Die Pandemie als Innovationsbeschleuniger

Der Kommunale Innovationstag geht neue, virtuelle Wege

Als die L-Bank der Digitalakademie@BW das Bodensee-Schloss Maurach für den „3. Kommunalen Innovationstag“ zur Verfügung stellte, war das nicht nur für den Projektträger und die Sponsoren, sondern auch für Wolfgang Himmel von der translake GmbH und den Steinbeis-Experten Dr. Ralph Bürk als bodenseekundige Projektberater ein echter Glücksfall. Damit hatten sie für Referenten und Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz und Deutschland ein Ambiente direkt am Ufer des Sees, ganz in der Nähe der Klosterkirche Birnau – eine tolle Plattform, die vielfältigen Innovationsimpulse aus der Praxis aufzunehmen, zu diskutieren und wirken zu lassen. Doch dann kam Corona und machte den direkten, persönlichen Austausch unmöglich. Die erfahrenen Berater haben sich davon aber nicht entmutigen lassen und machen den 3. Kommunalen Innovationstag kurzerhand zu einer innovativen, virtuellen Veranstaltung.

Das Schloss Maurach taucht ein ins Virtuelle. Am 1. Juli findet das Innovationsforum Kommune nicht wie vor Corona geplant im Schloss, sondern im virtuellen Raum statt. Die Krise wirkte für dieses Event als Innovationsbeschleuniger, nicht zuletzt für die internationale kommunale Zusammenarbeit rund um den Bodensee.

 

Doch der Reihe nach: Die Digitalakademie@BW ist ein Projekt des Innenministeriums Baden-Württemberg in der Projektträgerschaft des Fraunhofer IAO, das die Digitalisierung in den Kommunen in Baden-Württemberg und die Vermittlung von Kompetenzen unterstützt. Der Grundgedanke der Kommunalen Innovationstage ist, dass in vielen Kommunen des Landes sehr innovative Projekte zu finden sind: oftmals nicht nur zu Themen der Verwaltung, sondern auch der Zivilgesellschaft und des Bürgerdialogs, in Form von regionalen Kooperationen, Handelsplattformen und Mobilitätskonzepten. Es gibt eine Menge „Hidden Champions“, große und kleine, von denen nicht nur die breite Öffentlichkeit wenig erfährt, sondern von denen auch der Eine nicht vom Anderen weiß. Die Landesregierung hat zwar in Wettbewerben schon zahlreiche einzelne Kommunen für hervorragende digitale Innovationen prämiert, aber es fehlten regionale Foren, in denen sich die Akteure finden, vernetzen und voneinander lernen können.

Der erste Kommunale Innovationstag im Innovationscampus der EnBW in Karlsruhe und der zweite Innovationstag im BadenCampus der Badenova in Breisach zeigten klar: Innovation in Baden-Württemberg ist mehr als Industrie 4.0 – auch die öffentlichen Verwaltungen und vor allem auch die kleinen und mittleren Kommunen sind auf dem Weg, die Zukunftsfähigkeit ihrer Kommunen aktiv und digital zu gestalten, zusammen mit der örtlichen Wirtschaft und engagierten Bürgern vor Ort. Der Zuspruch war groß, jeweils über hundert Teilnehmer diskutierten „auf Augenhöhe“ in den thematischen Workshops und viele Netzwerke wurden geknüpft.

Internationale Perspektive am Bodensee

Und dann kam eine aufregende neue Idee, über die Grenzen des Landes hinaus zu schauen und mit den Kommunen aus Österreich und der Schweiz das Blickfeld zu erweitern – so war die Idee für den 3. Kommunalen Innovationstag geboren. Die Durchführung wird unterstützt durch die EnBW AG, die Girosolution GmbH und die L-Bank sowie durch die kommunalen Verbände aus der Schweiz, Vorarlberg und Baden-Württemberg, die Berater Ralph Bürk und Wolfgang Himmel stehen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Der einigermaßen selbstbewusste, neue Titel „Innovationsforum Kommune – Heimat der Zukunftsfähigkeit“, der auch aufgrund der neuen Internationalität des Events gewählt wurde, gewinnt bei der Frage, wie es eigentlich weitergehen kann und was die Perspektiven nach der aktuellen Krise sein werden, eine neue, nicht geplante Aktualität.

Showdown statt Lockdown

Als die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen kamen, haben Ralph Bürk und Wolfgang Himmel keinen Augenblick an eine Absage des Events gedacht, sondern wollten weitermachen: Showdown statt Lockdown! Und es kam die schnelle Zustimmung des Projektträgers und der Sponsoren: Wir machen am 1. Juli 2020 einen virtuellen 3. Kommunalen Innovationstag. „Und wir machen das nicht als Notlösung, sondern als Perspektive und Modell dafür, wie künftig die kommunale Kommunikation, die kommunale Innovation ausschauen werden. Wir machen sozusagen eine virtuelle Location, ein virtuelles Schloss Maurach, das ebenso attraktive Möglichkeiten des Austauschs anbietet, wie wir sie in der ‚realen‘ Tagung gehabt hätten“, so Steinbeis-Experte Ralph Bürk.

Selbst-Innovation: Das „Menschliche“ ins „Digitale“ bringen

Damit machen die Organisatoren die Tagung zum Thema „Kommunale Innovation“ selbst zur Innovation, zur Innovation des Formats und der Inhalte gleichermaßen. In einem gemeinsamen Planungsprozess mit Projektträger und Sponsoren, aber auch mit den Referenten sind sie dabei, nicht nur das frühere Tagungskonzept in neue Kanäle zu übertragen, sie wollen die Möglichkeiten der Virtualität auch offensiver nutzen. Bekannt ist, dass die virtuelle Kommunikation kürzere „Sequenzen“ braucht, um die Interaktivität spannend zu machen. Da geht es nicht nur um neue Technik, sondern auch um eine neue Kommunikationskultur.

Digitales Conferencing sehen Ralph Bürk und Wolfgang Himmel nicht als Selbstzweck, sondern folgen dem Leitsatz „Form follows Function“. Ziel ist es, alle geplanten Formen von Interaktion umzusetzen, zum Beispiel in Vier-Augen-Gesprächen, kleinen Runden am Kaffeetisch, Miniworkshops bis hin zur großen Open-Space-Konferenz. In den letzten Jahren ging es oftmals darum, digitale Elemente in die analogen Konferenzen zu integrieren. Jetzt geht es darum, das „Menschliche“ und die „Emotion“ in die digitale Welt zu bringen.

Neue Formate: Kreativität ist gefragt

Eine neue Möglichkeit ist die zeitliche und räumliche Entzerrung: Referenten können schon im Vorfeld des Tagungstermins kurze Einführungen zu ihren Workshops, ihrer Person, Kommune oder Organisation ins Netz stellen. Teilnehmer können schon bei der Anmeldung eigene Aspekte und Impulse als (dokumentierte) Clips einbringen und so von Teilnehmern zu „Teilgebern“ werden. Der Präsenzteil kann sich daher auf den kreativen Austausch konzentrieren, kann die Vielfalt erlebbarer und produktiver machen.

Und es wird eine Plattform für die Weiterführung des Austausches in Themen-Clustern geben. „Wir erleben die Krise – mit allen ihren erschreckenden gesundheitlichen Auswirkungen – inzwischen auch als Innovationsbeschleuniger. Ja, wir gestehen ein, dass wir ohne den Schock der Krise den Mut und den Impuls nicht gehabt hätten zu springen“, so Wolfgang Himmel, Gründer der translake GmbH. Zu springen auf ein Format, in einer kommunikativen „Aufführung“, für die die Organisatoren weder ein Drehbuch noch eine wirklich erprobte „Bühnentechnik“ haben: Es ist „Impro-Theater“, aber alle Beteiligten wissen dies und wirken mit. Und eine ganz wichtige Rolle für das Gelingen hat, wie immer im experimentellen Theater, das Publikum.

Ralph Bürk und Wolfgang Himmel sind überzeugt, dass sie daraus lernen werden, wie sie mit „Neuem“ umgehen: Sei es das Neue in unerwarteten Risiken, seien es neue Technologien, neue Erwartungen der Politik oder der Öffentlichkeit oder – wie in der virtuellen Tagung – neue Formen der Kommunikation.


Der 3. Kommunale Innovationstag findet am 1. Juli 2020 statt, Anmeldung hier.

Kontakt

Dr. Ralph Bürk (Autor)
Freier Projektleiter
Steinbeis-Beratungszentrum Syntos (Emmendingen)

Wolfgang Himmel (Autor)
Gründer und Geschäftsführer
translake GmbH (Konstanz)