Thema Mindestanforderungen an die Dichtigkeit von raumumfassenden Bauteilen in Bereichen der Schutz- und Sicherheitsstufe von 2017 mit heranzuziehen. „Darüber hinaus haben Hersteller von Systemkomponenten mit Dichtheitsanforderungen, aber auch Planer und Betreiber die Möglichkeit, vorab einzelne Bauteile auf dem Prüfstand unseres Steinbeis-Transferzentrums testen zu lassen. Denn selbst, wenn ein Einzelbauteil wie die Elektrodose eine Leckage von auf den ersten Blick wenigen 1,0 m³/h aufweist, kann dies bei mehreren installierten Bauteilen schnell dazu führen, dass die Dichtheitsanforderungen des Raumes nicht erfüllt werden“, so Michael Kuhn.

Nutzt man dieses Know-how bereits bei der Planung, lässt sich der oft hohe Zeit- und Kostenaufwand bei der Nachbesserung von Reinräumen vermeiden. Das Steinbeis-Team bietet auch Schulungen zur VDI-Richtlinie 2083-19 an, um Kunden zu helfen mögliche Stolpersteine zu umgehen.

Kontakt

Michael Kuhn (Autor)
Steinbeis-Unternehmer
Steinbeis-Transferzentrum Energie-, Umwelt- und Reinraumtechnik (Offenburg)
www.stz-euro.de