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Von Visionären, die in der Krise gründeten

Die Geschäftsidee der neu gegründeten SurFunction GmbH ist in Zeiten von Corona aktueller denn je

Auch eine weltweite Krise wie die aktuelle kann den Innovationsdrang und Unternehmergeist von kompetenten Köpfen nicht bremsen – ein gutes Beispiel dafür ist die SurFunction GmbH. Das Steinbeis-Unternehmen wurde mitten in dieser von Zweifeln und unternehmerischen Unsicherheiten geprägten Situation gegründet. Und es hat mit der Entwicklung von keimabtötenden Oberflächen eine Zukunftsvision, die genau zum richtigen Zeitpunkt kommt.

Die technische Grundlage dieser Gründung wurde bereits vor knapp 20 Jahren in Saarbrücken gelegt. Prof. Dr. Frank Mücklich, Institutsleiter des Lehrstuhls für Funktionswerkstoffe an der Universität des Saarlandes, erkannte in dieser Zeit das Potenzial eines vermeintlich einfachen physikalischen Effektes zur Erzeugung mikroskopisch kleiner Oberflächenstrukturen, basierend auf der Interaktion elektromagnetischer Wellen (Interferenz): Die Laserinterferenzstrukturierung, kurz DLIP (Direct Laser Interference Patterning). In den folgenden Jahren entwickelte Prof. Dr. Andrés Lasagni an der Technischen Universität Dresden ein kompaktes optisches System, das die wirtschaftliche und schnelle Anwendung dieses Effektes ermöglichte.

DLIP auf Erfolgskurs

Vor zehn Jahren gründete Frank Mücklich das Steinbeis-Forschungszentrum Material Engineering Center Saarland (MECS), um die Technologie voranzubringen. 2013 übernahm Dr.-Ing. Dominik Britz dessen operative Leitung und ein mehrjähriges Transferprojekt lief an, das Dr.-Ing. Leander Reinert begleitete. Mit diesem Projekt gelang schließlich der erfolgreiche Technologietransfer mit TE Connectivity, einem der Weltmarktführer im Bereich elektrischer Steckverbindersysteme. 2019 entstand am MECS eine produktionsfähige Pilotanlage zur DLIP-Laserstrukturierung elektrischer Steckverbinder und noch im selben Jahr wurde diese Leistung mit dem Transferpreis der Steinbeis-Stiftung – Löhn-Preis ausgezeichnet.

Unternehmerisch zu handeln heißt aber auch, im Alltagsgeschäft die Weichen für die langfristige Entwicklung des Unternehmens zu stellen. Grund genug für das Team um Frank Mücklich, den folgerichtigen nächsten Schritt zu tun: die Gründung der SurFunction GmbH als Unternehmen im Steinbeis-Verbund. Seit Ende März dieses Jahres leitet Leander Reinert gemeinsam mit Nikolaus Wanke, der das Gründungsteam mit seinen unternehmerischen Kompetenzen ergänzt, das Steinbeis-Unternehmen. Die Herausforderungen der aktuell schwierigen Zeiten gehen die beiden Geschäftsführer optimistisch und vertrauensvoll an. „Wohlwissend, dass wir uns auf Steinbeis als starken und erfahrenen Partner insbesondere jetzt, zur Überwindung der erschwerten Startbedingungen, verlassen können“, betont Leander Reinert.

Die Geschäftsidee der SurFunction GmbH besteht aus der Vermarktung und Produktion von Anlagen zur Industrialisierung der DLIP-Technologie. Die bereits vielfach ausgezeichnete Technik soll nun in der industriellen Serienproduktion von TE Connectivity Anwendung finden. Doch nicht nur dort, sondern auch in zahlreichen weiteren, bereits mit enormen Verbesserungseffekten getesteten Anwendungsfeldern, soll die Technologie industriell durch die SurFunction GmbH Einzug halten.

Technologie für keimabtötende Oberflächen

Das Unternehmen hat ein Potenzial, das in den letzten Wochen zu unerwarteter Aktualität kam. Das Team entwickelt momentan schon mit der DLIP-Technologie keimtötende sowie keimabweisende Oberflächen, die derzeit auf der internationalen Raumstation ISS geprüft werden. Eine Zukunftsvision der SurFunction GmbH ist die Herstellung von Oberflächen, die zur gezielten, aktiven Keimabtötung und damit zur Bekämpfung der Ausbreitung bakterieller und viraler Krankheiten, wie COVID-19, in Bereichen der öffentlichen Infrastruktur eingesetzt werden können.

Die DLIP-Technologie ermöglicht es in diesem Zusammenhang Oberflächenstrukturen in der Größenordnung der Keime herzustellen. So kann die tatsächliche, mikroskopisch kleine Kontaktfläche zwischen Keim und Oberfläche gezielt manipuliert werden. „Diese Manipulation geht so weit, dass entweder eine maximale Anhaftung an die Oberfläche zum effizienteren, schnelleren Abtöten der Keime oder auch eine minimale Anhaftung zur Herstellung von keimabweisenden Oberflächen bewusst eingestellt werden kann – und das in prozesstechnischen Rekordgeschwindigkeiten“, erläutert Leander Reinert das beeindruckende Potenzial der Technologie.

Beispiele für Anwendungsgebiete der DLIP-Technologie

 


Direct Laser Interference Patterning (DLIP) in der Praxis

In Zeiten der Elektrifizierung und des autonomen Fahrens werden elektrische Steckverbinder immer zahlreicher und multipoliger. In einer Anlage zur DLIP-Laserstrukturierung können diese Steckverbinder (mehr als 2.500 Stück pro Automobil) automatisiert mit der Technologie behandelt und ihre benötigte Steckkraft um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Bei Verwendung der DLIP-Technik können somit bis zu 40 Prozent mehr Pole pro Steckverbinder verbaut sowie Materialkosten und Gewicht des elektrischen Onboard-Systems eines Automobils (Kabelbaum etc.) ebenso stark reduziert werden, was sowohl nachhaltig ist als auch zu enormen Wettbewerbsvorteilen führt.