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Transformationslotsen: Ein Wegweiser für den Strukturwandel

Das Leipziger Steinbeis-Team hilft mit Qualifizierungen, Konflikte zu erkennen, Resilienz zu stärken und damit den Wandel aktiv zu gestalten

Fortschritt ist ohne Konflikte nicht denkbar. Denn der digitale, ökologische und demografische Wandel löst große gesellschaftliche Veränderungsprozesse aus, die eine Vielzahl von Herausforderungen und damit verbunden Konflikte mit sich bringen. Gerade die Kohleregion Mitteldeutschland sieht sich in diesem Prozess einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre gegenübergestellt. Probleme und Spannungen treten vor allem dort auf, wo Menschen tagtäglich miteinander im Austausch stehen – in den Betrieben und Unternehmen vor Ort. Das war 2023 Anlass für das Steinbeis-Beratungszentrum Wirtschaftsmediation in Kooperation mit der IKOME Dr. Barth GmbH & Co. KG, mit der langjährigen Erfahrung im Konfliktmanagement das Pilotprojekt „Transformationslotsen – Qualifizierung zur Konfliktbearbeitung im Rahmen des Strukturwandels“ ins Leben zu rufen. Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Modellvorhabens „Unternehmen Revier“ sollte das Projekt den Akteuren in Unternehmen, Ausbildungseinrichtungen und Schulen in Mitteldeutschland die notwendigen Handlungskompetenzen vermitteln, um den Strukturwandel nachhaltig in die Praxis zu übersetzen. Im März 2025 ging das Projekt zu Ende – Zeit für einen Blick zurück.

Der Kohleausstieg verändert nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die sozialen und kulturellen Strukturen im mitteldeutschen Revier. Diese Umbrüche gehen häufig mit Unsicherheiten und Konflikten einher – sei es in Unternehmen, Schulen oder der Zivilgesellschaft. Deshalb war ein zentrales Ziel des Projekts „Transformationslotsen“, Führungskräfte, Mitarbeitende, Auszubildende und Schüler so zu qualifizieren, dass sie zukünftig Konflikte frühzeitig wahrnehmen, verstehen und strategisch angehen können. Durch den Aufbau von Konflikt- und Krisenresilienz in Unternehmen und Organisationen sowie die Förderung eines demokratischen Miteinanders sollte der Strukturwandel am Ende des Projekts für die Teilnehmenden nicht nur als überwältigende Herausforderung begriffen werden, sondern als Chance, die Transformationen proaktiv zu gestalten. Ziel war es, durch einen Fokus auf Vernetzung und Wissensaustausch diese Haltung und entsprechende Handlungskompetenzen nachhaltig in der Region zu verankern und für die Zukunft nutzbar zu machen.

Vom Training bis zur Vernetzung

„Im Rahmen des Projekts haben wir mehrere Maßnahmen umgesetzt: gezielte Trainingseinheiten für Führungskräfte und Mitarbeitende, um Kompetenzen in Konfliktmanagement und Transformationsprozessen aufzubauen, aber auch Trainings für Auszubildende und Schüler, die deren Fähigkeit zur konstruktiven Konfliktlösung und aktiven Mitgestaltung stärkten“, erläutert Projektmanagerin Verena Reinecke. Über den Projektzeitraum wurden drei Auszubildendentrainings, fünf Kurse für Mitarbeitende und drei Kurse für Schüler mit insgesamt mehr als 100 Teilnehmenden durchgeführt. Außerdem fanden mehrere Vernetzungs- und Multiplikatorentreffen statt, bei denen Teilnehmende der verschiedensten Branchen in den Austausch kamen, Best Practices teilten und regionale Netzwerke gestärkt wurden.

Aktuell arbeitet das Steinbeis-Team an einem Projekthandbuch, das die Erkenntnisse und Methoden der Transformationslotsen für zukünftige Anwenderinnen und Anwender zugänglich machen wird. Zudem erfolgte eine zweistufige Evaluation der Trainings, einmal direkt nach dem Training und nochmals zum Ende des Projekts. Das verdeutlicht den Praxistransfer des Gelernten in den Arbeitsalltag der Teilnehmenden. Nach Abschluss des Förderprojekts sollen die Weiterbildungen nun in Form eines Gebührenmodells fortgeführt werden, für die Zielgruppe der Auszubildenden fanden schon die ersten Trainings statt.

Nachhaltige Wirkung und regionale Resilienz

„Mit unserem Projekt ‚Transformationslotsen‘ haben wir sehr positive Ergebnisse erzielt, insbesondere im Hinblick auf die gestärkte Handlungskompetenz der Teilnehmenden: Sie haben ein Verständnis für die Mechanismen und Funktionen von Konflikten entwickelt, können sie frühzeitig wahrnehmen und sind in der Lage, Konflikte professionell zu bearbeiten und als Vermittler zu agieren“, resümiert Verena Reinecke. Diese Fähigkeiten sind in Transformationsprozessen von entscheidendem Vorteil, weil sie soziale Spannungen frühzeitig abbauen. Außerdem entstanden Netzwerke, die branchenübergreifend den beruflichen Austausch fördern und eine stärkere Kooperation zwischen Akteuren aus Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft ermöglichen. Das Projekt stärkte das Selbstvertrauen und die Kompetenzen in Unternehmen und Schulen, um den Strukturwandel aktiv mitgestalten zu können, statt nur auf Veränderungen zu reagieren. Publikationen und Veranstaltungen gaben auch überregionale Impulse und inspirierten andere Regionen ähnliche Qualifikationsmaßnahmen zu entwickeln.

Das Projekt „Transformationslotsen“ zeigt, wie gezielte Qualifizierung und Vernetzung den Strukturwandel unterstützen können. Es schafft nicht nur kurzfristige Lösungen für aktuelle Herausforderungen, sondern liefert auch langfristige Impulse für eine widerstandsfähige, partizipative Gesellschaft. Mit dem Ende der Projektlaufzeit im März 2025 endete die Förderung, aber nicht die Wirkung: Die geschaffenen Netzwerke und Materialien bleiben auch als künftige Navigationshilfe bestehen. Und auch die Trainings für Unternehmen und Ausbildungseinrichtungen werden aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmenden nach dem Ende der Projektförderung weiterhin angeboten. Das Projekt hat einmal mehr verdeutlicht: Transformation erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern vor allem eines – den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen.