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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

„ein Auto, das selbstständig fährt“ – dieser große Traum könnte in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden. Sicher nicht schlagartig, praktisch über Nacht – aber Stück für Stück, Schritt für Schritt wird immer mehr davon wahr. Assistenzsysteme, die heute fast alltäglich sind, nutzen erste autonome Fahrfunktionen. Algorithmen, die verschiedene Sensordaten zu einem Bild des Fahrzeugumfeldes verschmelzen und auswerten können, werden immer zuverlässiger. Und damit scheint eine wirklich autonome Form von Mobilität in greifbarer Nähe.

Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine rückt weiter in den Mittelpunkt: Wie kann ein selbstfahrendes Fahrzeug ausdrücken, dass ich vor ihm gefahrlos die Straße überqueren kann? Viele unserer Kolleginnen und Kollegen forschen und entwickeln mit ihren Industriepartnern in diesen hochinteressanten Bereichen. Es ist meines Erachtens nicht übertrieben zu sagen, dass das Auto-Mobil ein weiteres Mal erfunden wird.

Darüber soll aber nicht vergessen werden, dass „autonomes Fahren“ nicht nur eine Frage der Automobiltechnik ist. Es gilt auch, eine geeignete Infrastruktur inklusive der sogenannten Car2X-Kommunikation zu entwickeln. Mögliche Geschäftsmodelle müssen untersucht und angepasst werden – ist der Besitz eines eigenen autonom fahrenden Fahrzeugs erstrebenswert oder ergibt sich dadurch fast nebenbei eine gruppenbezogene Nutzung? Nicht zuletzt sind auch juristische Fragen von Relevanz: Wer hat die Verantwortung für ein Fehlverhalten eines solchen Fahrzeugs?

Liebe Leserin, lieber Leser, wir sind es gewohnt, ein eigenes Auto zu fahren, das wir selbst steuern. Unsere Städte mit ihrer Verkehrsinfrastruktur sind darauf ausgerichtet, ganze Industriezweige leben davon. Der tiefgreifende Wandel, der durch das autonome Fahren und weitere Formen der autonomen Mobilität möglich wird, kann und darf nicht gleichsam übers Knie gebrochen werden. Eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die neuen Technologien, ihre Chancen und Risiken steht noch bevor. Lassen Sie uns klein anfangen: In dieser Ausgabe werfen Steinbeis-Experten einen umfassenden Blick auf das Themenfeld autonomer Mobilität. Sie stellen aktuelle Projekte vor und beziehen Stellung zu Fragen der Zeit. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr Prof. Dr. Peter Neugebauer


Prof. Dr. Peter Neugebauer

Prof. Dr. Peter Neugebauer ist kurz vor Erscheinen dieses Editorials im April 2020 verstorben. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und den Angehörigen.

Prof. Dr. Peter Neugebauer verantwortete die Steinbeis-Transferzentren Automotive Testing sowie Automotive Engineering an der Hochschule Karlsruhe und beschäftigte sich dort mit Themen rund um die Kfz-Diagnose, Elektronikentwicklung und -tests und Embedded Software. An der Hochschule war er geschäftsführender Leiter des Instituts für Energieeffiziente Mobilität und Professor für Fahrzeugelektronik.

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