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Fair, nachhaltig, sexy: Dessous auf der Basis von Holz von Coco Malou

Steinbeis-Coaches begleiten Stuttgarter Gründerin beim Aufbau des eigenen Unternehmens

Das neue Stuttgarter Lingerie Label Coco Malou produziert Unterwäsche für Frauen, die anders ist: Unter fairen Arbeitsbedingungen in Europa produziert, besteht die Wäsche aus innovativen Holzfasern und ist bewusst feminin designt. Für jedes verkaufte Set pflanzt das Start-up einen Baum in Sambia, Afrika. Coco Malou startete im November 2018 eine Crowdfunding Kampagne auf Startnext, um im Frühjahr 2019 in die Produktion zu gehen. Das junge Unternehmen wurde in der Gründungsphase tatkräftig von den Steinbeis-Coaches Mario Buric und Doris Deichselberger unterstützt.

Zu öko, zu schlicht, einfach nicht die richtigen Schnitte – Corinna Borucki suchte mehrere Jahre vergebens nach fair produzierter Unterwäsche, die auch optisch etwas hermacht. Deshalb produziert sie jetzt ihre Traum-Unterwäsche unter dem Label Coco Malou selbst. „Die Modeindustrie ist nicht nur einer der größten Umweltverschmutzer weltweit, sondern leider auch sehr ungerecht“, sagt Corinna Borucki. Nachhaltigkeit ist für die junge Unternehmerin schon lange eine Herzensangelegenheit. Sie setzt sich daher für faire Arbeitsbedingungen ein und verwendet möglichst umwelt- und hautfreundliche Materialien, vornean das aus Holz gewonnene Tencel: eine Faser, die aus Holz gewonnen wird und in einem Kreislaufverfahren zu einem seidig weichen Stoff verarbeitet wird. Für die Verarbeitung wird deutlich weniger Wasser verbraucht als für andere Rohstoffe. Auch bezüglich der Trageeigenschaften punktet Tencel: Die Faser wirkt antibakteriell, da sie Feuchtigkeit sehr gut aufnimmt, schnell wieder abgibt und so die Bakterienbildung signifikant reduziert.

Da Tencel aus Holz gewonnen wird, gibt Coco Malou der Natur für jedes verkaufte Set einen Baum zurück: Gemeinsam mit der Organisation WeForest reduziert Coco Malou auf diese Weise CO2 und schafft durch die Aufforstungsprojekte Arbeitsplätze in Sambia sowie Lebensraum für Tiere. Gefördert wird das Start-up vom Social Impact Lab in Stuttgart, das mit Beratung und einem Co-working-Platz zur Seite steht.

Zudem hat Textilbetriebswirtin Doris Deichselberger, Leiterin des Steinbeis-Beratungszentrums Change Management und Business Coaching, ihre langjährige Erfahrung in Einkauf und Warenwirtschaft im Textil-Onlinehandel in das innovative Projekt eingebracht. Sie beriet die Gründerin im Hinblick auf Einkaufsstrategie und Sortimentspolitik. „Um eine möglichst hohe Lieferbereitschaft und somit Kundenzufriedenheit bei gleichzeitiger Optimierung der Lagerbestände zu gewährleisten, ist es zielführend, die Ressourcen nicht von Anfang an komplett auszuschöpfen. Dies bietet die Möglichkeit, kurzfristig und individuell auf die jeweiligen Kundenwünsche einzugehen“, so Doris Deichselberger. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, das vom Endverbraucher immer stärker nachgefragt wird.” Und auch das Steinbeis-Beratungszentrum Existenzgründung half bei der Gründung.

Im November 2018 startete Coco Malou eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext, die bereits in der ersten Woche zu über 2/3 finanziert wurde. Bei erfolgreicher Kampagne geht es Anfang des Jahres in die Produktion; der Markenlaunch ist im Frühjahr 2019 geplant. Mit einem eigenen Online-Shop und dem Vertrieb über ausgewählte Fair-Fashion-Läden will Coco Malou mehr Frauen das gewisse Etwas für drunter anbieten – fair, nachhaltig und sexy.

Mario Buric ist Coach im Steinbeis-Beratungszentrum Existenzgründung, Unternehmer und Crowdfunding-Pionier: Seit 2011 beschäftigt er sich mit diesem Bereich der alternativen Finanzierung, hat eine eigene Plattform aufgebaut, wesentliche Events nach Stuttgart geholt und ist Teil der crowdfundingfamily in Deutschland. In unzähligen Beratungen, Workshops und Seminaren hat er Gründern in den letzten Jahren geholfen. Vor einigen Wochen konnte Mario Buric Corinna Borucki auf ihrem Weg zur Crowdfunding-Kampagne beraten. Die Entscheidung für die deutschsprachige Plattform Startnext, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv ist, war schnell gefallen. Mehr als 6.600 erfolgreiche Projekte, über 1.000.000 Unterstützer und mehr als 60 Mio. Euro, die über die Crowd finanziert wurden, sprechen eine deutliche Sprache. Dabei behandelten Mario Buric und Corinna Borucki die wichtigen Themen intensiv: Zielgruppe, Kampagnengestaltung inklusive Dankeschöns und Kommunikationsplan.

Um Start-ups die besten Chancen bei der Finanzierung zu bieten, gibt es einiges zu beachten. Dies beginnt mit der Bestimmung des Kapitalbedarfs, der Besprechung möglicher Kapitalquellen und einem praktikablen Finanzierungskonzept. Und insbesondere Crowdfunding setzt intensive Beratung voraus. Hier spielt das vom Land Baden-Württemberg geförderte Exi-Programm mit der bis zu 8-stündigen, kostenfreien Kompaktberatung und der darauf folgenden Intensivberatung – mit einem Eigenanteil der Gründer in Höhe von 160 Euro je Beratungstag – seine Stärken aus. Gründer können so von der Lösungskompetenz aller Steinbeis-Berater profitieren. Crowdfunding-Kampagnen werden meist über spezialisierte Plattformen im Internet organisiert. Oftmals gibt es eine im Vorfeld definierte Mindestsumme, die in einem festlegten Zeitraum erreicht werden muss, damit das Crowdfunding erfolgreich ist und das Projekt realisiert wird. Dabei steht Crowdfunding keineswegs in Konkurrenz zu anderen Finanzierungsoptionen, sondern kann diese sinnvollerweise ergänzen.

Das Jahr 2018 hat sich als das Crowdfundingjahr der Stuttgarter Gründer und Start-ups entpuppt. Im Sommer waren es im Crowdinvesting die Startups smoope und ello die groß auftrumpfen konnten und bei denen Steinbeis-Berater Mario Buric unterstützen konnte. Beide haben in tollen Kampagnen zahlreiche Investoren überzeugen können und ein Novum hingekriegt: Zum ersten Mal waren zur selben Zeit zwei schwäbische Unternehmen gleichzeitig auf der Plattform Seedmatch. Smoope bietet messengerbasierte Kommunikationsinfrastruktur für Unternehmen an und konnte in seiner Kampagne https://www.seedmatch.de/startups/smoope [1] 501 Investoren überzeugen 550.000 Euro zu investieren. Dabei kamen lediglich fünf Investoren aus dem eigenen Netzwerk – alle anderen konnten durch das Geschäftsmodell und die erreichten Erfolge überzeugt werden. Ello ist der elektrische Rollator des Start-ups eMovements. Die Kampagne https://www.seedmatch.de/startups/ello [2] konnte mit 474 Investoren und eingesammelten 500.000 Euro glänzen.

Die Crowd ist keine anonyme Masse im Internet, sondern im nächsten Umfeld der Kampagnenstarter zu suchen. Demnach ist Crowdbuilding, also der Aufbau einer Crowd, eine der wichtigsten Aufgaben in der Kampagnenvorbereitung. Der Kommunikationsplan ist ein weiterer wichtiger Baustein einer Kampagne. Darin wird festgelegt, in welchen Kanälen kommuniziert wird. Dies geschieht on- wie offline, über soziale Medien, die eigene Website oder Newsletter; Presse, lineares und nicht-lineares TV und Radio. Dabei gilt „weniger ist mehr“, denn die Kanäle müssen in einer entsprechenden Frequenz mit Neuigkeiten versorgt werden. Und gerade eigenkreierte Inhalte sind zeitaufwändig.

Die Vorbereitungszeit richtet sich dabei nach der vorhandenen Crowd, der Erklärungsbedürftigkeit des Produkts/der Dienstleistung und angepeilten Fundingsumme. Je weniger Crowd vorhanden ist, je erklärungsbedürftiger und je höher die angepeilte Fundingsumme, desto größer der Aufwand und die Vorbereitungszeit. Im Idealfall sind das sechs Monate.

Die Kampagne von Corinna Borucki ist bereits viral und hat schon das erste Fundingziel erreicht und über 400 Unterstützer gewonnen. Sie ist bis zum 01.01.2019 online unter www.startnext.com/coco-malou [3]. „Der Launch der Crowdfunding-Kampagne war sehr emotional und zeitintensiv, da man wirklich viel vorbereiten muss, von Videodreh über Texten und Fotoshooting“, resümiert die 31-Jährige Gründerin, „Es sieht aber so aus, als hätte sich die ganze harte Arbeit gelohnt, da ich jetzt schon unter den Empfehlungen von Startnext gelistet werde. Die erfolgreiche Finanzierung wäre dann mein schönstes Weihnachtsgeschenk!“