Mentale Fitness als Führungsstärke

Steinbeiser Dr. Michael Ullmann arbeitet mit Führungskräften und Spitzensportlern an deren mentaler Stärke

Der Versuch, die eigene mentale Fitness gezielt zu steigern, scheitert oft daran, dass die Ausgangswerte nicht bekannt sind: Nur wer weiß, wie es um seine mentale Fitness bestellt ist, kann gezielt darauf einwirken. Hier ist der Leistungssport, bei dem Mental-Coaches, Psychologen und Mannschaftsköche zusammenarbeiten, Vorreiter. Dr. Michael Ullmann, freiberuflicher Projektleiter am Steinbeis-Beratungszentrum Vertriebsanalytik, setzt seine Erfahrungen in der Betreuung von Spitzensportlern auch bei Führungskräften in Unternehmen ein.

Dr. Michael Ullmann (rechts) mit dem heutigen DFB-Präsident Fritz Keller und dem Vorstands- und Politkberater Winfried Küppers vor 250 Unternehmer*innen zum Thema: Was die Wirtschaft vom Sport lernen kann“

 

Im Spitzensport ist die mentale Fitness von zentraler Bedeutung und häufig spielentscheidend. Dasselbe gilt in Unternehmen: Die mentale Fitness von Mitarbeitern ist für die Performance eines Unternehmens mit ausschlaggebend. Das bestätigt auch Steinbeis-Unternehmer Winfried Küppers, der als Vorstands- und Politikberater interne Einblicke in Unternehmen hat. „Momentan in und später nach der Corona-Pandemie sind aus meiner Sicht zwei Themen für Unternehmen erfolgsentscheidend: Zum einen Mitarbeitern zu helfen, die eigene mentale Verfassung zu erkennen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, und zum anderen Führungskräfte in die Lage zu versetzen, ihre Teams richtig mental einzustellen.“ Denn Mitarbeiter haben sich durch die Erfahrungen der vergangenen Monate verändert und das hat auch direkte Auswirkungen auf das Unternehmen.

Auch die Aufgabe, sich auf die nun neue Realität einzustellen, sorgt für psychische Herausforderungen. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, diese Herausforderungen zu meistern und damit auch den eigenen Wirkungsgrad erhöhen. Noch ist das hauptsächlich die Arbeit von Psychologen und Mental-Coaches, die in intensiver Einzelarbeit mit ihren Klienten an deren Status quo arbeiten. Aber immer mehr Software, Apps und Algorithmen übernehmen diese Aufgabe – und diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen.

Die wissenschaftliche Grundlage

Wie findet man nun heraus, wie fit man mental ist und wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen? Das funktioniert mit Diagnostiken, die auf der Berücksichtigung unbewusster, unwillkürlicher Abläufe im Gehirn beruhen, wie beispielsweise der „Colour Association Method“. Sie basiert auf den wissenschaftlichen Überlegungen des Schweizer Psychologen Professor Dr. Max Lüscher sowie von Professor Dr. C. G. Jung. Ansatzpunkt der Methode ist, dass Farben unwillkürlich mit bestimmten Erlebnissen assoziiert werden und dadurch auf der unbewussten Ebene ein Assoziationsprozess stattfindet. Dieser Zusammenhang wird für die Diagnostik genutzt.

Eine einfache digitale Auswertung eines solchen Tests funktionierte bislang nicht, weil Menschen dazu neigen, bei schwierigen Aufgabenstellungen nachzudenken und die Farbwahl dann nicht aus dem Unterbewusstsein, sondern aus der bewussten Steuerung kommt. Ein Psychologe erkennt das sofort, ein Computer bislang nicht. Inzwischen gibt es sehr komplexe Algorithmen, die eine Auswertung des Tests auf sehr hohem Niveau erzielen und damit dem Mental-Coach die mühevolle Auswertungsarbeit abnehmen. Im Spitzensport werden diese digitalen Tests häufig eingesetzt, weil sehr schnell feststeht, wer am Wettkampftag mental heiß auf den Sieg und wer angeschlagen ist.

Michael Ullmann (re.) mit Luca Gläser beim Sieg der Deutschen Eishockey-Meisterschaft in der DNL 2019.

Vom Leistungssport lernen

In seiner Tätigkeit als Mental-Coach des deutschen Eishockeymeisters und der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft hat Michael Ullmann eine Vielzahl von Diagnostiken auf diese Weise durchgeführt und immer wieder tiefe Einblicke gewonnen, die überraschend schnell zu einer deutlichen Verbesserung der Situation geführt haben. Die Anwendungsfelder sind dabei vielfältig: Sie reichen von der Optimierung des Onboarding-Prozesses (Einfinden in die Mannschaft) über die mentale Stabilisierung von jungen Spielern beim Übergang vom Junioren- zum Profiteam, das Lösen von Leistungsblockaden, die Verbesserung der mentalen Regeneration, die Überwindung von mentalen Hürden bis hin zur Steigerung der Motivation und Leistungsbereitschaft in Phasen der Peak-Beanspruchung.

Seit einigen Jahren führt Michael Ullmann als freiberuflicher Steinbeis-Projektleiter diese Tests auch vermehrt mit der Führungsmannschaft und dem Vertrieb von Unternehmen durch. Sein Fazit bisher ist deutlich: Im Businessbereich wird teilweise eine noch größere Verbesserung erreicht als im Leistungssport! Bei einem IT-Unternehmen stellte Michael Ullmann sehr schnell fest, dass Mitarbeiter allein die Möglichkeit des Tests als Wertschätzung empfanden und oft zum ersten Mal ihren tatsächlichen mentalen Zustand, bisher unentdeckte Stärken und Schwächen erkannten. Führungskräfte sahen, welche ungeahnten Möglichkeiten sie haben. Innerhalb von wenigen Wochen verbesserte sich das Miteinander, die Führungskommunikation wurde von allen involvierten Seiten als viel konstruktiver und zielstrebiger erkannt und die Effizienz wurde gesteigert.

Bei einem Unternehmen im Maschinenbau konnte Steinbeiser Michael Ullmann mit der Methode die Mitarbeiterzufriedenheit und das Unternehmensgefühl deutlich steigern. Die Mitarbeitenden sprachen über das, was sie wirklich bewegte. Dadurch schlossen sich die Reihen in der Belegschaft – in einer Zeit, in der durch das Homeoffice das Miteinander deutlich reduziert und der Einzelne auf seine eigenen Ressourcen zurückgeworfen war.

Momentan liefert ein Algorithmus die Vorauswertung des Tests und ein Mental-Coach führt das Gespräch mit dem Teilnehmer und erklärt ihm das Ergebnis. Aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren wird künstliche Intelligenz vielleicht auch dies übernehmen.

„Es gibt nicht die ideale Führungskraft, nicht den idealen Weg zu führen und somit auch nicht das ideale Profil. Jede Führungskraft muss so führen, dass ihre Stärken zum Tragen kommen. Es gibt somit kein Idealbild, auch wenn sich günstigere und weniger günstigere Muster nachweisen lassen“, ist Michael Ullmann überzeugt. Entscheidend ist, wie man mit seinen Charaktereigenschaften umgeht und was man aus ihnen macht. Die Farb-Assoziations-Diagnostik und das daraus erstellbare Profil unterstützen darin, individuelle Stärken auszubauen und bewusst einzusetzen sowie Schwächen zu (er)kennen, zu verändern oder in jedem Fall einen zieldienlichen Umgang damit zu entwickeln. So wie der Cheftrainer im Sport sein Trainerteam und seinen Kapitän in dieser Analyse schulen lässt, ist es Aufgabe der Unternehmensführung ihre Führungsebene zu befähigen, dies zu leisten. Dann sind Unternehmen wie Spitzensportler in der Lage Topleistungen zu erbringen.

Kontakt

Dr. Michael Ullmann (Autor)
Freier Projektleiter
Steinbeis-Beratungszentrum Vertriebsanalytik (Hilzingen)
www.steinbeis-vertriebsanalytik.de