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Auf dem Weg zu neuen Schlüsseltechnologien

Das SEZ ist Partner der EU-Projekte NUCLEI und KETGATE

Neuartige Schlüsseltechnologien aus den Bereichen IKT, Produktion, Photonik, moderne Werkstoffe, Mikro- und Nanotechnologie sind wichtige Treiber für Innovationen. Deren grenzüberschreitende Nutzbarmachung sichert langfristig die wettbewerbsfähige industrielle Basis Europas. Der Wissensaustausch zwischen europäischen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und der Industrie ist dabei ein ausschlaggebender Faktor. Die Interreg CENTRAL EUROPE-Projekte NUCLEI und KETGATE, an denen das Steinbeis-Europa-Zentrum (SEZ) mitwirkt, verbessern den Zugang zu Schlüsseltechnologien insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen von Open Innovation- Prozessen.

Geprägt wurde der Begriff „Open Innovation“ von Henry Chesbrough, Professor an der University of California, Berkley. Darunter versteht er die strategische Öffnung des Innovationsprozesses von Organisationen und die Nutzung der Außenwelt. Man unterscheidet drei Kernprozesse der Open Innovation: „outside-in“, die Integration externen Wissens durch externe Akteure, daneben „inside-out“, das Nachaußentragen internen Wissens zur weiteren Nutzung, und schließlich „coupled process“, die Verbindung von „outside-in“- und „inside-out“-Prozessen durch Bildung von Allianzen mit komplementären Partnern. Die Anwendung dieser Prozesse erhöht das Innovationspotenzial, eine schnellere Umsetzung in marktfähige Produkte ist dabei möglich und sichert einen Wettbewerbsvorsprung.

Schlüsseltechnologien (KETs – Key Enabling Technologies) sind Treiber für Innovationen und Impulsgeber für ein intelligentes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Innerhalb von Europa bestehen jedoch große Unterschiede hinsichtlich des Zugangs zu Schlüsseltechnologien. Insbesondere in Mitteleuropa fehlt es an geeigneten Dienstleistungen und Infrastrukturen, mit denen vor allem der Mittelstand an marktreife neue Technologien herangeführt werden kann. Mit den beiden Interreg-Projekten NUCLEI und KETGATE möchte das Steinbeis-Europa-Zentrum KMU in Mitteleuropa Zugangsmöglichkeiten zu solchen technologischen Dienstleistungen eröffnen und dabei Open Innovation-Prozesse anstoßen.

Der Fokus von NUCLEI liegt auf der Fertigungsindustrie. Die Partner aus unterschiedlichen Regionen in Italien, Österreich, Deutschland, Polen, der Slowakei und Tschechien umfassen Forschungseinrichtungen und Industriecluster der Fertigungsbranche sowie Technologietransferzentren. Durch konkreten Wissensaustausch und eine Vernetzung der regionalen Anlaufstellen generieren sie einen gemeinsamen Wissenspool für die Anbahnung und Umsetzung von Open Innovation- Vorhaben vor allem im Mittelstand. Über eine Kooperationsplattform von zunächst 100 Betrieben aus den Regionen Emilia-Romagna, Veneto, Oberösterreich, Bayern, Niederschlesien, Ostslowakei und Prag sollen transnationale Innovationsdienstleistungen gefördert werden. Das Projekt läuft noch bis Ende 2018. Bis Frühjahr 2018 werden kostenfreie Seminare für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und andere Interessenten im Bereich Digitalisierung und Industrie 4.0 angeboten. Das Steinbeis-Europa-Zentrum unterstützt die Entwicklung und Internationalisierung der dafür notwendigen Prozesse, unter anderem auch durch Schulungsmaßnahmen im Bereich Open Innovation.

Im Interreg CENTRAL EUROPE-Projekt KETGATE agiert das Steinbeis- Europa-Zentrum als Projektkoordinator. Auch hier geht es darum, KMU in Mitteleuropa den Zugang zu Schlüsseltechnologien, in diesem Fall zu modernen Werkstoffen, Photonik, Mikro- und Nanotechnologien für die Industriezweige Verkehr, Lebensmittelindustrie und Gesundheitstechnologien zu erleichtern. An dem im Juli 2017 gestarteten Projekt wirken fünf Wirtschaftsförderungs- und drei Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Italien, Kroatien, Polen, Österreich, Slowenien, Tschechien und Ungarn mit. Die Regionen bilden eine Art Testbed. Erprobt wird ein Netzwerk aus Innovationsanlaufstellen und technologischen Dienstleistern, die KMU über nationale Grenzen hinweg mit den jeweils passenden angewandten Forschungseinrichtungen zusammenbringen.

An jedem Partnerstandort werden Anlaufstellen eingerichtet, die KMU in ihrer Muttersprache zu den Anwendungspotenzialen von Schlüsseltechnologien beraten. Durch gemeinsam entwickelte Dienstleistungsmodelle wird ausgewählten Unternehmen in Pilotprojekten die konkrete Anwendung von Schlüsseltechnologien durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen ermöglicht. Insgesamt sollen bis August 2020 neunzig KMU aus Mitteleuropa unterstützt sowie fünfzehn transnationale Pilot-Kooperationen zwischen Innovationsdienstleistern geschlossen werden. KETGATE setzt hierbei die Erfahrungen um, die das Steinbeis-Europa-Zentrum bei der Ausarbeitung eines europaweiten „KETs Inventory“ von möglichen Anbietern (Forschungs- und Entwicklungsinstituten) für die Europäische Kommission im Jahr 2015 gewonnen hat. Um vor allem dem Mittelstand den Zugang zu Prototypen, Verfahrensentwicklung und Testanlagen in allen Schlüsseltechnologien zu ermöglichen, können diese auf die vom SEZ entwickelte europäische Datenbank der KETs Technology Centres zugreifen.

Kontakt

Sarah Mortimer, Simone Jung, Dr. Petra Püchner
Steinbeis-Europa-Zentrum/Steinbeis 2i GmbH (Stuttgart/Karlsruhe)

http://www.interreg-central.eu/Content.Node/NUCLEI.html
http://www.interreg-central.eu/Content.Node/KETGATE.html
https://ec.europa.eu/growth/tools-databases/ketsobservatory/kets-tc/map