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„Bildung von kooperativen Netzwerken als erfolgversprechende Antwort auf die Konvergenz der Technologien“

Im Gespräch mit Professor Dr. Peter Philippi-Beck (Steinbeis-Transferzentrum Internationalisierung – Beteiligungen – Nachfolgeregelung) und Hans-Joachim Hölz (Steinbeis-Transferzentrum Landkreis Ravensburg/WiR GmbH Landkreis Ravensburg/Steinbeis Transfer GmbH an der Hochschule Ravensburg- Weingarten)

Welchen Einfluss haben die technologischen Entwicklungen auf den Erfolg eines Unternehmens und dessen Zukunftsfähigkeit? Um diese Frage beantworten zu können, ist das Zusammenfügen von Expertenwissen aus vielen Bereichen notwendig. Wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann und welche Rolle die Netzwerke dabei spielen, darüber haben Professor Dr. Peter Philippi-Beck und Hans-Joachim Hölz mit der TRANSFER gesprochen.

Herr Professor Philippi-Beck, Sie sind einer der Gründer des Steinbeis- Kompetenzteams Technologieumsetzung – Unternehmensoptimierung (K|T|U), eines regionalen Netzwerkknotens, der seine Kunden bei der Erkennung von technologischen Trends und deren Umsetzung in neue Geschäftsmodelle, zukünftige Produkte sowie Produktionsprozesse unterstützt. Was hat Sie dazu bewogen?

Im Rahmen meiner Steinbeis-Beratertätigkeit wurde ich regelmäßig mit Fragestellungen der technologischen Veränderungen und deren Auswirkungen auf den zukünftigen Erfolg der Unternehmen konfrontiert. Im Fokus standen und stehen dabei die Themenfelder Produktionsgestaltung und Umsetzung von Technologie in Produkte sowie die Veränderungen der Wettbewerbsposition der Unternehmen. Das sind aus meiner Sicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen – gerade in einer technologisch geprägten Region. Diese Vielschichtigkeit der damit verbundenen Problemstellungen erfordert interdisziplinäres Expertenwissen, was mich dazu bewog, ein Spezialisten- Team ins Leben zu rufen. Das vor diesem Hintergrund gebildete Steinbeis-Kompetenzteam Technologieumsetzung – Unternehmensoptimierung (K|T|U) vereint Spezialisten für die Produktentwicklung, Produktionsgestaltung und Geschäftsentwicklung.

Auch die WiR in Ravensburg, das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich- Technische Trendanalysen (INT) sowie die Hochschule Ravensburg-Weingarten sind Partner des K|T|U. Welche Ziele verfolgt diese Kooperation?

Als erfolgversprechende Antwort auf die Konvergenz der Technologien und die damit verbundenen Veränderungsprozesse wird heute die Bildung von kooperativen Netzwerken gesehen. Im Mittelpunkt dieser interdisziplinären Netzwerke steht einmal mehr der anwendungsorientierte Technologietransfer zwischen Forschung, Entwicklung und Umsetzung in den Unternehmen. Daher ist es wichtig, neben dem Branchengrenzen überschreitenden Expertenansatz die Wissensbasis breit zu gestalten und den unternehmerischen Bezug zukunftsorientiert herzustellen. Vor diesem Hintergrund sind wir froh, mit Fraunhofer INT einen Partner mit an Bord zu haben, der mittels technologischer Trendforschung Aussagen zu langfristigen Technologieentwicklungen machen kann. Die Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft des Landkreises versteht sich dabei als Bindeglied und Moderator zwischen den Netzwerkpartnern und den Unternehmen. Die Hochschule Ravensburg- Weingarten als weiterer Partner bringt ihre Kompetenz im Bereich Forschung und vor allem Entwicklung ein.

Herr Hölz, die WiR in Ravensburg unterstützt insbesondere die KMU des Landkreises bei der marktgerechten Umsetzung von Innovationsvorhaben, indem sie ihnen Kontakte zu Spezialisten oder Kooperations- und Transferpartnern, Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen vermittelt. Welche Herausforderungen bringen der Aufbau und die Pflege eines solchen Expertennetzwerkes mit sich?

Grundsätzlich stellt sich für viele Unternehmen in diesen Tagen die Frage nach der Existenzfähigkeit ihres aktuellen Geschäftsmodells. Megatrends wie Elektromobilität, 3D-Druck, Industrie 4.0, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, können im Einzelfall das komplette Geschäftsmodell eines Unternehmens gefährden. So müssen sich beispielsweise Maschinenbauunternehmen überlegen, ob die von ihnen bisher mit herkömmlichen Produktionsverfahren hergestellten Teile in dieser Form zukünftig durch gedruckte Teile substituierbar sind. Hierzu müssen spezifisch auf das Unternehmen zugeschnittene Lösungsansätze entwickelt werden. Dies funktioniert aber zunehmend nur, wie bereits gesagt, mit einem interdisziplinären und oft auch firmenübergreifenden Ansatz. Die Schwierigkeit besteht nun darin, zwischen den Unternehmen einen Vertrauensraum aufzubauen, der es ermöglicht, diese immer komplexer werdenden technologischen Fragestellungen gemeinsam und ohne Angst vor einem Know-how-Verlust zu bewältigen. Dies stellt einerseits hohe Anforderungen an die Moderationskompetenz des Innovations- und Netzwerkmanagers. Andererseits erfordert dies auch fachlich kompetente Beratung. Das dafür erforderliche Expertenwissen bringt dabei unser Netzwerkpartner, das Steinbeis-Kompetenzteam Technologieumsetzung – Unternehmensoptimierung (K|T|U), ein.

Herr Professor Philippi-Beck, Herr Hölz, gerade für KMU ist es lebenswichtig, technologische Trends rechtzeitig zu erkennen, allerdings fehlen diesen Unternehmen sehr oft Ressourcen dafür. Können Netzwerke in dieser Situation helfen?

Peter Philippi-Beck: Das ist richtig. Gerade in den kleineren Unternehmen scheitern Digitalisierungsprozesse an den verfügbaren Ressourcen. In einem Unternehmen mit 20 Mitarbeitern fällt es in den meisten Fällen schwer, die Ressourcen für derartig komplexe Problemstellungen bereit zu stellen. Nichtsdestotrotz müssen sich diese ebenso wie die großen Unternehmen dem technologischen Strukturwandel stellen. Im Rahmen eines funktionierenden Netzwerks können derartige Engpässe durch Know-how- und Ressourcentransfer zwischen den Netzwerkpartnern besser ausgeglichen werden.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor von Netzwerken ist der sogenannte Vertrauensraum. Ist dieser in mittelständisch geprägten Regionen wie beispielsweise Oberschwaben eher leichter oder schwerer zu etablieren und zu erhalten?

Hans-Joachim Hölz: Kurze räumliche Distanzen sowie viele inhabergeführte Betriebe erleichtern den Aufbau von Vertrauensräumen. Die Vielfalt und die mittelständische Struktur dieser oberschwäbischen Unternehmen tragen aus unserer Sicht entscheidend dazu bei, dass diese Netzwerke funktionieren. Die Gestaltung und Etablierung des Netzwerks aus WiR in Ravensburg, Steinbeis K|T|U, Hochschule und Fraunhofer ist ein Beispiel für das Funktionieren dieser Strukturen, da der Technologietransferprozess und die inhaltliche Ausgestaltung laufend durch das Feedback der Unternehmen verbessert werden.